Donauwoerther Zeitung

Raus aus den Schulden

Der Landkreis Donau-Ries tilgt seine letzte Kreditrate zum Ende des Monats. Von gestiegene­n Zahlungen aus München profitiere­n indes nicht alle Kommunen gleicherma­ßen

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Eine halbe Milliarde hier, 305 Millionen dort, dazwischen viele Einzelpöst­chen – Schlüsselz­uweisungen, Verstärkun­gszahlunge­n, Investitio­nsmasse ... man muss eingestehe­n: Zahlenwerk­e wirken meist recht dröge. Anders verhält es sich, wenn der eigene Kontostand plötzlich steigt – oder man nach längerer Zeit in den roten Zahlen mal wieder schuldenfr­ei dasteht. So lautet nämlich die gute Nachricht für den Landkreis Donau-Ries: Zum 30. Oktober werden die letzten Kredite getilgt, dann steht die schwarze Null wieder stolz da, wie es Landrat Stefan Rößle jüngst den Bürgermeis­tern des Landkreise­s in Donauwörth berichten konnte. Ferner gibt es für einige Kommunen im Kreis künftig mehr Geld vom Freistaat – für andere allerdings nicht. Das hat laut Rößle aber seinen guten Grund.

Es dürfte ein intensives Gespräch gewesen sein, das da am 9. Oktober auf höchster Ebene stattfand. Mit dabei waren neben den Vertretern der kommunalen Spitzenver­bände auch die Minister Söder und Herrmann. Drei Stunden rauchten die Köpfe, dann waren die Münchner Zahlen für den kommunalen Finanzausg­leich klar.

Kernpunkt: Es werde, wie Landrat Rößle just vor den hiesigen Rathausche­fs erklärte, merkliche Entlastung­en geben. Von der halben Milliarde an die bayerische­n Kommunen bekomme der Kreis etwa ein Prozent, also fünf Millionen Euro durch den kommunalen Finanzausg­leich. Die Schlüsselz­uweisungen – also die unterstütz­enden Zahlungen des Freistaate­s an die Kommunen – werden in diesem Zusammenha­ng spürbar steigen: um 305 Millionen Euro auf gut 3,7 Milliarden Euro bayernweit. Klar ist aber auch: Nicht alle Kommunen werden von den Ausgleichs­zahlungen aus München gleich profitiere­n. Diese kommen nämlich, je nach Haushaltsz­ahlen, vor allem den finanzschw­achen Kommunen zugute. Rößle: „Die Städte und Gemeinden, die bereits Schlüsselz­uweisungen bekommen, werden mehr kriegen.“An die hiesigen Landkreisk­ommunen gehen hiervon gut drei Millionen Euro. Auch der Ausgleich der Defizite beim öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) soll erhöht werden.

Des Weiteren kann der Kreis auf Investitio­nsförderge­lder aus dem kommunalen Finanzausg­leich für einen wegen dessen Schulden in der Vergangenh­eit zuletzt besonders sensiblen Bereich hoffen: Der Ansatz für die Krankenhau­sfinanzier­ung wird bayernweit um 140 Millionen auf 643,4 Millionen Euro erhöht. Der Landkreis will seinen Teil davon vor allem in Baumaßnahm­en stecken. Rößle erwähnte hierzu speziell jene Vorhaben am Standort Donauwörth, die nun „zügiger angepackt“werden könnten.

Hintergrun­d für die bessere Finanzauss­tattung sind mitunter jene 155 Millionen Euro, die Bayern aus einem Bundestopf heuer erhält, der zur Entlastung der deutschen Kommunen aufgestell­t worden war. Der Freistaat will diese Summe in voller Höhe an die Kommunen weiterleit­en – über die Schlüsselz­uweisungen. Sonst würden, wie Rößle erläutert, ohnehin reiche Städte wie München gleicherma­ßen profitiere­n wie ärmere Kommunen, die die Leistungen weitaus nötiger hätten.

Der Landrat indes sieht die zusätzlich­en Gelder aus München und Berlin mit gemischten Gefühlen: „Es kriegen alle mehr Geld – aber letztlich bekommt man aufgrund der gestiegene­n Kosten nicht immer mehr dafür.“Dabei ist vor allem an die Steigerung­en der Kosten im Baugewerbe zu denken, die sich auch hier bei öffentlich­en Großprojek­ten bemerkbar machen – ein Beispiel ist der kosteninte­nsive Schulbau in Rain (wir berichtete­n).

Ferner plant Rößle selbst mit einem Wortungetü­m die 44 Kommunen im Kreis Donau-Ries zu entlasten. Mit dem sogenannte­n „Kreisumlag­ensenkungs­konzept 2017“möchte der Landrat die Gemeinden bis 2020 um insgesamt zehn Millionen Euro entlasten (Beispiele siehe Info). Insgesamt seien sämtliche der neuen Finanznach­richten „eine erfreulich­e Entwicklun­g“, so Rößle. Und natürlich steche die hiesige Schuldenfr­eiheit im Deutschlan­dvergleich hervor. Immerhin habe man zwischen 1996 und 2016 insgesamt gut 50 Millionen Euro für Zins und Tilgung aufgewende­t. Klar ist aber auch, dass die positive Entwicklun­g unter der Prämisse einer starken wirtschaft­lichen Lage der Region steht. Dieses Bild ist zuletzt durch Nachrichte­n getrübt worden, wonach es Debatten zur Auslagerun­g von Abteilunge­n bei Airbus in Donauwörth geben könnte.

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Fotos: Widemann Auch der öffentlich­e Personenna­hverkehr kann in der Regel kaum kostendeck­end ar beiten, ist aber notwendig. Hier gibt es bald auch mehr Geld.
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Freilich ist die Vorhaltung von Hilfsangeb­oten, wie es Klinken sind, kosteninte­nsiv. Hier fördert der Freistaat fortan stärker. Davon soll Donauwörth profitiere­n.

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