Donauwoerther Zeitung

Schätze sollen an sicheren Ort

Das Stadtarchi­v in Wemding ist historisch bedeutend. Weil aber die derzeitige­n Räume unzureiche­nd sind, sollen die 60 000 Schriftstü­cke ausgelager­t werden. Suche nach Alternativ­e

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Die Stadt Wemding besitzt historisch­e Schätze wie kaum ein anderer Ort dieser Größe: Im Archiv der Kommune befinden sich rund 60000 Schriftstü­cke aus rund 700 Jahren. Das Problem: Die Räume, in denen die Dokumente aus Pergament und Papier lagern, sind für diesen Zweck kaum geeignet. Deshalb sieht sich der Stadtrat nun zum Handeln gezwungen. Zum einen soll das Stadtarchi­v vorübergeh­end ausgelager­t werden, zum anderen soll eine langfristi­ge Alternativ­e in Wemding gefunden werden.

Das Thema ist nicht neu, wie Bürgermeis­ter Martin Drexler und andere Ratsmitgli­eder anmerkten. Bereits seit Jahrzehnte­n führt das Archiv ein Schattenda­sein. Es gab Gedankensp­iele, die alten Schriftstü­cke in privaten Anwesen unterzubri­ngen. Dies scheiterte dem Vernehmen nach jedoch unter anderem an den hohen Auflagen.

In die Angelegenh­eit kam in den vergangene­n Monaten wieder Bewegung. Bei einer routinemäß­igen Überprüfun­g – im Amtsdeutsc­h Gefährdung­sbeurteilu­ng genannt – im Mai 2017 stellten Experten fest, dass der Brandschut­z nicht ausreichen­d sei. Dies sei in dem Bericht ausdrückli­ch vermerkt worden, berichtete Rosalinde Meyer, Geschäftsl­eiterin im Rathaus. Der Zustand sei demnach nicht mehr tolerierba­r. Unter anderem werde bemängelt, dass Elektrolei­tungen offen verlegt sind. Auch die mangelnde Sicherung der Räume im VG-Gebäude sei ein Problem.

Bürgermeis­ter Drexler bezeichnet­e das Archiv als „Gedächtnis einer Stadt“, das „absolut notwendig“sei. Drexler stellte fest: „Wir haben hier einen besonderen Schatz.“Den gelte es für die folgenden Generation­en zu bewahren. Die ältesten Dokumente stammen aus dem frühen 14. Jahrhunder­t. Das Archiv sei nie durch Kriege in Mitleidens­chaft gezogen worden: „Wir haben keine Verluste.“Wertvolle Schriftstü­cke seien beispielsw­eise zum Bau der Stadtmauer und des historisch­en Rathauses vorhanden. Aber auch über „dunkle Kapitel“(zum Beispiel Hexenproze­sse) seien Unterlagen vorhanden. Nach Ansicht von Drexler biete das Stadtarchi­v genügend Stoff für Doktorarbe­iten und sogar Habilitati­onen.

Angesichts des momentanen Zu- stands könne man „nicht weiter zuwarten“. Weil ein neues Archiv nicht von heute auf morgen eingericht­et werden könne, müsse man eine „Zwischenlö­sung“finden. Eine solche schlug die Stadtverwa­ltung vor. Man habe mit der Firma Frankenras­ter in Buchdorf Kontakt aufgenomme­n. Die ist auf die Lagerung von Akten spezialisi­ert. Die Stadt Nürnberg habe dort bereits einen Teil ihres Archivs deponiert.

Ein Konzept spätestens in einem Jahr

Der Wemdinger (Teilzeit-)Archivar Thomas Kleinle, Kreisheima­tpfleger Gerhard Beck und die Verantwort­lichen des Kulturzirk­els Wemding befürworte­ten diesen Weg. Dokumente könnten in Buchdorf jederzeit eingesehen werden – freilich gegen eine Gebühr. Neben den Kosten für den Umzug von zunächst rund 600 Kartons mit katalogisi­ertem Archivgut würde eine Lagermiete von 300 Euro pro Monat fällig. Geschäftsl­eiterin Meyer erinnerte an die Rathausbrä­nde in Dillingen und Straubing in der jüngeren Vergangenh­eit. Dies habe auch in Wemding aufgeschre­ckt, sagte Dritter Bürgermeis­ter Gottfried Hänsel. Es sei „rechtzeiti­ges Handeln angesagt“. Freilich müsse das Archiv dann wieder zurück in die Stadt. Dies solle man „nicht auf die lange Bank schieben“. Sprecher aller Fraktionen sahen dies ähnlich. Werner Waimann (Grüne) meinte, es wäre „eine Katastroph­e“, sollte etwas aus dem Stadtarchi­v verloren gehen. Werner Waimann hätte – ebenso wie Diana Waimann (Frauenlist­e) – aber die Entscheidu­ng über die vorübergeh­ende Auslagerun­g gerne noch vertagt gehabt, um nähere Informatio­nen über die Firma in Buchdorf und die Abläufe zu erhalten. Die übrigen Räte hatten jedoch keine Einwände.

Es wurde auch gleich andiskutie­rt, wie es weitergehe­n könnte. Bürgermeis­ter Drexler brachte den Bereich um den Schlosshof als möglichen neuen Standort des Archivs ins Gespräch. Dort hätte man die Chance auf hohe staatliche Zuschüsse aus der Städtebauf­örderung. Bernd Schneid (SPD) forderte, es müsse bis spätestens in einem Jahr ein Konzept geben.

Der Bauausschu­ss des Stadtrats will sich nun bereits am kommenden Dienstag über das weitere Vorgehen unterhalte­n.

 ?? Archivfoto: Wolfgang Widemann ?? Im Wemdinger Stadtarchi­v lagern Schriftstü­cke aus rund 700 Jahren. Weil die Räume alles andere als ideal für diesen Zweck sind, sollen die Dokumente – in Kartons verpackt – vorübergeh­end in einer Firma untergebra­cht werden.
Archivfoto: Wolfgang Widemann Im Wemdinger Stadtarchi­v lagern Schriftstü­cke aus rund 700 Jahren. Weil die Räume alles andere als ideal für diesen Zweck sind, sollen die Dokumente – in Kartons verpackt – vorübergeh­end in einer Firma untergebra­cht werden.

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