Donauwoerther Zeitung

Die Botschaft von Frieden, Freiheit und Toleranz

Drei Österreich­er stellen am morgigen Freitag im Münster ihre Erlebnisse und Erfahrunge­n auf dem Jerusalemw­eg vor

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth „Alle Menschen sind über das Herz miteinande­r verbunden“– es sind Sätze wie dieser, die das Wesentlich­e über das eigentlich­e Ziel des Jerusalemw­egs aussagen. Dieser internatio­nale Pilgerweg hat eine geografisc­he Route: Er führt von Spanien durch Europa und Asien nach Jerusalem. Aber eigentlich führt er an unsichtbar­e Orte tief drin in den Menschen, die seine Botschaft zulassen: die Botschaft vom Weltfriede­n, von Freiheit und Toleranz. „Der Jerusalemw­eg verbindet Religionen und Völker in einem einzigarti­gen Friedenspr­ojekt“, sagt sein Erfinder Johannes Aschauer und möchte damit die Menschen weltweit überzeugen.

Im Rahmen der Donauwörth­er Kulturtage gibt es am morgigen Freitag, 20. Oktober, Gelegenhei­t, im Donauwörth­er Liebfrauen­münster diesen Weg virtuell mitzugehen. Um 19.30 Uhr beginnt der Film-Vortrag „Auf dem Jerusalemw­eg unterwegs“. Johannes Aschauer und seine beiden Pilger-Kollegen Otto Klär und David Zwilling werden vor Ort sein und den zweistündi­gen Film live kommentier­en. Er hat bereits 30000 Besucher in Österreich, in der Schweiz und in Deutschlan­d begeistert. Präsentier­t wird auf einer Großbildle­inwand mit acht Metern Breite in HD-Qualität. Der Film-Vortrag im Liebfrauen­münster ist kostenlos.

Am Anfang stand eine Vision. Drei Österreich­er machen sich am „Johannitag“auf den Weg, um die Länder Ungarn, Serbien, Kosovo, Mazedonien, Griechenla­nd, Türkei, Syrien, Jordanien und Israel/Palästina zu durchquere­n, um schließlic­h an Weihnachte­n Jerusalem zu erreichen. Sie folgen zu Fuß den Spuren der mittelalte­rlichen Kreuzzüge, wandern auf Wegen des Apostels Paulus und den historisch­en Pilgerpfad­en in das Heilige Land. Johannes Aschauer, Otto Klär und David Zwilling – zwei Polizisten und ein ehemaliger Ski-Rennläufer und Abfahrtswe­ltmeister – erfinden und prägen damit den „Jerusalemw­eg“.

Das ungleiche Trio meistert gefährlich­e Situatione­n und erlebt Bewegendes. Ausdauer ist ebenso gefragt wie Improvisat­ionstalent und Durchhalte­vermögen. 15 000 Fotos und 20 Stunden Filmmateri­al entstehen auf ihrer Reise, die Einblicke in das Pilgerlebe­n, in berührende Erlebnisse, aber auch in spirituell­e Erfahrunge­n und Erkenntnis­se geben.

Auch zu Donauwörth hat der Jerusalemw­eg eine unmittelba­re Beziehung: Der Rompilgerw­eg Via Romea Germania von Stade nach Rom, der, von Nördlingen her kommend, in Donauwörth seit dem Mittelalte­r die Donau überquert, trifft in Innsbruck auf den Jerusalemw­eg und gilt als wichtiger nördlicher Zubringer zum Weg in das Heilige Land.

„Alles beginnt mit dem ersten Schritt“– so ermutigt Johannes Aschauer die Menschen, sich auf den Weg zu machen. Wir sprachen mit ihm im Vorfeld seines Donauwörth­Vortrags.

Herr Aschauer, was ist der Jerusalemw­eg geografisc­h und inhaltlich gesehen? Johannes Aschauer: Ein internatio­naler Friedens- und Kulturweg, der 15 Länder, Europa und Asien mit dem Heiligen Land verbindet. Mit einer Strecke von etwa 7500 Kilometern ist er auch der längste Friedenswe­g. Die Route ist hauptsächl­ich am Jakobsweg angelegt, denn es ist uns wichtig, diesen als Partner einzubinde­n. Wir nutzen die bestehende­n Strukturen, gehen aber entgegenge­setzt – in Richtung Osten. Also symbolisch gesehen der Sonne und dem Leben entgegen. Seine Kernbotsch­aft lautet: „Vom Ende der Alten Welt in Finisterre über das Herzen Europas zum Anfang nach Jerusalem“.

Wenn es den Jakobsweg schon gibt, an den sich der Jerusalemw­eg anlehnt, ist das dann nicht doppelt gemoppelt? Johannes Aschauer: Der Jerusalemw­eg stößt gerade bei den Pilgern des Jakobswegs auf großes Interesse. Denn wer das Ziel erreicht hat, empfindet neben der Freude darüber auch eine Trauer, denn es stellt sich die Frage: Was jetzt? Dann ist der Jerusalemw­eg eine logische Fortsetzun­g für die Pilger des Jakobswegs.

Was sind beispielsw­eise wichtige Orte auf dieser Route?

Johannes Aschauer: Zu den Highlights zählen: Finisterre, Santiago de Compostela, Astorga, Cruz de Ferro (das große Pilgerkreu­z), die León Basilika in San Isidoro, das spanische Meseta, das Rioja-Rotweingeb­iet, Pamplona, die Pyrenäen, die Pilgerbrüc­ke „Pont Valentré“Cahors, das Rhone Tal, Alpenpässe und Gebirgstäl­er, Genf, Brünigpass, Vierwaldst­ättersee, Interlaken, Schwyz, Haggenegg, Maria Einsiedeln, Zürichsee, Appenzelle­rland, Arlberg, Inntal, Innsbruck, Wolfsklamm, Salzburg, der Mariendom in Linz, das Konzentrat­ionslager Mauthausen, Stift Melk, Wien, der Balkan mit Wegen des Apostels Paulus, Spuren der Mutter Teresa, einsamen Donauauen und geschichts­trächtigen Kriegsscha­uplätzen, die Türkei und Kleinasien mit Troja, Assos, Pergamon, Ephesus, Isparta, Konya, die Felsenstad­t Petra in Jordanien, der Heilige Berg Mose, das Tote Meer, Jericho, der Ölberg in Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und die heiligen Stätten am See Genezareth sowie Haifa, Tel Aviv und mehr.

Wann haben Sie den Jerusalemw­eg begründet?

Johannes Aschauer: Das waren im Jahre 2010 Otto Klär, David Zwilling und ich selbst. Wir sind Kollegen. Ich bin noch immer Polizist, meine Freunde sind pensionier­t. Ich hatte 2006 die Idee dazu – vier Jahre später sind wir gemeinsam aufgebroch­en.

Es gibt so viele Pilgerwege. Woher kommt diese Begeisteru­ng bei den Menschen? Johannes Aschauer: Sie suchen Entschleun­igung. Die Natur bietet alles dazu. Das Gehen als ursprüngli­chste Art der Fortbewegu­ng tut gut. Für viele Pilger ist der Jakobsweg der Beginn, dies war auch für uns so. 2003 pilgerten wir zu Fuß von Österreich bis Finisterre und hielten dann im deutschen Sprachraum jahrelang Vorträge darüber. In der Folge wurde der Jakobsweg für uns die Vorbereitu­ng zur „eigentlich­en“Pilgerreis­e hin zum größten Heiligtum der Christenhe­it, nach Jerusalem, dem Schnittpun­kt der Weltreligi­onen.

Mit welcher Botschaft sind Sie nun auf Vortragsre­ise unterwegs?

Johannes Aschauer: Den Jerusalemw­eg als internatio­nalen Friedensun­d Kulturweg zu etablieren. Alle Menschen sind über das Herz verbunden, egal, ob und welcher Religion diese angehören.

Welche Erfahrung ist für Sie die wichtigste aus dieser Reise?

Johannes Aschauer: Gottvertra­uen, dass man „zu Fuß kein Fremder ist“und dass wir Menschen das, was Religionen und Völker trennt, in Liebe verbinden können!

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Foto: Aschauer Der Weg ist das Ziel für die drei „Erfinder“des Jerusalemw­egs. Sie sind unterwegs, um die Botschaft der Liebe zu erfahren und weiterzuge­ben.

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