Die Botschaft von Frieden, Freiheit und Toleranz
Drei Österreicher stellen am morgigen Freitag im Münster ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf dem Jerusalemweg vor
Donauwörth „Alle Menschen sind über das Herz miteinander verbunden“– es sind Sätze wie dieser, die das Wesentliche über das eigentliche Ziel des Jerusalemwegs aussagen. Dieser internationale Pilgerweg hat eine geografische Route: Er führt von Spanien durch Europa und Asien nach Jerusalem. Aber eigentlich führt er an unsichtbare Orte tief drin in den Menschen, die seine Botschaft zulassen: die Botschaft vom Weltfrieden, von Freiheit und Toleranz. „Der Jerusalemweg verbindet Religionen und Völker in einem einzigartigen Friedensprojekt“, sagt sein Erfinder Johannes Aschauer und möchte damit die Menschen weltweit überzeugen.
Im Rahmen der Donauwörther Kulturtage gibt es am morgigen Freitag, 20. Oktober, Gelegenheit, im Donauwörther Liebfrauenmünster diesen Weg virtuell mitzugehen. Um 19.30 Uhr beginnt der Film-Vortrag „Auf dem Jerusalemweg unterwegs“. Johannes Aschauer und seine beiden Pilger-Kollegen Otto Klär und David Zwilling werden vor Ort sein und den zweistündigen Film live kommentieren. Er hat bereits 30000 Besucher in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland begeistert. Präsentiert wird auf einer Großbildleinwand mit acht Metern Breite in HD-Qualität. Der Film-Vortrag im Liebfrauenmünster ist kostenlos.
Am Anfang stand eine Vision. Drei Österreicher machen sich am „Johannitag“auf den Weg, um die Länder Ungarn, Serbien, Kosovo, Mazedonien, Griechenland, Türkei, Syrien, Jordanien und Israel/Palästina zu durchqueren, um schließlich an Weihnachten Jerusalem zu erreichen. Sie folgen zu Fuß den Spuren der mittelalterlichen Kreuzzüge, wandern auf Wegen des Apostels Paulus und den historischen Pilgerpfaden in das Heilige Land. Johannes Aschauer, Otto Klär und David Zwilling – zwei Polizisten und ein ehemaliger Ski-Rennläufer und Abfahrtsweltmeister – erfinden und prägen damit den „Jerusalemweg“.
Das ungleiche Trio meistert gefährliche Situationen und erlebt Bewegendes. Ausdauer ist ebenso gefragt wie Improvisationstalent und Durchhaltevermögen. 15 000 Fotos und 20 Stunden Filmmaterial entstehen auf ihrer Reise, die Einblicke in das Pilgerleben, in berührende Erlebnisse, aber auch in spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse geben.
Auch zu Donauwörth hat der Jerusalemweg eine unmittelbare Beziehung: Der Rompilgerweg Via Romea Germania von Stade nach Rom, der, von Nördlingen her kommend, in Donauwörth seit dem Mittelalter die Donau überquert, trifft in Innsbruck auf den Jerusalemweg und gilt als wichtiger nördlicher Zubringer zum Weg in das Heilige Land.
„Alles beginnt mit dem ersten Schritt“– so ermutigt Johannes Aschauer die Menschen, sich auf den Weg zu machen. Wir sprachen mit ihm im Vorfeld seines DonauwörthVortrags.
Herr Aschauer, was ist der Jerusalemweg geografisch und inhaltlich gesehen? Johannes Aschauer: Ein internationaler Friedens- und Kulturweg, der 15 Länder, Europa und Asien mit dem Heiligen Land verbindet. Mit einer Strecke von etwa 7500 Kilometern ist er auch der längste Friedensweg. Die Route ist hauptsächlich am Jakobsweg angelegt, denn es ist uns wichtig, diesen als Partner einzubinden. Wir nutzen die bestehenden Strukturen, gehen aber entgegengesetzt – in Richtung Osten. Also symbolisch gesehen der Sonne und dem Leben entgegen. Seine Kernbotschaft lautet: „Vom Ende der Alten Welt in Finisterre über das Herzen Europas zum Anfang nach Jerusalem“.
Wenn es den Jakobsweg schon gibt, an den sich der Jerusalemweg anlehnt, ist das dann nicht doppelt gemoppelt? Johannes Aschauer: Der Jerusalemweg stößt gerade bei den Pilgern des Jakobswegs auf großes Interesse. Denn wer das Ziel erreicht hat, empfindet neben der Freude darüber auch eine Trauer, denn es stellt sich die Frage: Was jetzt? Dann ist der Jerusalemweg eine logische Fortsetzung für die Pilger des Jakobswegs.
Was sind beispielsweise wichtige Orte auf dieser Route?
Johannes Aschauer: Zu den Highlights zählen: Finisterre, Santiago de Compostela, Astorga, Cruz de Ferro (das große Pilgerkreuz), die León Basilika in San Isidoro, das spanische Meseta, das Rioja-Rotweingebiet, Pamplona, die Pyrenäen, die Pilgerbrücke „Pont Valentré“Cahors, das Rhone Tal, Alpenpässe und Gebirgstäler, Genf, Brünigpass, Vierwaldstättersee, Interlaken, Schwyz, Haggenegg, Maria Einsiedeln, Zürichsee, Appenzellerland, Arlberg, Inntal, Innsbruck, Wolfsklamm, Salzburg, der Mariendom in Linz, das Konzentrationslager Mauthausen, Stift Melk, Wien, der Balkan mit Wegen des Apostels Paulus, Spuren der Mutter Teresa, einsamen Donauauen und geschichtsträchtigen Kriegsschauplätzen, die Türkei und Kleinasien mit Troja, Assos, Pergamon, Ephesus, Isparta, Konya, die Felsenstadt Petra in Jordanien, der Heilige Berg Mose, das Tote Meer, Jericho, der Ölberg in Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und die heiligen Stätten am See Genezareth sowie Haifa, Tel Aviv und mehr.
Wann haben Sie den Jerusalemweg begründet?
Johannes Aschauer: Das waren im Jahre 2010 Otto Klär, David Zwilling und ich selbst. Wir sind Kollegen. Ich bin noch immer Polizist, meine Freunde sind pensioniert. Ich hatte 2006 die Idee dazu – vier Jahre später sind wir gemeinsam aufgebrochen.
Es gibt so viele Pilgerwege. Woher kommt diese Begeisterung bei den Menschen? Johannes Aschauer: Sie suchen Entschleunigung. Die Natur bietet alles dazu. Das Gehen als ursprünglichste Art der Fortbewegung tut gut. Für viele Pilger ist der Jakobsweg der Beginn, dies war auch für uns so. 2003 pilgerten wir zu Fuß von Österreich bis Finisterre und hielten dann im deutschen Sprachraum jahrelang Vorträge darüber. In der Folge wurde der Jakobsweg für uns die Vorbereitung zur „eigentlichen“Pilgerreise hin zum größten Heiligtum der Christenheit, nach Jerusalem, dem Schnittpunkt der Weltreligionen.
Mit welcher Botschaft sind Sie nun auf Vortragsreise unterwegs?
Johannes Aschauer: Den Jerusalemweg als internationalen Friedensund Kulturweg zu etablieren. Alle Menschen sind über das Herz verbunden, egal, ob und welcher Religion diese angehören.
Welche Erfahrung ist für Sie die wichtigste aus dieser Reise?
Johannes Aschauer: Gottvertrauen, dass man „zu Fuß kein Fremder ist“und dass wir Menschen das, was Religionen und Völker trennt, in Liebe verbinden können!