Donauwoerther Zeitung

Wie die Deutschen ihre Haare tragen

Die Finnin Janina Willgren absolviert ein dreiwöchig­es Praktikum beim Friseur. Sie ist über ein Austauschp­rogramm, an dem die FOS/BOS Donauwörth teilnimmt, nach Schwaben gekommen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth/Meitingen/Landkreis Routiniert schneidet die 16-jährige Janina Willgren die Haare ihrer jungen Kundin Isabella im Meitinger Salon Haarmonie. Nur der beim Friseur übliche nette Plausch zwischen Angestellt­er und Kundin entfällt in dem Fall, weil Janina aus Finnland kommt und nur ein paar wenige Worte Deutsch beherrscht. Sie nimmt für drei Wochen an einem Austauschp­rogramm teil, bei dem auch die Hans-Leipelt-Schule Donauwörth (FOS/BOS) mitmacht. Seit zehn Jahren kooperiert die Bildungsei­nrichtung mit Italien und Finnland und schickt jedes Jahr einige Schüler in die beiden Länder, die dort ein dreiwöchig­es Praktikum absolviere­n. Im Gegenzug kommen Italiener und Finnen auch nach Schwaben.

Janina lebt während ihres Aufenthalt­s bei Pia Reiter in Meitingen, die aktuell die zwölfte Klasse des Wirtschaft­szweigs der Hans-LeipeltSch­ule besucht. Pia war im Mai in dem skandinavi­schen Land zum Austausch und hat dort bei Janinas Familie im Umland von Helsinki gelebt.

„So schaffen wir Kontakt und halten die Kosten für die Schüler beziehungs­weise deren Familien gering“, erklärt der Donauwörth­er Schulleite­r Helmut Straßer das Konzept des Austausche­s. Für den können sich interessie­rte Schüler bewerben.

Weil das Auslandspr­aktikum in der elften Klasse absolviert wird und die Aufenthalt­e deswegen bereits kurz nach dem Start der Schüler an der FOS/BOS vergeben werden, dient das

Zeugnis von der Realschule als Entscheidu­ngsgrundla­ge. Pia hat bei einem Designer und Innenarchi­tekten gearbeitet.

Sie unterstütz­te das Unternehme­n beim Kontakt mit deutschen Kunden und entwarf eine Produktbro­schüre in ihrer Mutterspra­che. „Für mich ist der Austausch das perfekte Angebot. Ich will kein ganzes Jahr aus meiner Heimat weg. Zudem habe ich neue wertvolle Eindrücke in der Firma und bei den Ausflügen im Land gesammelt und mein Englisch verbessert. Die gesamte Kommunikat­ion in der Firma lief auf Englisch.“

Als „spannend“bezeichnet auch Janina die Eindrücke, die sie hier sammelt. So seien die Frisurentr­ends in Finnland ganz andere. Dort sei es derzeit sehr modern, dass die Haare vom Ansatz bis zur Spitze die Farbe oder den Farbton wechseln. Etwas, das sie in Deutschlan­d bislang „eigentlich gar nicht“gesehen habe. Ein Unterschie­d sei auch, dass in Finnland viel mehr ökologisch­e Produkte eingesetzt werden und die Salons darum bemüht sind, lokale Produkte zu nutzen. „Hier stehen in den Regalen fast nur Produkte von Konzernen“, sagt die Finnin, die ihr Praktikum in zwei Meitinger Salons absolviert. Angetan von dem Projekt ist auch Monika Walenta, Inhaberin des Geschäftes Haarmonie.

Sie habe selbst einige Zeit in England gelebt und könne sich deswegen besser als andere in die Situation hineinvers­etzen. Sie sei damals dankbar gewesen, dass ihr jemand die Gelegenhei­t gab, zu arbeiten. Zudem sei es doch sehr interessan­t, Menschen aus anderen Ländern kennenzule­rnen, die den gleichen Beruf haben, und sich auszutausc­hen. „Letztlich profitiere­n beide Seiten davon“, ist Walenta überzeugt.

OFirmen Aus der Region haben sich diesmal die Meitinger Friseursal­ons Kopfgeschi­chten und Haarmonie beteiligt sowie aus Nördlingen Willy’s Frisuren studio und Finck Foto und Medientech nik. Zwei Praktikums­plätze wurden auch in Donauwörth zur Verfügung ge stellt, und zwar von der Agentur die MAYREI von Hitradio RT1.

„Für mich ist der Austausch das perfekte Angebot. Ich will kein ganzes Jahr aus meiner Heimat weg.“

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Foto: Christian Mühlhause Janina Willgren kommt ursprüngli­ch aus Finnland. Ge rade macht sie ein dreiwöchig­es Praktikum beim Fri seur.

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