Wie die Deutschen ihre Haare tragen
Die Finnin Janina Willgren absolviert ein dreiwöchiges Praktikum beim Friseur. Sie ist über ein Austauschprogramm, an dem die FOS/BOS Donauwörth teilnimmt, nach Schwaben gekommen
Donauwörth/Meitingen/Landkreis Routiniert schneidet die 16-jährige Janina Willgren die Haare ihrer jungen Kundin Isabella im Meitinger Salon Haarmonie. Nur der beim Friseur übliche nette Plausch zwischen Angestellter und Kundin entfällt in dem Fall, weil Janina aus Finnland kommt und nur ein paar wenige Worte Deutsch beherrscht. Sie nimmt für drei Wochen an einem Austauschprogramm teil, bei dem auch die Hans-Leipelt-Schule Donauwörth (FOS/BOS) mitmacht. Seit zehn Jahren kooperiert die Bildungseinrichtung mit Italien und Finnland und schickt jedes Jahr einige Schüler in die beiden Länder, die dort ein dreiwöchiges Praktikum absolvieren. Im Gegenzug kommen Italiener und Finnen auch nach Schwaben.
Janina lebt während ihres Aufenthalts bei Pia Reiter in Meitingen, die aktuell die zwölfte Klasse des Wirtschaftszweigs der Hans-LeipeltSchule besucht. Pia war im Mai in dem skandinavischen Land zum Austausch und hat dort bei Janinas Familie im Umland von Helsinki gelebt.
„So schaffen wir Kontakt und halten die Kosten für die Schüler beziehungsweise deren Familien gering“, erklärt der Donauwörther Schulleiter Helmut Straßer das Konzept des Austausches. Für den können sich interessierte Schüler bewerben.
Weil das Auslandspraktikum in der elften Klasse absolviert wird und die Aufenthalte deswegen bereits kurz nach dem Start der Schüler an der FOS/BOS vergeben werden, dient das
Zeugnis von der Realschule als Entscheidungsgrundlage. Pia hat bei einem Designer und Innenarchitekten gearbeitet.
Sie unterstützte das Unternehmen beim Kontakt mit deutschen Kunden und entwarf eine Produktbroschüre in ihrer Muttersprache. „Für mich ist der Austausch das perfekte Angebot. Ich will kein ganzes Jahr aus meiner Heimat weg. Zudem habe ich neue wertvolle Eindrücke in der Firma und bei den Ausflügen im Land gesammelt und mein Englisch verbessert. Die gesamte Kommunikation in der Firma lief auf Englisch.“
Als „spannend“bezeichnet auch Janina die Eindrücke, die sie hier sammelt. So seien die Frisurentrends in Finnland ganz andere. Dort sei es derzeit sehr modern, dass die Haare vom Ansatz bis zur Spitze die Farbe oder den Farbton wechseln. Etwas, das sie in Deutschland bislang „eigentlich gar nicht“gesehen habe. Ein Unterschied sei auch, dass in Finnland viel mehr ökologische Produkte eingesetzt werden und die Salons darum bemüht sind, lokale Produkte zu nutzen. „Hier stehen in den Regalen fast nur Produkte von Konzernen“, sagt die Finnin, die ihr Praktikum in zwei Meitinger Salons absolviert. Angetan von dem Projekt ist auch Monika Walenta, Inhaberin des Geschäftes Haarmonie.
Sie habe selbst einige Zeit in England gelebt und könne sich deswegen besser als andere in die Situation hineinversetzen. Sie sei damals dankbar gewesen, dass ihr jemand die Gelegenheit gab, zu arbeiten. Zudem sei es doch sehr interessant, Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen, die den gleichen Beruf haben, und sich auszutauschen. „Letztlich profitieren beide Seiten davon“, ist Walenta überzeugt.
OFirmen Aus der Region haben sich diesmal die Meitinger Friseursalons Kopfgeschichten und Haarmonie beteiligt sowie aus Nördlingen Willy’s Frisuren studio und Finck Foto und Medientech nik. Zwei Praktikumsplätze wurden auch in Donauwörth zur Verfügung ge stellt, und zwar von der Agentur die MAYREI von Hitradio RT1.
„Für mich ist der Austausch das perfekte Angebot. Ich will kein ganzes Jahr aus meiner Heimat weg.“