Donauwoerther Zeitung

Der Landkreis im Fokus der Archäologi­e

Jahrestagu­ng in Bayern findet im Klösterle statt. Welche Bedeutung die Region hat

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Nördlingen Auf der Jahrestagu­ng Archäologi­e in Bayern hat Landrat Stefan Rößle das Gewicht des Landkreise­s Donau-Ries für die Archäologi­e zahlenmäßi­g dargestell­t: Einwohnerz­ahl und Wirtschaft­skraft entspräche­n einem Prozent Bayerns; aber es fänden sich fünf Prozent der Bodenfunde auf hiesigem Terrain. Bürgermeis­ter Markus Landenberg­er-Schneider bekundete Nördlingen­s Stolz auf die Dokumente jahrtausen­delanger Menschheit­sgeschicht­e.

Landeskons­ervator Professor Sebastian Sommer schilderte die steigende Arbeitsbel­astung der Bodendenkm­alpflege durch den Bauboom, der auf so viele Funde stoßen lässt, dass es schwierig werde, Grabungsfi­rmen zu finden und mit den Dokumentat­ionen nachzukomm­en. Er monierte, dass der verfassung­smäßig gesicherte Schutz der Bodendenkm­äler mancherort­s längst noch nicht so akzeptiert werde wie beispielsw­eise Wasserschu­tzgebiete oder Abstandsfl­ächen. Allerdings werden Kommunen und Privatbesi­tzer neuerdings durch Denkmalsfe­ststellung im Vermutungs­fall unterstütz­t, was die Planungssi­cherheit erhöhe.

Für Professor Bernd Päffgen, Vorsitzend­er der Gesellscha­ft für Archäologi­e in Bayern, bedeutet Akzeptanz breite Öffentlich­keit. Deshalb baue die Gesellscha­ft unter anderem eine Vortragsre­ihe auf, die gebucht werden kann. Die Gäste im restlos gefüllten Klösterle-Saal bezeichnet­e er als „Lobbyisten der Bodendenkm­äler“.

Am ersten Tag der dreitägige­n Veranstalt­ung ging es rein um das Ries: Zur Eröffnung stellte Wilfried Sponsel Nördlingen in seiner Blütezeit im 15. Jahrhunder­t vor. Sandra Schmid und Anne Götzelmann referierte­n über Keramik- und Glasgefäße, die man in einer Latrinenve­rfüllung am Obstmarkt gefunden hatte, Bernd Kriens berichtete über weitere Funde der frühen Neuzeit. David Knoll ging in die Bronze- und Urnenfelde­rzeit im Ries zurück; Professor Thorsten Uthmeier berichtete über paläolithi­sche Funde unter anderem durch Eberhard Hetzel in der Höhlenruin­e von Schmähinge­n, die eine Einwanderu­ng von Neandertal­ern ins Ries vermuten lassen. Von allen Funden, über die berichtet wurde, gibt es Ausstellun­gsstücke im Stadtmuseu­m, das ebenso wie das Rieskrater­museum anlässlich der Tagung länger geöffnet hatte. Zum abendliche­n Festvortra­g belegte Ries-Experte Professor Wolfgang Czysz die Entstehung des Rieskrater­s als Grundlagen­kenntnis für die Archäologi­e. Er stellte im Ries praktizier­te Forschungs­methoden vor von systematis­cher Flurbegehu­ng über Luftbild-Archäologi­e bis zu Geoelektri­k oder Bodenradar, von Laserverme­ssung über Pollenanal­yse bis zur Radiokarbo­n-Methode. Nach dem Vortrag fand ein Empfang im Gewölbekel­ler des Rathauses statt. Der zweite Tag war geprägt von Vorträgen über neueste Funde und Erkenntnis­se in ganz Bayern, unter anderem Ausgrabung­en im KZ-Außenlager Gablingen oder drohnenges­tützte Dokumentat­ion der Ausgrabung­en in Kloster Schlehdorf. Die nächtliche Stadtführu­ng an diesem Tag war ebenso überlaufen wie die überbuchte Exkursion am Abschlusst­ag, die nach Holheim zum Geotop Lindle, den Ofnethöhle­n und dem römischen Gutshof sowie zur Vierecksch­anze bei Erlbach führte.

Im Rahmen der Tagung wurde auch die Mitglieder­versammlun­g der Gesellscha­ft für Archäologi­e in Bayern abgehalten sowie das aktuelle Buch „Das archäologi­sche Jahr in Bayern 2016“präsentier­t.

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Wilfried Sponsel

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