Die Roboter sind da
Künstliche Intelligenz im Journalismus ist keine Science-Fiction. Wie sie in einer Redaktion bereits eingesetzt wird
Diese Meldung hat ein Roboter, eine Software geschrieben: „Die Veranstaltung ’Wochenmarkt’ steigt am 16.05.17 um 9:00 Uhr in Hooksiel. Veranstaltungsort ist die Location ’Kajüte am Campingplatz’, die sich in 26434 Hooksiel, Bäderstraße 3 befindet.“
Erschienen ist die Meldung auf www.nwzonline.de, dem Onlineauftritt der in Oldenburg erscheinenden Nordwest-Zeitung. Der Chefredakteur der Regionalzeitung, Lars Reckermann, lächelt. Nein, Pulitzer-Preis-verdächtige Texte schreibe Kollege Roboter noch nicht, aber ordentliche. Künstliche Intelligenz ist keine Science-Fiction mehr. Reckermann arbeitet seit Frühjahr 2016 mit AX Semantics, einer Software der Stuttgarter aexea GmbH. Diese gilt in Deutschland als führend auf dem Gebiet der automatisierten Texterstellung. Gründer und Geschäftsführer Saim Alkan erklärt, dass sich seine Software trainieren lasse. Sie lerne mit und könne den jeweiligen Erfordernissen einer Redaktion angepasst werden. Inzwischen sei man bereits in der Lage, Polizeimeldungen zu generieren. Die Software filtere die Daten aus einem von der Polizei erstellten Bericht heraus und schreibe ihn neu – auf Wunsch ergänzt mit der Kriminalitätsstatistik oder den Wetterdaten am Tag eines Verbrechens.
Werden Journalisten überflüssig? Keineswegs, meint Reckermann. „Wir sind gut beraten, in gute Journalisten zu investieren.“Denn die seien die „Marken“einer Zeitung. Roboter-Journalismus schaffe ihnen Freiräume für Recherchen. Er generiere Texte, die sonst gar nicht geschrieben würden.
Auf nwzonline.de sind das Terminankündigungen, Nachberichte zu Spielen unterer Fußball-Ligen und vor allem Wetterberichte. Auf der Seite gebe es 170 ständig aktualisierte Wettertexte aus dem Verbreitungsgebiet. „Postleitzahlengenau“, sagt Reckermann. Ein Redakteur könne das nicht leisten.