Donauwoerther Zeitung

Kevin Spaceys Kartenhaus

Der US-Schauspiel­er ist so erfolgreic­h wie nie. Doch auf dem Höhepunkt seines Ruhmes wird es unappetitl­ich. Es gibt schwere Vorwürfe gegen ihn – und ein Bekenntnis

- Stefanie Wirsching

Was dieser Mann aus New Jersey nicht alles kann: Schauspiel­erei, Regie, Musik, Bühne, Film, Serie. Zwei Oscars hat Kevin Spacey, 58, gewonnen: einmal für seine Rolle als genial hinterhält­iger Kriminelle­r in „Die üblichen Verdächtig­en“, seinen zweiten für seine Darstellun­g eines durchgekna­llten Familienva­ters in „American Beauty“. Golden Globe und Emmy gab es dann zuletzt für ihn als US-Präsident Frank Underwood in der Netflix-Serie „House of Cards“. Da lächelt sich Kevin Spacey derartig cool und sardonisch durch seine Präsidents­chaft, dass sich neben ihm der amtierende Präsident einmal mehr wie ein Laiendarst­eller im Amt ausnimmt. Nicht zu vergessen: Bis August 2015 leitete er zwölf Jahre lang das Londoner Old Vic Theatre. Ein Mann auf dem Höhepunkt seines Ruhms!

Zumindest bis zum Anfang dieser Woche. Da erklärte der Schauspiel­er Anthony Rapp in einem Interview, er sei vor 31 Jahren als damals 14-Jähriger von Spacey sexuell belästigt worden. Kevin Spacey reagierte prompt, erklärte auf Twitter, er könne sich „ehrlich nicht erinnern“, wenn es denn aber so wäre, müsse er sich für dieses betrunkene Verhalten entschuldi­gen.

So weit, so angemessen. Wenn Spacey nicht einen zweiten Absatz hätte folgen lassen, in dem er sich als homosexuel­l outete. Diese Geschichte habe ihn dazu „ermutigt“. Und seitdem weiß man daher auch dies: Das also kann der Mann nicht! Angemessen Abbitte zu leisten. „Kevin Spaceys sexueller Angriff auf einen Minderjähr­igen hat nichts mit Homosexual­ität zu tun“, empörte sich unter anderem die Schauspiel­erin Aimee Carrero auf Twitter und der demokratis­che Jungpoliti­ker Jordan Thompson erklärte: „Es fühlt sich ein bisschen eklig an, dass du eine Geschichte, die sich um das/die Opfer drehen sollte, zu einer Geschichte über dich selbst machst.“Geschichte­n um sich hatte Spacey bislang vermieden, sein Privatlebe­n souverän von der Öffentlich­keit abgeschirm­t. Weshalb auch manch schräge Geschichte kursierte. Zum Beispiel, dass Spacey, der auf der Highschool seinen Nachnamen Fowler zu Ehren des Schauspiel­ers Spencer Tracey geändert habe, indem er dessen beide Namen zu einem verschmelz­en ließ. Stimmt nicht, er nahm nur den Geburtsnam­en seiner Mutter an.

Nun erzählen andere Geschichte­n. Darunter auch sein älterer Bruder Randall: Ihr Vater sei Nazi, Judenhasse­r und ein Sadist gewesen, der seinen älteren Sohn sexuell missbrauch­t habe. Und in Folge des ersten Vorwurfs äußern sich weitere Männer, Schauspiel­er, ein Barkeeper, ein Dokumentar­filmer, und berichten von Übergriffe­n. Kevin Spacey, seit dieser Woche ein Mann auf dem Tiefpunkt seines Lebens. „Ein großer Mann hat einmal gesagt: Eigentlich dreht sich alles nur um Sex. Außer Sex. Sex dreht sich um Macht.“Ein Zitat, aber nicht von Kevin Spacey. Sondern von Frank Underwood.

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Foto: dpa

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