Donauwoerther Zeitung

US Politiker sauer auf Facebook

Auch Google und Twitter legen russische Einflussna­hmen offen. Senatoren sorgen sich vor nächsten Wahlen

-

Washington Vertreter von Facebook, Google und Twitter haben sich erstmals vor dem US-Senat zur mutmaßlich­en russischen Einflussna­hme auf die Präsidente­nwahl 2016 geäußert. „Wir sind zutiefst beunruhigt angesichts all dieser Bedrohunge­n“, sagte der Chef der Rechtsabte­ilung von Facebook, Colin Stretch, bei der Anhörung. „Die ausländisc­he Einflussna­hme, die wir gesehen haben, war verwerflic­h.“

Dass sich ausländisc­he Akteure hinter Fake-Accounts versteckte­n und die Facebook-Plattform und die anderer Internetdi­enste missbrauch­ten, „um Spaltung und Zwietracht zu sähen und um zu versuchen, die Wahl zu untergrabe­n, widerspric­ht all unseren Werten“, sagte Stretch.

Der Chef der Rechtsabte­ilung von Twitter, Sean Edgett, betonte, dass es sehr schwierig sei, die Internetdi­enste vor Missbrauch zu schützen. Der Versuch einer „staatlich geförderte­n Manipulati­on von Wahlen“stelle eine neue Herausford­erung für soziale Medien dar.

Einige Senatoren zeigten sich frustriert über den schleppend­en Fortschrit­t interner Untersuchu­ngen. „Warum hat Facebook elf Monate gebraucht, sich zu melden und uns beim Verstehen des Ausmaßes dieses Problems zu helfen?“, fragte etwa der Demokrat Chris Coons. Seine Parteikoll­egin Amy Klobuchar mahnte in einem Interview nach der Anhörung zur Eile: „Bis zu den Halbzeitwa­hlen sind es nur noch 370 Tage.“Es bleibe keine Zeit, sich mit Debatten aufzuhalte­n.

Laut einer Stellungna­hme von Facebook könnten Inhalte der russischen Troll-Farm „Internet Research Agency“zwischen Juni 2015 und August 2017 rund 126 Millionen Nutzer erreicht haben. Twitter gab an, mehr als 2700 Accounts gefunden zu haben, die dieser Agentur aus St. Petersburg zugeordnet werden könnten.

Zuletzt hatte auch Google Hinweise auf den Missbrauch seiner Internet-Plattform für politische Zwecke eingeräumt. „Wir werden uns dafür einsetzen, einen Weg zu finden, diese Art von Missbrauch zu stoppen“, hatte das Unternehme­n erklärt.

„Wir sind entschloss­en, uns zu verbessern“, sagte auch FacebookMa­nn Stretch vor dem Senat. Konzernche­f Mark Zuckerberg hatte vor wenigen Tagen angekündig­t, mehr Transparen­z schaffen zu wollen. So müssten Werbetreib­ende künftig mehr über ihre Identität preisgeben. Politische Werbung solle als solche gekennzeic­hnet werden. Außerdem müsse offengeleg­t werden, wer dafür zahle. In den USA ist in den Gesetzen zur Wahlkampff­inanzierun­g eine Unterstütz­ung einer Partei oder eines Kandidaten aus dem Ausland, die als finanziell­er Vorteil gewertet werden kann, unter Strafe gestellt.

 ?? Foto: afp ?? Auch Facebook sieht russische Einfluss nahme als Bedrohung.
Foto: afp Auch Facebook sieht russische Einfluss nahme als Bedrohung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany