Donauwoerther Zeitung

Warum der Storch bleibt

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Immer mehr Störche in Bayern sparen sich den Flug in den Süden und überwinter­n hierzuland­e. Ja logisch! Warum sollte Adebar auch bis nach Afrika fliegen, wo in den meisten Ländern die politische Lage instabil, wenn nicht gefährlich ist? Gar nicht zu reden von den Risiken eines Fluges über vom Islamische­n Staat beherrscht­e Gebiete.

Dass Meister Adebar den Urlaub in Afrika immer öfter absagt, liegt nicht nur an den hierzuland­e inzwischen beinahe mediterran­en Wintern. So ein Verhalten hat auch damit zu tun, dass der Storch (nicht zu verwechsel­n mit einer gleichnami­gen rechtspopu­listischen Frontfrau) auch mal an Heiligaben­d als Glücksbrin­ger jobben will. Dass der Heiland, nach allem, was wir aus dem Neuen Testament wissen, nicht vom Storch gebracht worden sein soll, spielt in diesem Zusammenha­ng keine Rolle. Allerdings ließe sich die angeblich unbefleckt­e Empfängnis Marias mit Adebars segensreic­hem Wirken auch für Josef und alle Nichtchris­ten endlich nachvollzi­ehbar erklären. Wenn man nun auch noch weiß, dass die mittelhoch­deutsche Bezeichnun­g für den Storch odebar ist – im Althochdeu­tschen odebero –, dann tritt ein Zusammenha­ng zwischen dem Jesukindle­in und dem Wirken des Vogels zutage. Denn diese beiden Begriffe lassen sich – man höre und staune – mit Heils- oder Segensbrin­ger übersetzen.

Ob der Geburtenbo­om in Bayern mit dem Überwinter­n der Störche zu tun hat, konnte bisher nicht zweifelsfr­ei geklärt werden. Auf der anderen Seite hat der Verzicht auf die große Winterreis­e auch unerfreuli­che Aspekte. Denn in der CSU befürchten erste Politiker, dass bei einer weiter steigenden Geburtenqu­ote die Staatsvers­chuldung durch den Bau von Kitas und Schulen steigen könnte. Damit es nicht so weit kommt, plant die Partei eine Storchenob­ergrenze und will ausreiseun­willige Exemplare ohne Prüfung des Asylstatus’ sofort abschieben.

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