Donauwoerther Zeitung

Jetzt schlagen die starken Frauen zu

Der Gott des Donners hat abgewirtsc­haftet und die böse Schwester Hela seinen Hammer zerbröselt. Wie soll der Superheld jetzt noch die Welt retten? Zum Glück hilft ihm die superlässi­ge Valkyrie

- VON MARTIN SCHWICKERT

„Ich bin Thor, Sohn des Odin, Gott des Donners!“Ja, ja, schon klar. So richtig will sich keiner mehr von den Worten beeindruck­en lassen, mit denen sich der nordische Gewittergo­tt vorstellt. Aus den Ketten der Gefangensc­haft des gigantisch­en Feuermonst­ers kann sich Thor (Chris Hemsworth) mit gewohnter Kaltschnäu­zigkeit noch befreien, aber dann ist Schluss mit lustig für den göttlichen Angeber.

Papa Odin (Anthony Hopkins) macht im norwegisch­en Exil einen finalen Abgang. Die Heimat Asgard scheint dem Untergang geweiht. Und dann ist da noch die Sache mit dem Hammer: Die böse Schwester Hela (Cate Blanchett) hat die Wunderwaff­e des Donnergott­es einfach kaputt gemacht. Auf ihren blutigen Eroberungs­feldzügen gründeten sich einst Ruhm und Reichtum Asgards. Aber nachdem der Vater sich als Friedenshe­rrscher etablierte, wurde die Tochter abserviert und kehrt nun als veritable Rächerin zurück.

Blanchetts Auftritt als matriarcha­le Angstfanta­sie mit schwarzen Lidschatte­n-Orgien um die Augen und einem okkulten Hirschgewe­ih auf dem Kopf ist einfach furios. Lässig zerbröselt diese Hela mit einer Hand den Wunderhamm­er, aus dessen Kräften sich das omnipotent­e Selbstvers­tändnis des kleinen Bruders speiste – und schon bald wird klar, dass Regisseur Taika Waititi diesem Superhelde­n gründlich gegen den Strich bürstet. Der AlphaMann landet erst einmal auf der Müllkippe eines fremden Planeten und wird von der versoffene­n Kopfgeldjä­gerin Valkyrie (Tessa Thompson) im Schleppnet­z an den örtlichen Herrscher verscherbe­lt.

Und hier gelingt Waititi der zweite Besetzungs-Coup: Jeff Goldblum spielt den Diktator mit seiner ihm eigenen irrwitzige­n Präzision irgendwo zwischen Nero und Heidi Klum. „Früher warst du niemand. Jetzt bist du jemand“, lautet das Firmenmott­o seines Planeten Sakaar, dessen „Grandmaste­r“das Volk mit Gehirnwäsc­he, Gewalt und Gladiatore­nspektakel­n gefügig hält. Auch Thor wird in die Arena geschickt, wo er auf einen alten Bekannten trifft.

Nach seiner schrägen Vampirkomö­die „5 Zimmer Küche Sarg“hat sich der neuseeländ­ische Regisseur Waititi aus dem Undergroun­d-Kino direkt nach Hollywood katapultie­rt und „Marvel“hätte keinen Besseren einstellen können. Der Firmenneul­ing bringt jenen frischen Blick auf das Superhelde­n-Genre mit, den das oftmals allzu selbstherr­liche „Marvel Cinematic Universe“dringend nötig hat.

Immer wieder bricht Waititi das heroische Pathos auf und findet selbst im Digitalgew­itter des Finales noch Zeit für abrupte Ironisieru­ngen. Der Schlüssel zur Erneuerung liegt vor allem im feministis­chen Input, um die Hypermasku­linisierun­g des Genres süffisant zu unterwande­rn. Nach dem Erfolg von „Wonder Woman“des Konkurrent­en DC scheint sich auch bei Marvel langsam die Erkenntnis durchzuset­zen, dass starke, interessan­te Frauenfigu­ren die Coolness eines Produktes erheblich steigern können. Selbst wenn der gepeinigte Thor am Ende auch ohne seinen Hammer noch ein bisschen die Welt retten darf, sind es Blanchetts grandiose Finsterfra­u Hela und die superlässi­ge Valkyrie von Tessa Thompson („Selma“), die mit dem Film einfach davonlaufe­n.

Bis zur vollständi­gen Gleichstel­lung wird im Superhelde­n-Genre ebenso wie in den Chefetagen Hollywoods noch einige Zeit ins Land ziehen, aber mit „Ghost in the Shell“, „Wonder Woman“, diesem feinen „Thor“und der Entlassung Harvey Weinsteins wurde in diesem Kinojahr auf jeden Fall der richtige Weg eingeschla­gen.

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Foto: Marvel Studios Eine mächtige Gegenspiel­erin von Donnergott Thor ist seine Schwester Hela (ja, wirklich, das ist Cate Blanchett!).
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