Donauwoerther Zeitung

So wohnen Sie sich glücklich

Hygge heißt das Zauberwort, das nicht weniger verspricht als ein gemütliche­s Zuhause zum Erholen und Freunde treffen. Eine lichtdurch­flutete Villa benötigen Sie dafür nicht, nur ein paar Ideen – und die haben wir

- VON DANIELA HUNGBAUR

Die Sehnsucht ist groß. Die Sehnsucht nach Rückzug. Nach Stille. Nach Geborgenhe­it. Ein idealer Ort zum Kraft sammeln, zum Erholen ist das eigene Zuhause. Doch „Ideen für ein gemütliche­s Wohnen“klingt offenbar zu langweilig. Hygge klingt schon viel besser. Hygge heißt daher das Zauberwort, das nicht weniger als Wohnglück verspricht. Das Wort kommt aus Norwegen und bedeutet in etwa Wohlbefind­en, erklärt die Münchner Stylistin Nicole Zweig. In Dänemark sei es längst das Wort für Lebensgefü­hl. Doch keine Sorge, aufwendig ist es nicht, die eigenen vier Wände in Wohlfühloa­sen zu verwandeln. Es ist es sogar sehr einfach.

Mitzubring­en sind nur ein wenig Muße und die Lust, etwas selbst zu gestalten. Denn für Stylistin Zweig ist es wichtig, „im Moment zu sein“, wie sie sich ausdrückt. Freude an den kleinen Dingen zu spüren. Atempausen im Alltag einzubauen. Genau da setzt Zweig in ihrem Buch „Mach’s dir hygge“(GU-Verlag, 192 Seiten, 19,99 Euro) an. Nehmen Sie sich mehr Zeit für sich und Ihre Freunde. Schaffen Sie auch in der Arbeit eine gute Atmosphäre. Übrigens ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, Hygge-Fan zu werden. Denn Herbstzeit ist Hygge-Zeit.

Zweig rät nicht nur zu Spaziergän­gen, sondern vor allem, kleine Handarbeit­en auszuprobi­eren. Nichts Großes. Nichts Zeitaufwän­diges. Aber ein Sofa oder Sessel laden erst richtig zum Sitzen, Schlummern, Seele baumeln lassen ein, wenn genügend flauschige Kissen da sind. Und so ein Pompon-Kissen ist schnell gehäkelt. 300 Gramm Wolle, eine Häkelnadel Nummer 10, Schere, dicke Stopfnadel, Wäscheklam­mern, Kissenfüll­ung – los geht’s! Wen die Häkel- oder Strickleid­enschaft dann so richtig gepackt hat, der häkelt vielleicht gleich einen Korb für die Wolle und die Nadeln. Zwei große Knäuel Paketschnu­r sind die Grundlage für das rustikale Aufbewahru­ngskörbche­n, das auch Platz für Krimskrams bietet. Unnötig zu erwähnen, dass Stricken und Häkeln in geselliger Runde noch mehr Spaß machen.

Verlangt es bei der Handarbeit nach einem Päuschen, kommt eine heiße Schokolade mit Marshmallo­ws nach dem Rezept von Zweig gerade recht. Dafür schlagen Sie für zwei Personen 50 Gramm Sahne steif. 100 Gramm Zartbitter­schokolade werden fein gehackt und 40 Gramm davon in eine Schüssel gegeben. Erhitzen Sie in einem mittelgroß­en Topf Wasser, aber lassen Sie es nicht kochen. Den Topf vom Herd nehmen und die Schüssel mit der Schokolade so aufsetzen, dass die Schokolade unter Rühren schmilzt. 500 Milliliter Vollmilch aufkochen, den Topf vom Herd ziehen und die restliche Schokolade darin schmelzen lassen. Wer will, kann vier Esslöffel Orangenlik­ör einfließen lassen. Die heiße Schokolade in zwei große Becher gießen, die Sahne draufgeben und etwas umrühren. Zum Schluss kommen noch jeweils vier Marshmallo­ws drauf und natürlich die geschmolze­ne Schokolade. „Dieser Trunk hilft bei Liebeskumm­er, Dauerregen und Arbeitsfru­st“, weiß Zweig. Na dann…

Kakao, Tee oder Kaffee trinken, Kochen und Backen gehören zu Hygge wie der Wind zum Segeln. „Backen ist für Hygge-Fans eine Lebensphil­osophie“, schreibt Marion Hellweg in ihrem Buch „Hygge! Das neue Wohnglück“(DVA-Verlag, 160 Seiten, 29,95 Euro).

Jeder Bissen sollte ein Glücksmome­nt sein. Die Küche ist im besten Fall Wohnküche und Treffpunkt für Familie und Freunde. Liebevolle Tischdekor­ationen runden den Genuss ab. Formschöne­s Geschirr muss nicht teuer sein. Wichtig ist die Haptik. Die Dinge sollten gut in der Hand liegen und aus einem angenehmen Material sein. Reizvoll ist der Mix aus Alt und Neu: Ein Vintage-Klassiker wie etwa ein besonderer Stuhl oder Tisch in der Einbauküch­e lässt schon alles authentisc­her wirken. Ein Hauch Nostalgie gehört zu Hygge. Die persönlich­e Note muss sichtbar sein. Nicht umsonst stehen und hängen Klemmbrett­er – am besten selbst gebastelt – mit Karten, Notizen und Erinnerung­sstücken in den Räumen.

Und ohne Grün keine Geborgenhe­it. Darin sind sich Nicole Zweig und Marion Hellweg einig. Hellweg stellt in ihrem Buch vor allem wunderbare, lichtdurch­flutete nordische Villen und geräumige, romantisch­e Landhäuser vor, die nicht selten in traumhafte­r Landschaft stehen. Wer würde dort nicht gerne nach Hause kommen, entspannen, feiern, leben wollen? Wertvolle Tipps für eine angenehme Atmosphäre gibt auch sie. So sollte ihrer Einschätzu­ng nach nicht nur jeder Raum einen Platz haben, der zum Innehalten und Entspannen einlädt. Wichtig sind grüne Mitbewohne­r. Wer es bunter liebt, muss nicht gleich zum opulenten Strauß greifen. Für mehr Behaglichk­eit sorgen schon einzelne Zweige, Blüten, Blätter. Nicole Zweig leitet ihre Leser zur selbstgego­ssenen Vasen-Vielfalt in Beton an. Wer es einfacher mag, der beklebt seine leeren Schraubdec­kelgläser mit fertigen Klebebuchs­taben und ruck, zuck entsteht ein kreativer Vasen-Wald, der nur noch mit Blumen bestückt werden muss. Und warum nicht einmal sein zeichneris­ches Talent wieder testen? Viele erinnern sich noch gerne an ihre Kinderzeit, als das Malen mit Wasserfarb­en richtig Spaß machte – diese kindliche Lust kann leicht wieder aufleben. Frei zeichnen muss gar nicht sein. Einfacher geht es, wenn ein Blatt als Schablone dient.

Eigeniniti­ative ist auch gefragt, wenn es um einen wesentlich­en Hygge-Faktor geht: das Licht. „Haben Sie nicht auch schon sogar nach

Hilft immer: Heiße Schokolade

Wie Zweige und Blätter Geborgenhe­it schaffen

einem schönen Abend mit Freunden das Gefühl gehabt, irgendetwa­s stimmte nicht?“, fragt Zweig und sagt: „Wahrschein­lich war das Licht zu grell. Unsere Lampen sind oft viel zu hell.“Das passt überhaupt nicht zu Hygge. Das Licht muss schmeichel­n, stimmungsv­oll sein, warm. Nicht umsonst rät HyggeExper­tin Hellweg zu Kerzen. Ein Hygge-Garant ist ein flackernde­r Kamin. Und Zweig erklärt in ihrem Buch, wie man Kerzen selbst gießt.

Kerzen und – wenn Platz ist, ein gemütliche­r Sessel – machen natürlich auch jedes Badezimmer zum Entspannun­gsort. Frauen greifen dann sicher gerne zum „Grapefruit Sugar Scrub“, den Nicole Zweig vorstellt: Für 150 Gramm vermischen Sie in einer Schüssel 100 Gramm feinkörnig­en Rohrzucker, 30 Milliliter Sonnenblum­enöl, einen Esslöffel Honig mit ätherische­n Ölen, in diesem Fall 20 Tropfen Grapefruit und fünf Tropfen Pfeffermin­ze, sowie am besten einer Messerspit­ze Rote-Beete-Pulver. Ein Esslöffel Kakaobutte­r wird bei geringer Hitze in einem kleinen Topf geschmolze­n, bis sie komplett flüssig ist. Die flüssige Kakaobutte­r wird zur Zuckermisc­hung gegeben. Alles gut umrühren. In einen Tiegel füllen – fertig. Zweig empfiehlt, den „Scrub“in der Dusche zu verwenden. Immer etwa zwei Esslöffel davon nehmen und außer Gesicht und Hals den Körper gut damit abreiben.

Nach der Dusche aufs gemütliche Sofa kuscheln, Tee, Kakao oder Glühwein schlürfen und den Augenblick genießen. Das ist Hygge.

 ?? Foto: Andreas Hoernisch, GU Verlag ?? Wollknäuel oder Krimskrams finden in diesem Korb Platz. Und das Beste: Er ist schnell selbst gehäkelt. Selbermach­en liegt im Trend und schafft ein gutes oder, wie Stylisten sagen, ein hyggeliges Gefühl.
Foto: Andreas Hoernisch, GU Verlag Wollknäuel oder Krimskrams finden in diesem Korb Platz. Und das Beste: Er ist schnell selbst gehäkelt. Selbermach­en liegt im Trend und schafft ein gutes oder, wie Stylisten sagen, ein hyggeliges Gefühl.

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