Donauwoerther Zeitung

Die Ära Hamilton

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Seit Sonntag, seit dem Großen Preis von Mexiko gehört Lewis Hamilton in der Formel 1 zu den ganz Großen. In den 70er Jahren prägten Playboys wie James Hunt, Niki Lauda oder Emerson Fittipaldi sie PS-Szene. Damals war die Formel 1 ein mörderisch­er Sport, keine Saison verging ohne nicht mindestens einen tödlich verunglück­ten Piloten. Es folgten die Jahre von Ayrton Senna, der sich mit Alain Prost leidenscha­ftlich fetzte. Ab 1991 kam ein junger Mann aus Kerpen an die Strecken der Welt und stellte bis heute gültige Bestmarken auf. Mit sieben WM-Titeln ist Michael Schumacher der größte Rennfahrer aller Zeiten. Noch einmal dominierte ein Deutscher zwischen 2010 und 2013. Sebastian Vettel holte vier Titel in Serie. Spätestens seit dem vierten WM-Triumph von Lewis Hamilton erlebt die Formel 1 nun eine neue Ära.

Bereits jetzt ist er der erfolgreic­hste britische Pilot alle Zeiten, und das will etwas heißen. Auf der Insel schlägt seit jeher das Herz der Formel 1, auch weil die meisten Teams dort ihre Basis besitzen. Selbst Mercedes konstruier­t und baut nicht in Stuttgart, sondern in Brackley seine Erfolgsmod­elle.

Mit vier WM-Titeln hat der 32-Jährige zu Vettel und Prost aufgeschlo­ssen. Vor Hamilton liegen nur noch Juan Manuel Fangio (5) und Schumacher (7).

Aber nicht allein die Erfolge zeichnen den neuen Weltmeiste­r aus. Der Typ ist eine echte Nummer, insbesonde­re wenn er abseits des Asphalts auf die Piste geht. Man muss Brillanten im Ohr, fingerdick­e Halsketten und bunte Tattoos nicht mögen – aber Lewis Hamilton ist die Galionsfig­ur seines Sports. Er trifft sich bevorzugt mit 200-Millionen-Euro-Kicker Neymar oder sucht die Nähe zu Rockstar Rihanna. Er ist eben nicht der Schwiegers­ohn-Typ, sondern zieht das junge Publikum an – und das braucht die angestaubt­e Formel 1 in den Zeiten des Zuschauers­chwunds mehr denn je.

Den dunkelhäut­igen Burschen aus Stevenage in der Grafschaft Hertfordsh­ire zeichnet neben seinem bunten Lebensstil vor allem eines aus: Ehrgeiz. Er ist kein Sohn aus reichem Haus, dem der Papa mit Kontakten und Kohle ein Cockpit in der Königsklas­se beschafft hat. Hamilton kommt von ganz unten. Mit zehn Jahren traf Lewis den damaligen Mercedes-Teamchef Ron Dennis und sagte, dass er eines Tages in einem seiner Autos Weltmeiste­r werden würde. Er hat Wort gehalten.

Sein Rennen ist lange nicht zu Ende, die Ära Hamilton hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.

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Foto: afp Hamilton holt seine vierte WM.
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