Beeindruckendes Signal
Es war ziemlich beeindruckend, was da am Dienstagvormittag in Donauwörth vonstattenging: zwei volle, große Kirchen in der heutigen Zeit. Wohltuend, das erleben zu dürfen! Ferner: Gut 600 Bürger auf den Beinen, um ein ernsthaftes ökumenisches Fest am Reformationstag zu feiern. Dass die Untere Wörnitzbrücke jetzt „Friedensbrücke“heißt, es bedurfte freilich der Erläuterung, wollte man denn ein wirkliches Signal aussenden, anstatt nur eine nett gemeinte Floskel zu platzieren.
Das Vorhaben darf als gelungen gelten. Die Geistlichkeit überzeugte mit sensibel gewählten Worten. „Das Verbindende ist stärker als das Trennende“, resümierte Dekan Robert Neuner. Da hat er recht: Dort, wo Jesus Christus für die Menschen ernsthaft im Zentrum steht, dort ist auch Christentum. Letztlich dürfte es da doch ziemlich gleich sein, was auf dem „Türschild“der jeweiligen christlichen Konfession steht: Katholisch, Evangelisch-lutherisch, Orthodox, Evangelisch-Freikirchlich, Aramäisch, Armenisch, Koptisch, … man wollte am Dienstag christliche Einheit in ihrer Vielfalt präsentieren.
Auch der Ort war wohl der angemessene. Donauwörth war eine Stadt, in der sich Christen viel zu lange gegenseitig provoziert und nachhaltig verletzt hatten. Auch der rabiate Umgang mit den Waldensern wäre ein Beispiel hierfür.
Die Streitigkeiten sind ein trauriges Kapitel, welches der befreienden christlichen Botschaft eigentlich völlig entgegensteht. Dass es mitunter nachhaltige Zwietracht gab statt Brüderlichkeit – das war wohl kaum die Intention aufrichtiger Reformatoren.
Gleichwohl stellen die historischen Ereignisse der Reformationszeit – sowohl die negativen politischen Auswirkungen mit Kriegen und Konflikten als auch die positiven theologischen, die ein Zurück zu den christlichen Wurzeln einforderten – Pflicht und Auftrag für die Mitgestaltung der Zukunft dar.
Aus Fehlern der Vergangenheit lernen, gegenseitig vergeben und sich Seite an Seite als Geschwister (auch mit verschiedenen „Gesichtern“oder Namen) auf den Weg Jesu machen – das wäre ein echter Friedensweg. Auch das vermeintlich kleine Donauwörth kann dazu etwas beitragen.