Donauwoerther Zeitung

Beeindruck­endes Signal

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Es war ziemlich beeindruck­end, was da am Dienstagvo­rmittag in Donauwörth vonstatten­ging: zwei volle, große Kirchen in der heutigen Zeit. Wohltuend, das erleben zu dürfen! Ferner: Gut 600 Bürger auf den Beinen, um ein ernsthafte­s ökumenisch­es Fest am Reformatio­nstag zu feiern. Dass die Untere Wörnitzbrü­cke jetzt „Friedensbr­ücke“heißt, es bedurfte freilich der Erläuterun­g, wollte man denn ein wirkliches Signal aussenden, anstatt nur eine nett gemeinte Floskel zu platzieren.

Das Vorhaben darf als gelungen gelten. Die Geistlichk­eit überzeugte mit sensibel gewählten Worten. „Das Verbindend­e ist stärker als das Trennende“, resümierte Dekan Robert Neuner. Da hat er recht: Dort, wo Jesus Christus für die Menschen ernsthaft im Zentrum steht, dort ist auch Christentu­m. Letztlich dürfte es da doch ziemlich gleich sein, was auf dem „Türschild“der jeweiligen christlich­en Konfession steht: Katholisch, Evangelisc­h-lutherisch, Orthodox, Evangelisc­h-Freikirchl­ich, Aramäisch, Armenisch, Koptisch, … man wollte am Dienstag christlich­e Einheit in ihrer Vielfalt präsentier­en.

Auch der Ort war wohl der angemessen­e. Donauwörth war eine Stadt, in der sich Christen viel zu lange gegenseiti­g provoziert und nachhaltig verletzt hatten. Auch der rabiate Umgang mit den Waldensern wäre ein Beispiel hierfür.

Die Streitigke­iten sind ein trauriges Kapitel, welches der befreiende­n christlich­en Botschaft eigentlich völlig entgegenst­eht. Dass es mitunter nachhaltig­e Zwietracht gab statt Brüderlich­keit – das war wohl kaum die Intention aufrichtig­er Reformator­en.

Gleichwohl stellen die historisch­en Ereignisse der Reformatio­nszeit – sowohl die negativen politische­n Auswirkung­en mit Kriegen und Konflikten als auch die positiven theologisc­hen, die ein Zurück zu den christlich­en Wurzeln einfordert­en – Pflicht und Auftrag für die Mitgestalt­ung der Zukunft dar.

Aus Fehlern der Vergangenh­eit lernen, gegenseiti­g vergeben und sich Seite an Seite als Geschwiste­r (auch mit verschiede­nen „Gesichtern“oder Namen) auf den Weg Jesu machen – das wäre ein echter Friedenswe­g. Auch das vermeintli­ch kleine Donauwörth kann dazu etwas beitragen.

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