Wie sich’s in Bayern lebt
Joseph Vilsmaier präsentiert morgen in Donauwörth seinen Film „Bayern – Sagenhaft“. Was er dazu zu sagen hat
Donauwörth Der bayerische Filmregisseur Joseph Vilsmaier kommt nach Donauwörth, um seine neueste Produktion vorzustellen. Am morgigen Sonntag, 5. November, 11 Uhr, spricht er im Kino „Cinedrom“mit seinen Fans über „Bayern – Sagenhaft!“. Der Film ist eine Liebeserklärung an seine Heimat. Joseph Vilsmaier zeigt unter diesem doppeldeutigen Titel Feste, Bräuche und Traditionen, die auf uralte Sagen und Legenden zurückgehen und außerhalb Bayerns oft skurril wirken. Sagenhaft im Sinne von einmalig ist auch vieles in Bayerns Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Sport. Mitwirkende im humorvollen Film über Land und Leute im weiß-blauen Freistaat sind Monika Gruber, Hannes Burger und die Musiker von „Handling“. Wir haben mit Joseph Vilsmaier gesprochen.
Herr Vilsmaier, am Anfang des Films holen Sie Kabarettistin Monika Gruber aus dem Weltraum zurück für ein Jahr auf der „bayerischen Weltkugel“. Steht so etwas schon bei Drehbeginn fest?
Joseph Vilsmaier: Ideen wie die mit dem Weltraum kamen nach und nach. Schließlich haben wir vier Jahre an dem Film gearbeitet. Seinen Witz verdankt der Film zu einem großen Teil Monika Gruber.
„Bayern – Sagenhaft“ist geprägt von Landschaftsbildern, Sehenswürdigkeiten wie der Würzburger Residenz und Bräuchen wie der Altöttinger Lichterprozession. Was hat
Sie bei den Dreharbeiten am meisten überrascht?
Vilsmaier: Was ich überhaupt nicht kannte, war der Nepal-Himalaya-Park bei Regensburg, für den 500000 Pflanzen aus dem Himalaya importiert wurden. Davon wissen wirklich wenige Menschen. Das ist eine Oase der Ruhe. Hans-Jürgen Buchner von „Haindling“hat mir davon erzählt. Die Fronleichnamprozession auf dem Staffelsee bei Murnau und das Och- senrennen in Münsing kannte ich bis dahin nur vom Hörensagen.
Sie haben den Film eigenständig produziert und werden ihn auch selbst verleihen. Wie funktioniert das?
Vilsmaier: Es war wahnsinnig viel Arbeit, aber ich hatte mir das persönliche Ziel gesetzt, einmal einen meiner Filme selbst zu verleihen. Die meiste Zeit haben wir die Arbeit zu zweit gestemmt. Wir verleihen 103 Kopien in Bayern, bis zum Filmstart besuche ich 56 Kinos in vier Wochen.
Der Film ist eine Liebeserklärung an ihre Heimat. Sie möchten ihn aber auch in Berlin, Hamburg und anderen Teilen Deutschlands vorführen. Haben sie Sorge, dass die Liebe als Selbstverliebtheit wahrgenommen werden könnte?
Vilsmaier: Nein, ich bin kein Berufsbayer – das nehme ich gelassen. Wenn jemand meint, ich bediene in meinem Film Klischees, dann sage ich, ja dann sind Weißwurst und Lederhosen eben Klischees. Mein Film soll unterhalten und vielleicht anregen, sich mal so ein Ochsenrennen oder ähnliches anzuschauen. Ist doch in Ordnung! Ich wollte keinen sozialkritischen Film über Bayern machen! Das war nicht mein Ansatz, das überlass’ ich anderen. „Bayern – Sagenhaft“sollte ein skurril heiterer bayerischer Reigen sein, der das gelebte Brauchtum Bayerns darstellt.
„Wir lassen unsere Schwaben nicht im Stich“, sagt Monika Gruber in einer kurzen Szene bei Lindau. Ansonsten taucht Schwaben im Film nicht auf. Haben Sie uns doch im Stich gelassen? Vilsmaier: Wenn man keinen ZehnStunden-Film zeigen kann, dann ist es ganz normal, dass sich manche Gegenden in so einem Film benachteiligt fühlen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber in meinem Herzen hab ich die Schwaben nicht im Stich gelassen! Das Problem ist, dass man sich bei etwa 25 Stunden Material, entscheiden muss, was passt rein und was nicht – auch wenn’s wehtut!
Aber auch wenn laut Regisseur Vilsmaier Schwaben an sich als Region im Film nicht auftaucht, so finden sich doch vereinzelte Schwaben darin wieder. Beispielsweise die Königlich privilegierte Schützengesellschaft aus Rain, die zum Dreh eingeladen war, um das Brauchtum des Böllerschießens darzustellen. Sie traf sich mit anderen Vereinen im Juni 2016 auf Einladung Seiner königlichen Hoheit Luitpold Prinz von Bayern auf Schloss Kalternberg, um das 500-jährige Bestehen des Bayrischen Reinheitsgebots zu feiern. Zum Einzug der Vereine wurde mit Kanonen geböllert und nach Gottesdienst und Mittagessen wurde dann mit Hand und Schaftböllern in der Kaltenberger Arena geschossen. Dokumentiert wurde dieses Ereignis von einem Kamerateam und dessen Aufnahmen fanden jetzt Verwendung in „Bayern sagenhaft“.
Interview: Philipp Wehrmann (mit wüb)