Insektizide im Honig
200 Proben aus aller Welt analysiert
Neuenburg Bienen in aller Welt sind Pflanzenschutzmitteln aus der Klasse der umstrittenen Neonicotinoide ausgesetzt. Das zeigt eine Analyse von knapp 200 Honigproben aus allen Erdteilen mit Ausnahme der Antarktis. In knapp der Hälfte aller Proben (48 Prozent) fand das Team um Edward Mitchell von der Université de Neuchâtel (Neuenburg/ Schweiz) Konzentrationen, die Studien zufolge Bienen schädigen können. Alle Werte lägen jedoch unter den Grenzen, die in den USA und der EU als unbedenklich für den Menschen gelten.
Das Team hatte Freunde und die Neuenburger Bevölkerung aufgefordert, Honig aus aller Welt mitzubringen. Zwischen 2012 und 2016 erhielten die Wissenschaftler mehr als 300 Honiggläser, von denen sie 198 auswählten. Dabei achteten sie darauf, dass die Proben geografisch ausgeglichen verteilt waren. Und sie bevorzugten Kleinerzeuger. „Bienen entfernen sich für die Nektarsuche bis zu zwölf Kilometer von ihrem Bienenstand. Damit decken sie eine beachtliche Fläche ab“, sagt Ko-Autor Alexandre Aebi. Der aus Blütennektar entstandene Honig gebe gute Auskünfte über die Umweltbedingungen.
Mitchell und seine Kollegen untersuchten den Honig auf die fünf am meisten verbreiteten Neonicotinoide. Mindestens ein Neonicotinoid enthielten 86 Prozent der Proben aus Nordamerika, in Asien waren es 80 Prozent, in Europa 79 Prozent. Am seltensten belastet war übrigens Honig aus Südamerika (57 Prozent).
Neonicotinoide galten lange als Wunderwaffe im Pflanzenschutz, weil sie Fressfeinde der Pflanzen töten, aber nützliche Insekten nicht. Nach und nach entdeckten Forscher aber, dass die Substanzen durchaus Bienen schädigen können – zum Beispiel ihr Nervensystem oder ihre Fortpflanzungsfähigkeit. Die EUKommission denkt deshalb inzwischen bereits über ein Verbot von Neonicotinoiden nach.