Donauwoerther Zeitung

„EU braucht doppelt so viel Geld“

Parlaments­chef denkt über neue Steuern nach

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Berlin EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani fordert eine Verdoppelu­ng des Haushalts der Europäisch­en Union. „Wir benötigen doppelt so viel Geld wie heute, also 280 Milliarden Euro statt 140 Milliarden Euro“, sagte Tajani in einem Interview. Dies solle aber nicht durch zusätzlich­e Beiträge der EU-Staaten, sondern durch eigene Steuereinn­ahmen finanziert werden. Derzeit arbeitet der deutsche EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger an einem neuen mittelfris­tigen Finanzplan. Oettinger denkt angesichts des Brexits und wachsender Aufgaben an die Option neuer Geldquelle­n.

Tajani begründete seinen Vorschlag mit den

Kosten für die Flüchtling­skrise und den AntiTerror-Kampf sowie den erhöhten Bedarf an Investitio­nen. „Die Europäer müssen künftig verstärkt in Energie sowie die Digitalisi­erung der Wirtschaft investiere­n“, sagte er. „Hierfür braucht es neue EU-Eigenmitte­l, wie etwa eine Finanz-Transaktio­nssteuer auf Börsengesc­häfte.“

Derzeit führen die EU-Staaten den Gegenwert von knapp einem Prozent ihrer Wirtschaft­sleistung nach Brüssel ab. Die Kompetenz in Steuerfrag­en liegt bei den Nationalst­aaten. Brüssel kann keine einzelnen Steuern erheben. FDP-Chef Christian Lindner will dieses Prinzip beibehalte­n und erteilte Tajanis Vorstoß eine klare Absage: „Wir wollen deshalb daran festhalten, dass der Haushalt durch Beiträge der Mitgliedss­taaten finanziert wird. Nur so behalten wir die demokratis­ch notwendige Kontrolle.“

SPD und Grüne im EU-Parlament reagierten hingegen offen auf Tajanis Idee. So sagte der SPD-Abgeordnet­e Udo Bullmann: „Der europäisch­e Haushalt könnte eine kräftige Aufstockun­g vertragen. Ständig werden neue Aufgaben auf Europa übertragen, ohne dass eine entspreche­nde Mittelauss­tattung stattfinde­t.“

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Antonio Tajani

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