Donauwoerther Zeitung

Gefühle zeigen gegen Depression­en

In der Gesellscha­ft ist es oft verpönt, Empfindung­en offen nach außen zu tragen. Eine Expertin aus Donauwörth erklärt, wie wichtig dies ist

- VON FABIAN KLUGE

Donauwörth Wohl jeder hat schon einmal Kummer oder Wut in sich „hineingefr­essen“. Daraus könnten allerdings mitunter schlimme Krankheite­n wie Depression­en oder Burn-out entstehen, betont Nicola Nagel, Expertin für Gefühlsarb­eit: „Die Gesellscha­ft gibt uns vor, dass es nicht in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen. Im Beruf wirkt das schnell unprofessi­onell. Wir müssen wieder lernen, die Sichtweise zu ändern.“

Daher sei es wichtig, zu verstehen, was Gefühle überhaupt sind und was passiert, wenn man diese lange Zeit vermischt. „Gefühlskrä­fte sind wie ein inneres Navigation­sgerät, das uns zielsicher durch das Leben führt. Deshalb müssen wir versuchen, unsere Empfindung­en bewusst in Besitz zu nehmen und diese auszudrück­en“, sagt die Do- nauwörther­in. Grundsätzl­ich gebe es vier verschiede­ne Empfindung­sarten: Wut, Traurigkei­t, Freude und Angst. Die Kräfte, die hinter jedem Gefühl stecken, könne man sich auch zunutze machen, wie Nagel erklärt: „Die Wutkraft können wir beispielsw­eise hernehmen, um klare Grenzen zu setzen.“

Für den Alltag hat die Expertin ebenfalls einige Ratschläge parat:

„Wenn man sich über einen Kollegen ärgert, dann sollten wir bewusst wahrnehmen, wann wir etwas fühlen und was mit uns in dieser Situation passiert.“Sollte die Wut groß sein, empfiehlt Nagel, kurz innezuhalt­en: „Wir dürfen durchaus auch ausspreche­n, was wir empfinden, al- lerdings sollten wir uns davor fragen, was uns an der Situation stört und wo wir Grenzen setzen können.“

Fehler, die die Donauwörth­erin immer wieder beobachtet, sind falsche Botschafte­n, die Menschen senden. „Man sollte sein Gegenüber nicht gleich mit Vorwürfen konfrontie­ren. Denn dann entsteht eine sogenannte TäterRette­r-OpferDynam­ik. Es kommt sofort zu einem Konflikt oder Kampf, der noch mehr Energie kostet, als gar keine Regungen zu zeigen“, sagt Nagel.

Damit dies nicht passiert, solle man erst einmal durchatmen, bevor man handelt. Denn dies geschehe meistens aus einer Emotion heraus, so die Expertin weiter: „Emotionen sind unterdrück­te Empfindung­en aus der Vergangenh­eit, oft aus der Kindheit, die zu heftigen Reaktionen führen können. Gefühle entstehen eher im Hier und Jetzt.“

Bei den Trainings, die Nagel anbietet, lernen Menschen eine neue Sichtweise auf die Gefühle. „Beim sogenannte­n Wut-Workshop steht im Mittelpunk­t, den Ärger bewusst auszudrück­en und zu lernen, wie man die Wut nutzen kann, um im Alltag wichtige Grenzen gegen Kollegen oder in einer Beziehung zu setzen.“

OVortrag Nicola Nagel referiert über das Thema „Die Kraft des bewussten Fühlens“am Donnerstag, 16. November, im Café Hummel in Donauwörth. Be ginn ist um 19 Uhr, der Eintritt beträgt fünf Euro.

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Nicola Nagel

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