Gefühle zeigen gegen Depressionen
In der Gesellschaft ist es oft verpönt, Empfindungen offen nach außen zu tragen. Eine Expertin aus Donauwörth erklärt, wie wichtig dies ist
Donauwörth Wohl jeder hat schon einmal Kummer oder Wut in sich „hineingefressen“. Daraus könnten allerdings mitunter schlimme Krankheiten wie Depressionen oder Burn-out entstehen, betont Nicola Nagel, Expertin für Gefühlsarbeit: „Die Gesellschaft gibt uns vor, dass es nicht in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen. Im Beruf wirkt das schnell unprofessionell. Wir müssen wieder lernen, die Sichtweise zu ändern.“
Daher sei es wichtig, zu verstehen, was Gefühle überhaupt sind und was passiert, wenn man diese lange Zeit vermischt. „Gefühlskräfte sind wie ein inneres Navigationsgerät, das uns zielsicher durch das Leben führt. Deshalb müssen wir versuchen, unsere Empfindungen bewusst in Besitz zu nehmen und diese auszudrücken“, sagt die Do- nauwörtherin. Grundsätzlich gebe es vier verschiedene Empfindungsarten: Wut, Traurigkeit, Freude und Angst. Die Kräfte, die hinter jedem Gefühl stecken, könne man sich auch zunutze machen, wie Nagel erklärt: „Die Wutkraft können wir beispielsweise hernehmen, um klare Grenzen zu setzen.“
Für den Alltag hat die Expertin ebenfalls einige Ratschläge parat:
„Wenn man sich über einen Kollegen ärgert, dann sollten wir bewusst wahrnehmen, wann wir etwas fühlen und was mit uns in dieser Situation passiert.“Sollte die Wut groß sein, empfiehlt Nagel, kurz innezuhalten: „Wir dürfen durchaus auch aussprechen, was wir empfinden, al- lerdings sollten wir uns davor fragen, was uns an der Situation stört und wo wir Grenzen setzen können.“
Fehler, die die Donauwörtherin immer wieder beobachtet, sind falsche Botschaften, die Menschen senden. „Man sollte sein Gegenüber nicht gleich mit Vorwürfen konfrontieren. Denn dann entsteht eine sogenannte TäterRetter-OpferDynamik. Es kommt sofort zu einem Konflikt oder Kampf, der noch mehr Energie kostet, als gar keine Regungen zu zeigen“, sagt Nagel.
Damit dies nicht passiert, solle man erst einmal durchatmen, bevor man handelt. Denn dies geschehe meistens aus einer Emotion heraus, so die Expertin weiter: „Emotionen sind unterdrückte Empfindungen aus der Vergangenheit, oft aus der Kindheit, die zu heftigen Reaktionen führen können. Gefühle entstehen eher im Hier und Jetzt.“
Bei den Trainings, die Nagel anbietet, lernen Menschen eine neue Sichtweise auf die Gefühle. „Beim sogenannten Wut-Workshop steht im Mittelpunkt, den Ärger bewusst auszudrücken und zu lernen, wie man die Wut nutzen kann, um im Alltag wichtige Grenzen gegen Kollegen oder in einer Beziehung zu setzen.“
OVortrag Nicola Nagel referiert über das Thema „Die Kraft des bewussten Fühlens“am Donnerstag, 16. November, im Café Hummel in Donauwörth. Be ginn ist um 19 Uhr, der Eintritt beträgt fünf Euro.