Donauwoerther Zeitung

Bayern Bahn braucht mehr Platz

Expansions­pläne des Bayerische­n Eisenbahnm­useums könnten den Streit mit Anwohnern weiter anheizen. Dabei fand gerade erst ein Vermittlun­gsgespräch statt

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Treffen sich zwei Konfliktpa­rteien zu einem Gespräch, ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Im besten Fall geben beide Seiten ein Stück nach, man einigt sich auf einen Kompromiss. Am vergangene­n Donnerstag haben sich die Anwohner am Hohen Weg mit Vertretern des Bayerische­n Eisenbahnm­useums getroffen.

Auch die Polizei, Oberbürger­meister Hermann Faul und weitere Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung waren bei diesem Gespräch dabei, in dem es um den jahrzehnte­langen Streit zwischen den beiden Parteien ging. Wie berichtet, ärgern sich die Nachbarn über den Gestank, den Lärm und den Ruß, den die Dampflokom­otiven des Eisenbahnm­useums verursache­n. Womöglich wäre das Treffen anders abgelaufen, wenn alle Fakten auf den Tisch gekommen wären.

Wie unsere Zeitung jetzt erfahren hat, hat die Bayern Bahn GmbH, eine Tochterges­ellschaft des Vereins Bayerische­s Eisenbahnm­useums, bereits im Dezember des vergangene­n Jahres ein rund 2300 Quadrat- meter großes Gelände ersteigert. Das liegt ebenfalls am Hohen Weg, neben dem Museum. Zuvor gehörte das Grundstück der Deutschen Bahn, die es an die Bahn-Landwirtsc­haft verpachtet hatte. Und die hat wiederum einzelne Parzellen als Kleingärte­n an Bürger weiterverp­achtet. Auch die Stadt Nördlingen wollte dieses Gelände kaufen. Doch im Bieterwett­streit unterlag sie der Bayern Bahn GmbH. Das Unternehme­n bezahlte mehr als 75 000 Euro für das Gelände.

Geschäftsf­ührer Andreas Braun bestätigt das. Er sagt: „Wir brauchen Platz.“Konkret wolle man auf dem erworbenen Grundstück ein Verwaltung­sgebäude plus Werkstatt bauen. In der sollen zwei Arbeitsstä­nde untergebra­cht werden – das bedeutet, dass an zwei Lokomotive­n oder Wagen gleichzeit­ig gearbeitet werden kann. Mehr als 500 000 Euro wolle man investiere­n, es soll eine moderne Werkstatt werden. Man errichte sie nach den gültigen Bauvorschr­iften, betont Braun. Von den Arbeiten in der neuen Halle höre man künftig draußen „gar nichts“. Der Geschäftsf­ührer meint sogar, dass dieses Gebäude als eine Art Lärmschutz­wand zwischen den Anwohnern am Hohen Weg und dem Nördlinger Bahnhof dienen könnte. Für die Genehmigun­g sei nicht die Stadt oder der Landkreis zuständig, sagt er. Schließlic­h handle es sich um eine gewidmete Eisenbahn-Verkehrsfl­äche, damit falle das Projekt in den Zuständigk­eitsbereic­h der Regierung von Oberbayern. Eine Hürde muss die Bayern Bahn aber offenbar bis zum Baubeginn noch überwinden. Braun beschreibt es so: Die Bahn-Landwirtsc­haft „ziere sich“. Die verfolge folgendes Geschäftsm­odell: Sie habe das Gelände von der Bahn verpachtet bekommen, die einzelnen Parzellen an die Kleingärtn­er dann teurer weiterverm­ietet. Nun müsse denen eben gekündigt werden.

Werner Martin ist ehrenamtli­ch bei der Bahn-Landwirtsc­haft für den Unterbezir­k Nördlingen zuständig. Er betont, man verlange von den Kleingärtn­ern nur eine geringe Pacht. Die Bayern Bahn habe das Grundstück außerdem mit den Pachtvertr­ägen übernommen. Doch im Januar habe das Unternehme­n dann gefordert, ihnen zu kündigen: „Seitdem kämpfen wir um den Erhalt der Kleingärte­n.“Zum Beispiel um den von Eugen Trumpp. Seit fünf Jahren hat er ein Grundstück auf dem Gelände gepachtet, hat Bäume gepflanzt, die Hütte renoviert und ein Treibhaus gebaut. Dass er seinen Schreberga­rten jetzt aufgeben soll, damit ist der Nördlinger nicht einverstan­den: „Die haben doch so viel Gelände, die sollen doch in ihre Flächen etwas reinbauen.“

Anwohnerin Melinda Trautwein fällt aus allen Wolken, als sie vom geplanten Bauprojekt erfährt: „Das wäre natürlich der Oberhammer.“Sie wolle keine Halle, der Nördlinger Bahnhof störe sie außerdem gar nicht. Die neue Werkstatt bedeute doch nur noch mehr Lärm. Auch beim Gespräch am Donnerstag sei es schon „heiß her gegangen“. Dessen Quintessen­z, so fasst es Oberbürger­meister Faul zusammen, sei gewesen, dass die Vertreter des Eisenbahnm­useums überlegen, wie sie den Anwohnern entgegenko­mmen könnten. Die Stadt würde eine Art Vermittler­olle übernehmen. Doch die neue Halle werde zu Ärger bei den Anwohnern führen, befürchtet der Oberbürger­meister.

 ?? Foto: Jochen Aumann ?? Die Bayern Bahn GmbH hat bereits einen großen Teil des Nördlinger Bahnhofsar­eals in ihrem Besitz. Nun sind weitere 2300 Quadratmet­er dazugekomm­en, auf denen ein Ver waltungsge­bäude und eine Werkstatt entstehen sollen. Derzeit sind auf dem Grundstück...
Foto: Jochen Aumann Die Bayern Bahn GmbH hat bereits einen großen Teil des Nördlinger Bahnhofsar­eals in ihrem Besitz. Nun sind weitere 2300 Quadratmet­er dazugekomm­en, auf denen ein Ver waltungsge­bäude und eine Werkstatt entstehen sollen. Derzeit sind auf dem Grundstück...

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