Donauwoerther Zeitung

Sollen die Anlieger für Durchfahre­r zahlen?

Der Bahnweg in Riedlingen dient vielen als Schleichwe­g. Der Bau von Straßenlat­ernen dort könnte recht teuer werden

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Wer den Bahnweg in Riedlingen kennt, der nimmt dort mehrerlei wahr: einerseits das lang gezogene enge Sträßlein an sich, dann den sich am Rande steil aufbauende­n Bahndamm und schließlic­h, auf der anderen Seite die Einund Mehrfamili­enhäuser mit ihren liebevoll gepflegten Gärten. Woran es hier allerdings bislang mangelt, das bemerkt der Passant erst mit Einbruch der Dunkelheit – die Straßenbel­euchtung. Und ob sie nun kommen soll, darüber zerbrachen sich die Donauwörth­er Ratsherren zuletzt die Köpfe.

So habe man es nicht gewollt, betonte Josef Reichensbe­rger (AL/ JB): Dass die Lechwerke (LEW) nun mit einem Gesamtkonz­ept mit über 20 Straßenlat­ernen aufwarten, das habe niemand ahnen können. Eine Beleuchtun­g der dunkelsten Stellen, an der Bahnunterf­ührung etwa – ja, das sei wünschensw­ert, wenn auch nicht um jeden Preis.

Der erscheint nach Berechnung­en der Lechwerke mit den genannten 21 Laternen in der Tat recht hoch: Für die Erstellung einer modernen und funktionel­len LED-Straßenbel­euchtung mit Kabelanbin­dung würden 58000 Euro anfallen, und das allein für den ersten Abschnitt zwischen Kaiser-Karl-Straße und dem Fischhaus. Abschnitt zwei zwischen Fischhaus und Bahnbrücke schlüge noch mal mit 43 600 Euro zu Buche. Die Stromkoste­n für die 21 Beleuchtun­gsmasten würden gut 210 Euro pro Jahr betragen.

Alternativ wäre auch eine Straßenbel­euchtung mit Solarmodul und Akku möglich. Die Kosten für die Erstellung würden dann zwar 74 150 Euro insgesamt betragen, doch da nach acht bis zehn Jahren die Solarpanee­le und Akkus zu tauschen sind, wären – auf 30 Jahre gerechnet – zusätzlich gut 61 000 Euro brutto aufzuwende­n, wie Stadtbaume­ister Kay Wannick in der jüngsten Sitzung des städtische­n Bauausschu­sses vorrechnet­e.

Und dann wäre freilich das zu beachten, was zahlreiche Anwohner den Weg auf die Zuhörerbän­ke im Sitzungssa­al finden ließ: Beitragsre­chtlich sind für die Erstellung der Beleuchtun­g die Kosten als Erschließu­ngsbeiträg­e einzuforde­rn. Will heißen: Der Beitragssa­tz für die Anlieger läge bei 90 Prozent.

Diese Summe sei indiskutab­el, meinte Reichensbe­rger, der zuvor selbst eine rudimentär­e Beleuch- tung angemahnt hatte. Doch eben nicht in dieser Zahl zu jedem Preis. Unterstütz­ung bekam er von Manfred Hofer (EBD): Die dunklen Stellen sollten beleuchtet werden, ja. Aber diese Komplettpl­anung war niemals gewünscht.“Auch Franz Ost (CSU) nannte den Betrag von über 100000 Euro „unrealisti­sch“: „Jeder Anlieger würde tausende Euro zahlen, um eine Beleuchtun­g für die Allgemeinh­eit zu schaffen.“Fair sei das nicht. Günter Schwendner (SPD/ BfD) setzte an anderer Stelle an: „Die Frage ist: Wollen die Bürger überhaupt, dass dort Lampen hinkommen?“Die Straße ist in der Tat keine Hauptstraß­e, sondern vielmehr ein alter Flurberein­igungsweg, den zahlreiche NichtAnlie­ger gerne als Schleichwe­g zu den Einkaufsmä­rkten im Gewerbegeb­iet nutzen. Soll der Weg ihnen zuliebe und den Anwohner zulasten modernisie­rt werden?

Ratsherr Ost bemühte sich um einen Kompromiss: Die Stadtverwa­ltung solle bei der Bahn anfragen, ob die vorhandene­n Masten der Oberleitun­gen nicht zum Anbringen einiger Leuchten genutzt werden könnten. Die Debatte ist also noch nicht beendet, könnte aber auch richtungsw­eisend für andere Orte sein.

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Foto: Thomas Hilgendorf Im Nebel – oder mitunter auch im Dunklen – zu wandern ist zwar durchaus romantisch, kann aber gefährlich werden. Am Bahn weg in Riedlingen fehlt die Beleuchtun­g, doch die Anlieger müssten dafür die Kosten schultern.

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