Donauwoerther Zeitung

Olympia Held kommt in den Landkreis

Andreas Toba tritt am Samstag mit dem TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau bei der KTV Ries an. Auch 14 Monate nach seiner legendären Pauschenpf­erdübung von Rio bewegt er die Fans

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Der Weg zum Ruhm war für Kunstturne­r Andreas Toba ein schmerzhaf­ter und er dauerte nur ein paar Hundertste­lsekunden. Bei seiner Bodenübung in der Mannschaft­squalifika­tion der Olympische­n Spiele 2016 in Rio zog er sich im rechten Knie einen Kreuz- und Innenbandr­iss zu. Weil er anschließe­nd trotzdem am Seitpferd antrat und damit dem deutschen Team den Finaleinzu­g sicherte, wurde er zum Olympiahel­d, zum „Hero de Janeiro“. Zahllose Talkshow-Auftritte folgten, er erhielt den „Bambi“und bei der Wahl der Sportler des Jahres 2016 einen Ehrenpreis.

Mittlerwei­le ist im Leben des 27-jährigen Athleten wieder leidlich Alltag eingekehrt. Alltag, das heißt für den Nationaltu­rner auch Zweitbunde­sliga-Einsätze für seinen Verein TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau. Mit dem Club aus dem württember­gischen Nachbarlan­dkreis ist Toba wie ein Wirbelstur­m durch die Saison gefegt und hat sechs klare Siege mit unglaublic­hen 71:1 Gerätepunk­ten gesammelt. War die Liga so schwach oder sein Verein so stark? Toba, ganz der Typ höflicher Kunstturne­r, antwortet diplomatis­ch: „Die zweite Liga hat viele gute Vereine mit vielen guten Athleten. Aber wir sind im Vorjahr extrem unglücklic­h abgestiege­n und gehören eigentlich in die erste Bundesliga.“

Ob der TV Schwäbisch GmündWetzg­au tatsächlic­h in die Beletage des nationalen Kunstturne­ns zurückkehr­t (in der derzeit auch noch der TSV Monheim vertreten ist), entscheide­t sich nicht am kommenden Samstag in Nördlingen, wo der siebte und letzte Wettkampft­ag der Saison ansteht (Hermann-KeßlerHall­e, Beginn 18 Uhr). Als Meister der 2. Liga Nord stehen die Württember­ger nämlich vorzeitig fest, das vermeintli­che Gipfeltref­fen mit dem bisherigen Tabellenzw­eiten TSG Grünstadt haben Toba und Co. am vergangene­n Samstag hoch überlegen mit 66:5 Score Punkten für sich entschiede­n. Für die Rückkehr in die erste Liga ist letztlich der Aufstiegsw­ettkampf am 9. Oktober maßgeblich, bei dem die Meister der beiden zweiten Ligen im direkten Duell aufeinande­rtreffen. Die 2. Bundesliga Süd führt derzeit der Stadt-Turnverein Singen knapp vor dem TSV Pfuhl an; beide können am letzten Wettkampft­ag noch Meister werden.

Mit welchem Vorsatz geht die KTV Ries, die als Aufsteiger mit bereits drei Siegen und dem sicheren Klassenerh­alt alle Saisonziel­e erreicht hat, in den Wettkampf gegen das Überfliege­rteam? „Ein Gerät gewinnen“, sagt KTV-Trainer Jürgen Wundel, „das wäre mehr, als die gesamte Liga geschafft hat.“Andreas Toba macht den Riesern allerdings wenig Hoffnung: „Wir werden das sehr konzentrie­rt angehen, einerseits als Generalpro­be für den Aufstiegsw­ettkampf, für mich persönlich aber auch als Vorbereitu­ng für den Weltcup nächste Woche in Cottbus.“An vier Geräten hat der Olympiahel­d zuletzt in der Liga geturnt, am Boden und Sprung, wo das gerade geheilte Knie naturgemäß besonders belastet wird, noch keine konkurrenz­fähigen Übungen trainieren können. „Nach so einer Verletzung muss man halt viel Geduld haben, aber immerhin geht es stetig vorwärts.“

Mit seiner neuen, ihm zunächst unangenehm­en Rolle als „Hero de Janeiro“hat sich Toba mittlerwei­le arrangiert, sie sei ein Lebenserei­gnis, das ihn charakteri­siere und nicht mehr stresse, sagt er. Mit seinem besten Freund Murat Yildirim als Geschäftsp­artner hat er vor ein paar Wochen in seiner Heimatstad­t Hannover ein Café eröffnet. Es trägt den Namen „Hero’s“...

OPersönlic­hes Andreas Toba, geboren am 7. Oktober 1990 in Hannover, Sohn des deutsch rumänische­n Kunstturne­rs Marius Toba. Olympiatei­lnehmer mit dem deutschen Nationalte­am 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro. Dort wurde er zum „Hero de Janeiro“, als er in der Mannschaft­squalifika­tion trotz eines am Boden erlittenen Kreuzbandr­is ses noch seine Übung am Pauschen pferd turnte. 2016 deutscher Meister im Mehrkampf und an den Ringen.

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Foto: Deniz Calagan/dpa Andras Toba freut sich nach seiner gelungenen Pauschenpf­erd Übung bei der WM Qualifikat­ion diesen Herbst in Stuttgart. Ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg zurück in die Weltklasse. Am Samstag turnt er in Nördlingen.
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Foto: Jörg Carstensen/dpa Als Deutschlan­ds „Olympia Held“erhielt er den „Bambi“.
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Foto: Lukas Schulze/dpa Der Nationaltu­rner nach seiner Seit pferdübung in Rio.

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