Donauwoerther Zeitung

Ausgaben: Fast zwölf Millionen Euro für die Jugendhilf­e

Der Landkreis kalkuliert 2018 mit Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro. In welchen Bereichen die Steigerung anfällt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Es werde eine „spannende und teure Sitzung“, kündigte Landrat Stefan Rößle zu Beginn der Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es an. Auf der Tagesordnu­ng stand der Gesamthaus­halt des Amtes für Jugend und Familie für dieses und nächstes Jahr. Die Kosten in den vergangene­n Jahren stiegen stetig an. So wurde für dieses Jahr mit zehn Millionen Euro an Ausgaben kalkuliert. Tatsächlic­h werden es wohl fast elf Millionen Euro. Deswegen plant der Landkreis für 2018 mit Ausgaben von 11,7 Millionen Euro. Stellt man die Einnahmen dagegen, beispielsw­eise aus Mitteln, die beispielsw­eise der Freistaat bereitstel­lt, bleibt ein Minus von 7,8 Millionen im kommenden Jahr.

„Eine Vielzahl der Kosten ergeben sich aus Rechtsansp­rüchen der Empfänger, da haben wir wenig Spielraum, etwas zu steuern“, sagt Amtsleiter Adelbert Singer. So gebe es einen stetigen Zuwachs und damit verbundene Mehrkosten bei den Einglieder­ungshilfen für Kinder und Jugendlich­e mit seelischer Behinderun­g. Dies betreffe die stationäre wie ambulante Behandlung sowie die Finanzieru­ng von Schulbegle­itern. Weil das Amt immer mehr Personal benötigt und es Tariferhöh­ungen gab, sind weitere erhebliche Mehrkosten entstanden.

„Erhebliche Kostenstei­gerungen“seien auch aufgrund eines Trägerwech­sels beim Kinderheim in Oettingen zu erwarten, so Singer. Der neue Träger, die Lebenshilf­e Donau-Ries, wird dies ab Dezember betreiben. „Wir können es nicht zu den Konditione­n betreiben wie die Nonnen bislang, das ist nicht wirtschaft­lich. Zudem investiere­n wir 3,5 Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes“, begründete das Manfred Steger, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Lebenshilf­e. Auch die Rummelsber­ger Jugendhilf­e Südbayern will deutlich höhere Tagessätze für die Fachleistu­ngen als bisher. Die Tagessätze werden von einer überörtlic­hen Kommission festgelegt und sind für die Jugendämte­r verbindlic­h, erläuterte Singer.

Erheblich mehr Geld planen die Verantwort­lichen auch für junge Volljährig­e in stationäre­n Einrichtun­gen. Oft handelt es sich dabei um Maßnahmen, die noch im Jugendalte­r begonnen wurden und noch nicht abgeschlos­sen sind. Hier betragen die eingeplant­en Mittel heuer 670 000 Euro. Das sei doch „sehr optimistis­ch“gewesen, so Singer, zumal die Ausgaben im Jahr 2016 auch deutlich höher waren. Deswegen wird für das kommende Jahr nun mit 1,1 Millionen Euro kalkuliert.

Angesichts dieser Entwicklun­g stellte Regina Thum-Ziegler (Frauen/ÖDP/FW) den Antrag, doch lieber gleich noch 500000 Euro Puffer einzuplane­n, damit es nicht wieder zu so einem großen Defizit komme wie dieses Jahr. Das sei unnötig, entgegnete Heinrich Kopriwa auf das Anliegen. „Es gibt Haushaltsg­rundsätze, wonach kalkuliert wird, was an Kosten erwartbar ist. Zudem gibt es die Möglichkei­t eines Nachtragsh­aushaltes und in der Vergangenh­eit wurden weitere Mittel immer bewilligt.“Er gab zudem zu bedenken, dass die Summe Auswirkung­en auf die Kreisumlag­e haben werde und die Gemeinden über ein solches Vorgehen wohl nicht begeistert wären. Weil sich abzeichnet­e, dass der Antrag keine Mehrheit finden würde, zog Thum-Ziegler ihn wieder zurück.

Gabriele Fograscher (SPD) sprach von einem „ehrlichen Haushalt“, der zeige, dass der Bedarf steige. Claudia Marb (CSU) konstatier­te, dass es sich um notwendige Ausgaben handle und der Landkreis hier nicht an der falschen Stelle sparen sollte. „Lieber stecken wir jetzt etwas mehr Geld in die Prävention, als dass uns diese Fälle in zehn oder 15 Jahren noch viel mehr Geld kosten.“

Trotz der enormen Steigerung­en empfahl der Ausschuss einstimmig, den Haushalt für das Amt für Jugend und Familie zu genehmigen. Darüber entscheide­t der Kreistag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany