Klangwunderzauber
Die Neuen im Opernstudio der Staatsoper München stellen sich in Mertingen vor. Großartige Stimmen zaubern eine beglückende Atmosphäre
Mertingen Sie sangen trotz fast nicht enden wollenden Klatschens nur eine einzige Zugabe – aber was für eine! Und wie! Nessun Dorma, chorisch besetzt und gesungen. Wenn acht gewaltige Stimmen diesen meisterhaften Ohrwurm in sängerischer Brillanz darstellen, bleibt dem Publikum nur Hören, Staunen ... und Begeisterung.
Doch „auf Anfang“: Das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper München war wieder zu Gast in Mertingen, mit neuen Mitgliedern – sie alle erhalten ja maximal nur zwei Jahre Zeit in dieser Kaderschmiede des Operngesanges; mit dem Herbst kommen „die neuen“Stimmen und stellen sich vor. In diesem Jahr sind es vor allem Männerstimmen – der chinesische Tenor Long Long, der russische Bass Oleg Davydov, der tschechische Bassbariton Boris Prgl.
Bewunderung erregende, Staunen machende großartige Stimmen, die im Zusammenwirken mit den Sängerinnen und Sängern, die schon im vergangenen Jahr dort zu hören waren, beglückende Opern-Atmosphäre zauberten: Mit der italienischen Sopranistin Selene Zanetti, der blutjungen Russin Anna ElKashem, der irischen Mezzosopranistin Niamh O’Sullivan, dem mexikanischen Tenor Galeano Salas und dem Schweizer Bassbariton Milan Siljanov. Nicht zu vergessen die Pianisten André Callegaro und Alessandro Stefanelli, die am Flügel nachgerade zauberten!
Mozarts „Cosi fan tutte“, das kluge Verwirrspiel um Liebe und Täuschung und Treue und (ungewisser) Zukunft – ein Einstieg, der dem Sänger alles abverlangt, da Wolfgang Amadeus Mozart keine einzige Note zu viel komponiert hat, und jede Note so vieles aussagt und bedeutet … Die Auftrittsarie „ La mia Dorabella“mit Salas, Siljanov, Prgl, und das folgende Duett der mit ihren Smartphones fuchtelnden Schwestern Dorabella und Fiordigli (Selene Zanetti, Niamh O‘Sullivan) „Ah guarda sorella“bot bereits das, was den Abend kennzeichnete: Sehr ausdrucksstarke, leuchtende Stimmen, ganz große Spielfreude und herrlicher Spielwitz in halbszenischen Darstellungen.
Bestens informiert durch den Moderator – Tobias Truniger, der Leiter des Opernstudios, lässt es sich nicht nehmen, höchst amüsant die jeweilige Oper vorzustellen – konnte das Publikum in der ausverkauften Schulaula die jeweiligen Szenen, ob solistisch oder, stets besonders ansprechend, vielstimmig, genießen. Szenen aus Charles Gounods großer romantischer Oper „Faust“, – der letztlich auf die Verführung Gretchens durch Faust reduzierten Vertonung des opus magnus von Johann Wolfgang Goethe – mit ihren hinreißenden Arien schlossen sich an.
Valentin‘s große Arie „Avant de quitter..“– Boris Prgl mit Riesenstimme, und schönem Mezzovoce, Fausts „Salut Demeure“, eine Bravourarie von Long Long – ein warmer, reicher Tenor mit schöner Höhe. Und dann Méphistophélès selbst: Oleg Davydov mit tiefdunklem verführerischem Bass „il était temps“….Niamh O‘Sullivan bezauberte als Sibel, das Ensemble in der Gartenszene. Ein Besucher begeistert: „Das macht so Lust, wieder in die Oper zu gehen!“
Don Pasquale von Gaetano Donizetti aber bot den Höhepunkt des Abends: das Duett „Cheti, Cheti“von Don Pasquale/Dottore Malfetto. Was Milan Siljanov und Boris Prgl da ablieferten, war sängerisch, komödiantisch und schauspielerisch schlichtweg sensationell.
Mit zauberhaften Melodien aus der selten gespielten Verismo-Oper von Pietro Mascgani „L‘amico Fritz“ging wieder ein hinreißender Opernabend zu Ende. Gaetano Salas durfte sich mit seinem eher hell timbrierten, metallen klingenden Tenor großartig in Szene setzen. Die wunderbare Selene Zanetti bezauberte mit dem „Son pochi fiori“nicht nur ihn. Und das Ensemble glänzte. Nur langsam mochten sich die Besucher zurück in die Realität und hinaus in die Mertinger Nacht begeben.