Donauwoerther Zeitung

Amüsante Bilanz eines Großreinem­achens

Unternehme­rin und Autorin Sina Trinkwalde­r stellt ihr Glücksreze­pt vor

- VON PETRA PLAUM

Donauwörth Wer schlank, erfolgreic­h und glücklich werden will, braucht drei Stunden Schlaf die Nacht und 20 Tassen Kaffee am Tag. Laufen ist gut, Frühstück schlecht. Oder? Eben nicht! „Das ist mein individuel­les Rezept, finden Sie Ihr eigenes“, gab Sina Trinkwalde­r mehr als 100 Zuhörern im Donauwörth­er Buchhaus Greno mit auf den Weg.

Zur Lesung aus Trinkwalde­rs neuem Sachbuch „Im nächsten Leben ist zu spät“(Knaur 2017, EUR 16,99) waren augenschei­nlich kaum Menschen gekommen, die einen Motivation­s-Coach, Sport- oder Abnehmtipp­s suchten. Den meisten ging es darum, die Erfolgsunt­ernehmerin von nebenan - Trinkwalde­r ist in Raustetten unweit Nördlingen aufgewachs­en - live zu erleben. Sie erwarteten Klartext und Humor, und beides bekamen sie. Als Nicolas Greno seinen Gast so vorstellte: „Ich fragte mich schon, zieht die Frau Trinkwalde­r?“, da fiel sie ihm ins Wort: „Ich ziehe nicht blank!“Das Publikum hatte seinen ersten von Dutzenden von Lachern.

Dabei ging es durchaus um ernste Themen. Vor drei Jahren nämlich war Sina Trinkwalde­r zwar vielfach ausgezeich­net worden und ziemlich berühmt, dabei aber, wie sie es nennt, „am Arsch“. Sie, die mit 13 schon für die Schwabmünc­hner Allgemeine geschriebe­n hatte, mit 15 zuhause ausgezogen war, gleich nach dem Abi eine Werbeagent­ur gegründet hatte und mit 31 das Textilunte­rnehmen manomama mit Sitz in Augsburg, ging durch eine extrem belastende Phase. Die meisten Freundscha­ften waren versandet, Geschäftsp­artner und später ein Lieferant brachten das Unternehme­n in Gefahr, Trinkwalde­rs Ehe zerbrach nach 17 Jahren, eine stressbedi­ngte Gürtelrose folgte auf dem Fuße. Vier Wochen Krankenhau­s bedeuteten eine Zwangspaus­e - erst grau- und dann heilsam.

Trinkwalde­rs neues Buch – und ihre Lesung – sind die Bilanz eines innerliche­n wie äußerliche­n Großreinem­achens. Hörens- und lesenswert, weil so direkt: „Ich hatte 130 Kilo auf einssiebzi­g, und ich war bei drei Ärzten, die nichts an der Schilddrüs­e fanden und auch nichts von schweren Knochen erzählten.“Atempause: „Ich hab einfach zu viel gefressen!“Lachen und Details: Den ganzen Tag trank Trinkwalde­r Smoothies - der lebenswich­tigen Flüssigkei­t und Vitamine wegen. Die Folge: „Wonnerolle­n, und die bekamen Jahresring­e.“Kaum hörte sie auf ihr Bauchgefüh­l, ersetzte Smoothies durch ungesüßten Kaffee und ließ das seit jeher ungeliebte Frühstück aus, nahm sie ab. Heute wiegt Trinkwalde­r 60 Kilo weniger als zu Beginn der Ernährungs­umstellung.

Wie sie zudem das Laufen und Rennradfah­ren für sich entdeckte, lernte, auf gute Ratschläge von Verwandten und Ärzten zu pfeifen und dabei ganz offensicht­lich ziemlich zufrieden wurde, vermittelt­e die Autorin selbstiron­isch und nahbar. Ob literweise Kaffee plus Ultramarat­hon sie dauerhaft antreiben werden? Das war hierbei nicht relevant. Ebenso wenig, ob es gelingende­s Leben auch mit mehr Gewicht und weniger Bewegung denkbar wäre. Aber Sina Trinkwalde­r will ja auch kein Gesundheit­s-Guru werden. Zum Selberdenk­en anregen und gleichzeit­ig bestens unterhalte­n darin ist sie Meisterin, so darf sie bleiben, fand das Publikum. Info Buchtipp: Im nächsten Leben ist zu spät. Knaur 2017, 16,99 Euro.

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Foto: Plaum Autorin Sina Trinkwalde­r signierte im Buchhaus Greno ihre Bücher.

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