Bürgerbefragung zum Nationalpark?
Donauwörther Räte zeigen sich skeptisch ob der bayerischen Planungen
Donauwörth Wenn jemand etwas nicht mag, aber das nicht gleich so deutlich sagen will, dann behilft er sich gerne mit möglichst sachlichen Bedenken-Listen. Das war jüngst in der Donauwörther Ratssitzung aus vielen Wortmeldungen herauszuhören, die sich um das Für und Wider eines Nationalparks in der unmittelbaren Nachbarschaft drehten – denn vielleicht könnte ja auch die eigene Flur betroffen sein, zumindest teilweise. Augenscheinlich hat der Freistaat ein Auge auf den Donauwörther Stadtwald geworfen.
Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU) wollte nicht gleich das große Kaliber abfeuern in Richtung Nationalpark-Planungen. Er zeigte sich diplomatisch hinsichtlich der möglichen Einbeziehung des Stadtwaldes in der Parkstadt in das angedachte Schutzgebiet: „Wir wollen erst noch Klarheit bekommen, inwieweit unser Stadtwald konkret in die Planung einbezogen wird.“Es sei im Rahmen des Besuchs eines Ministerialvertreters deutlich geworden, dass München „grundsätzliches Interesse“an dem Forst habe. Ein Zugriff auf den Stadt- und Spitalwald ohne die Einwilligung der Donauwörther Räte sei allerdings keinesfalls möglich, so Neudert. Generell sei das weitere Vorgehen der Stadt wie folgt auszuloben: Zurückhaltung. Die Mehrheit der Wortmeldungen unterstützte Neudert. Wolfgang Fackler (CSU) unterstrich, dass es nicht um die ideologische Frage „Nationalpark – ja oder nein“gehe, sondern um die konkrete Zukunft des Donauwörther Waldes, der seit einer Schenkung von Kaiser Karl IV. im Jahr 1348 im Besitz der Stadt sei: „Der Wald ist eine Seele und Lunge der Stadt.“Im Falle eines Verkaufs oder Tauschs würde man „Exklusivität und Identität gegen Quantität abgeben“.
Die Sozialdemokraten hätten sich indes, wie Heinrich Kopriwa sagte, noch nicht abschließend beraten. Insgesamt sei der Wald aber „für uns sehr wertvoll“. Er diene den Bürgern als wichtige Freizeitfläche und beherberge unter anderem schließlich auch den Waldkindergarten. Man hege daher „ein hohes Maß an Skepsis“.
Grüne und ÖDP warnen davor, die Türe zuzuschlagen
Derweil meinte Michael Bosse von den Parteifreien, dass ein Nationalpark zwar generell Charme habe, aber im Falle des Stadtwaldes ein Verkauf „klar“abzulehnen sei. Dennoch solle man die Türen gegenüber dem Freistaat nicht zuschlagen. Man solle weiterhin sachlich analysieren und offene Fragen klären. Zudem müsse man – wenn es darauf ankommt – bei einer solchen Frage von allgemeinem Interesse die Bürger befragen, was auch von Manfred Hofer (EBD) unterstützt wurde.
Unzweifelhafte Skepsis zeigte Jo- sef Reichensberger (AL/JB). Im Landkreis gebe es bereits eine ganze Reihe verschiedener ökologischer Schutzgebiete, man brauche keinen Nationalpark „zur Gewissensberuhigung“, der noch dazu zu wirtschaftlichen Einschränkungen führen könnte.
Derweil sprachen sich Albert Riedelsheimer (Grüne) und Gustav Dinger (ÖDP) dagegen aus, das Thema Nationalpark zu den Akten zu legen. Riedelsheimer warnte, es wäre „grob fahrlässig“, sollte Donauwörth die Türen bereits jetzt zuschlagen. Alle Seiten, alle Pro- und Kontra-Punkte müssten vor einer endgültigen Meinungsbildung erörtert werden. Ähnlich sah es Dinger: „Unser Wald wäre als Teil des Nationalparks gesichert“– ein anderes mögliches Tauschgebiet, würde man zudem aufwerten. Insofern sei ein Nationalpark „eine echte Chance“– sämtliche Rahmenbedingungen müssten allerdings stimmen.
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