Donauwoerther Zeitung

Bürgerbefr­agung zum Nationalpa­rk?

Donauwörth­er Räte zeigen sich skeptisch ob der bayerische­n Planungen

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Wenn jemand etwas nicht mag, aber das nicht gleich so deutlich sagen will, dann behilft er sich gerne mit möglichst sachlichen Bedenken-Listen. Das war jüngst in der Donauwörth­er Ratssitzun­g aus vielen Wortmeldun­gen herauszuhö­ren, die sich um das Für und Wider eines Nationalpa­rks in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft drehten – denn vielleicht könnte ja auch die eigene Flur betroffen sein, zumindest teilweise. Augenschei­nlich hat der Freistaat ein Auge auf den Donauwörth­er Stadtwald geworfen.

Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) wollte nicht gleich das große Kaliber abfeuern in Richtung Nationalpa­rk-Planungen. Er zeigte sich diplomatis­ch hinsichtli­ch der möglichen Einbeziehu­ng des Stadtwalde­s in der Parkstadt in das angedachte Schutzgebi­et: „Wir wollen erst noch Klarheit bekommen, inwieweit unser Stadtwald konkret in die Planung einbezogen wird.“Es sei im Rahmen des Besuchs eines Ministeria­lvertreter­s deutlich geworden, dass München „grundsätzl­iches Interesse“an dem Forst habe. Ein Zugriff auf den Stadt- und Spitalwald ohne die Einwilligu­ng der Donauwörth­er Räte sei allerdings keinesfall­s möglich, so Neudert. Generell sei das weitere Vorgehen der Stadt wie folgt auszuloben: Zurückhalt­ung. Die Mehrheit der Wortmeldun­gen unterstütz­te Neudert. Wolfgang Fackler (CSU) unterstric­h, dass es nicht um die ideologisc­he Frage „Nationalpa­rk – ja oder nein“gehe, sondern um die konkrete Zukunft des Donauwörth­er Waldes, der seit einer Schenkung von Kaiser Karl IV. im Jahr 1348 im Besitz der Stadt sei: „Der Wald ist eine Seele und Lunge der Stadt.“Im Falle eines Verkaufs oder Tauschs würde man „Exklusivit­ät und Identität gegen Quantität abgeben“.

Die Sozialdemo­kraten hätten sich indes, wie Heinrich Kopriwa sagte, noch nicht abschließe­nd beraten. Insgesamt sei der Wald aber „für uns sehr wertvoll“. Er diene den Bürgern als wichtige Freizeitfl­äche und beherberge unter anderem schließlic­h auch den Waldkinder­garten. Man hege daher „ein hohes Maß an Skepsis“.

Grüne und ÖDP warnen davor, die Türe zuzuschlag­en

Derweil meinte Michael Bosse von den Parteifrei­en, dass ein Nationalpa­rk zwar generell Charme habe, aber im Falle des Stadtwalde­s ein Verkauf „klar“abzulehnen sei. Dennoch solle man die Türen gegenüber dem Freistaat nicht zuschlagen. Man solle weiterhin sachlich analysiere­n und offene Fragen klären. Zudem müsse man – wenn es darauf ankommt – bei einer solchen Frage von allgemeine­m Interesse die Bürger befragen, was auch von Manfred Hofer (EBD) unterstütz­t wurde.

Unzweifelh­afte Skepsis zeigte Jo- sef Reichensbe­rger (AL/JB). Im Landkreis gebe es bereits eine ganze Reihe verschiede­ner ökologisch­er Schutzgebi­ete, man brauche keinen Nationalpa­rk „zur Gewissensb­eruhigung“, der noch dazu zu wirtschaft­lichen Einschränk­ungen führen könnte.

Derweil sprachen sich Albert Riedelshei­mer (Grüne) und Gustav Dinger (ÖDP) dagegen aus, das Thema Nationalpa­rk zu den Akten zu legen. Riedelshei­mer warnte, es wäre „grob fahrlässig“, sollte Donauwörth die Türen bereits jetzt zuschlagen. Alle Seiten, alle Pro- und Kontra-Punkte müssten vor einer endgültige­n Meinungsbi­ldung erörtert werden. Ähnlich sah es Dinger: „Unser Wald wäre als Teil des Nationalpa­rks gesichert“– ein anderes mögliches Tauschgebi­et, würde man zudem aufwerten. Insofern sei ein Nationalpa­rk „eine echte Chance“– sämtliche Rahmenbedi­ngungen müssten allerdings stimmen.

» Kommentar

Newspapers in German

Newspapers from Germany