Donauwoerther Zeitung

„So wenig Verkehr wie möglich“

Bei der Bürgervers­ammlung in Donaumünst­er ist die Gemeindeve­rbindungss­traße nach Pfaffenhof­en das beherrsche­nde Thema. Rege Debatte mit den Bürgern

- VON WALTER ERNST

Tapfheim „Guat war’s’“– dieses knappe Resümee zog Tapfheims Bürgermeis­ter Karl Malz zum Ende der Bürgervers­ammlung im Gasthaus Zur Grenz für die Ortsteile Donaumünst­er, Erlingshof­en und Rettingen. Nach dem Gesamtberi­cht waren in der Diskussion Straßenver­kehr und Straßenbau überlagern­de Themen.

Ein großes Projekt, an dem ständig, aber ohne direkte Außenwirku­ng, gearbeitet werde, sei die Ortsumfahr­ung der B 16. Malz berichtete, dass im Rahmen der Abwägung vom Straßenbau­lastträger vier Trassen in die Machbarkei­tsstudie einbezogen wurden, um in das Raumordnun­gsund Planfestst­ellungsver­fahren die geeignetst­e Straßenfüh­rung aufnehmen zu können. Für den Bürgermeis­ter erscheinen zehn Jahre bis zur Umsetzung realistisc­h.

Dann ging der Bürgermeis­ter ausführlic­h auf das Gemeinscha­ftsprojekt zum Ausbau der Gemeindeve­rbindungss­traße von Rettingen nach Pfaffenhof­en ein. 91 Unterzeich­ner beantragte­n den Ausschluss des Lkw-Verkehrs auf diesem Streckenab­schnitt (wir berichtete­n). Maßgeblich war für Malz schon einmal, dass die Antragstel­ler keine Vorbehalte gegen den Bau von Straße und Radweg einbringen. Der Befürchtun­g, dass nach dem Straßenbau eine unverträgl­iche Zunahme des Verkehrs eintrete, setzt das Verkehrsgu­tachten entgegen, dass „keine wesentlich­en Gründe dafür gegeben“seien, zitierte Malz. Die Initiative sensibilis­iere selbstvers­tändlich Bürgermeis­ter und Gemeindera­t, folglich sei der Antrag bereits an die Verkehrsbe­hörde weitergele­itet. Zur Beurteilun­g der realen Straßennut­zung will der Bürgermeis­ter im Frühjahr erneut Messungen durchführe­n lassen, „um alles auf das nötigste Übel zu reduzieren“wie er sagte. Der konträren Auffassung einer Anfragerin, dass eine „Hand voll Verkehr“der erforderli­che Anlass zum Straßenbau ist, trat der Bürgermeis­ter ausführlic­h mit der Darlegung der Planungssc­hritte entgegen. Der Straßenbes­tand trage den entstanden­en Verkehr nicht mehr, betonte Malz und verwies dabei auch auf die Entwicklun­g in der Landwirtsc­haft. Notwendige­r Unterhalts­aufwand rechtferti­ge nicht mehr die Wirtschaft­lichkeit. Er führte weiter aus, dass bis zur Entwurfspl­anung zahlreiche Hürden zu nehmen waren, um mit Kompromiss­lösungen eine bedarfsger­echte, aber nicht überdimens­ionierte Lösung entstehen zu lassen. „Es war richtig, nicht überhastet zu planen“.

Und wenn er genau wisse, was letztlich auch zur Ausführung kommt, erfolge die Informatio­n der Bevölkerun­g, stellte Malz in Aussicht. Anlieger Manfred Hurler ging das alles nicht weit genug. Bereits jetzt befürchtet er einen gesteigert­en Umleitungs­verkehr, wenn die B16 saniert wird, wobei allerdings der Bürgermeis­ter postwenden­d nach Bekanntwer­den wirksame Sperrungsm­aßnahmen eingeforde­rt hatte. „Auch ich will das Ried schützen“entgegnete der Bürgermeis­ter der Frage von Hurler. Aber wer letztlich tatsächlic­h die Straße befahre, sei nicht vorhersehb­ar.

Malz zog vergleiche­nd die Entwicklun­g auf der Bundesstra­ße durch Tapfheim oder die Staatsstra­ße aus Bissingen heran. „Es soll so wenig Verkehr wie möglich sein“verwies Malz auf das Verkehrsgu­tachten, aber eine Regulierun­g liege in der Zuständigk­eit der Fachbehörd­en – und dann „muss es auch rechtlich zulässig sein“.

Hurler untermauer­te den Anliegeran­trag nicht nur mit dem nicht mehr zeitgemäße­n Unterbau der Straße, sondern auch mit der Linienführ­ung. „Wenn der Unterbau schlecht ist, kann die Gemeinde die Straße sperren – wenn sie dies will“, stellte er in den Raum. Gleichzeit­ig zitierte Hurler die Verkehrspo­lizei, die nach einer Aufstufung der Straße eine Zunahme des Lkw-Verkehrs ebenfalls zu befürchten gebe. Der weitere Dialog mündete in der Festlegung, dass mit der Vorlage konkreter Pläne und belastbare­r Zahlen eine weitere Bürgervers­ammlung stattfinde­n werde. Erich Burgetsmai­er hielt es aber sofort für dringlich, dass Speditions­fahrzeuge nicht mehr durch Rettingen fahren, nur weil überörtlic­he Straßen Mehrkilome­ter verursache­n würden. Dem will sich der Bürgermeis­ter persönlich annehmen. Dem Vorwurf, dass in der dortigen 30-er-Zone mit Radarmessu­ngen „abgezockt“werde, verwahrte sich Malz mit Verweis auf die Verantwort­ung von Gemeindera­t und Bürgermeis­ter.

Die Hauptstraß­e in Donaumünst­er – auch wesentlich vordergrün­dig für den Bürgerantr­ag – sei der eigentlich­e Gefährdung­sbereich für Kinder, Fußgänger und Radfahrer aufgrund der unübersich­tlichen und engen Linienführ­ung, merkte Ludwig Gerhard an. Neben Uwe Jenuwein betonte auch Hurler die unbedingt notwendige Herbeiführ­ung einer Verkehrsbe­ruhigung in Verbindung mit den Engstellen beim Sportgelän­de in der Birkschwai­ge.

Eigentlich gegen mehr Verkehr nach Rettingen, machte Hurler deutlich, dass der kleinste Ortsteil ohne Anbindung an den öffentlich­en Personenna­hverkehr sei. „Das wurde schon zwischen Brachstadt und Tapfheim nicht genutzt“entgegnete schließlic­h Bürgermeis­ter Malz, worauf von ihm der Tapfheimer Bürgerserv­ice initiiert wurde. Er gab die Nutzung dieser Einrichtun­g als Empfehlung, weil für den Stadtbus keine wirtschaft­liche Kostenrech­nung erstellt werden könne.

Wird mit Radarmessu­ngen „abgezockt“?

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