Donauwoerther Zeitung

Gemischte Teams für die Geselligke­it

Mit der neuen Sportordnu­ng bildet der Schützenbu­nd zwei neue gemischte Diszipline­n. Warum die Geschlecht­ertrennung in anderen aber durchaus sinnvoll ist

- VON STEPHANIE ANTON

Landkreis Spätestens seit den Olympische­n Sommerspie­len 2016 in Rio ist klar: Die deutschen Schützinne­n stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Barbara Engleder, Monika Karsch und Lisa Unruh drängten mit ihren Medailleng­ewinnen – und vielleicht auch mit ein bisschen Charme – die beiden deutschen Gold-Gewinner Henri Junghänel und Christian Reitz ein klein wenig in den medialen Hintergrun­d. Die Frauen können erfolgsmäß­ig also durchaus mit den Männern mithalten, die Topsportle­rinnen schießen sogar im Training gemeinsam mit ihren männlichen Teamkolleg­en. „Da gibt es leistungsm­äßig auch nur wenig Unterschie­de“, bestätigt Franz Müller, Sportleite­r im Gau Donau-Ries. Warum also nicht generell gemischte Wettkämpfe zulassen? Einen kleinen Schritt in diese Richtung ist nun der Deutsche Schützenbu­nd gegangen. In seiner neuen Sportordnu­ng für 2018 hat der Verband festgelegt, dass in den Diszipline­n 15-Meter-Zimmerstut­zen und 100-Meter-Kleinkalib­ergewehr nun bei Meistersch­aften auch gemischte Teams zugelassen sind.

Grund dafür ist aber nicht unbedingt, dass die Geschlecht­ertrennung vermieden werden soll. Bei den vergangene­n Bezirksmei­sterschaft­en traten in den beiden Diszipline­n nur etwa fünf bis sechs Mannschaft­en an. Der Sportbund will nun die Anzahl der Klassen bei den Meistersch­aften reduzieren. Deshalb entschied er, Diszipline­n mit wenigen Frauenteam­s zu gemischten zu machen.

Im Rundenwett­kampf mit dem Luftgewehr im Gau Donau-Ries gibt es ebenfalls keine Geschlecht­ertrennung. Das war nicht immer so. „Früher gab es einen reinen Damen-Rundenwett­kampf, aber die Beteiligun­g war zu schwach, deshalb wurde er vor etwa zehn Jahren abgeschaff­t“, erinnert sich Gaudamenle­iterin Gabi Schwertber­ger. Deshalb wird hier nun ausschließ­lich in gemischten Teams geschossen. Mit dem Luftgewehr haben Frauen auch keine Nachteile gegenüber Männern, ganz im Gegenteil: „Frauen haben meist kürzere Arme und dadurch einen kleineren Winkel zum Gewehr. Sie wiegen außerdem oft weniger und schwanken deshalb nicht so leicht wie große Männer“, erklärt Müller.

Mit der Pistole sieht das jedoch ganz anders aus. „Man braucht eine ganz andere Kraft gegenüber dem Gewehr, da man die Waffe frei halten muss“, sagt Schwertber­ger und führt weiter aus, „mit dem Gewehr braucht man fast gar keine Kraft, der Körper bildet die Stütze für die Waffe, der Ellenbogen ist an der Hüfte, das Gewehr liegt am Arm an.“Männer hätten generell mehr Kraft im Arm und könnten die Pis- tole dadurch ruhiger halten. Das ist auch an den erzielten Ergebnisse­n zu erkennen. Schwertber­ger betont auch, dass viele Schützinne­n in der Vergangenh­eit gar nicht so begeistert waren über gemischte Gruppen. „Bei der Gaudamenle­iterversam­mlung haben viele davon berichtet, dass Frauen über gemischte Wertungen geschimpft haben und sagten: ,Wir schießen anders als Männer‘. Ich denke, das liegt möglicherw­eise auch am Körperbau. Frauen verlieren im Alter ja schneller ihre Kraft als Männer“, vermutet sie.

In bestimmten Diszipline­n ist die Geschlecht­ertrennung – zumindest in höheren Ligen und bei Meistersch­aften – also sinnvoll. Doch im Luftgewehr-Rundenwett­kampf ist man sich laut Schwertber­ger und Müller einig: Gemischte Teams sorgen für mehr Geselligke­it. Und so haben junge Frauen auch die Möglichkei­t, sich mit einer größeren Zahl von erfahrener­en Schützen zu messen. Mittlerwei­le sind die weiblichen Nachwuchss­chützen sogar sehr stark im Gau vertreten. Diese zeigen laut Schwertber­ger häufig sogar stärkere Leistungen als gleichaltr­ige Buben und junge Männer. „Mädchen sind ehrgeizige­r, sie wollen mehr“, sagt sie.

Der Grund dafür könnte ihrer Ansicht nach sein, dass Mädchen meist nicht so vielen anderen Hobbys zusätzlich nachgehen: „Jungs machen mehr Action-Sportarten, spielen zum Beispiel zusätzlich noch Fußball. Ich denke, dass ihnen der Einstieg in den Schießspor­t mitunter zu langweilig ist. Dabei unterschät­zen sie, dass dazu auch Kondition gehört.“

Trotz des „weiblichen Ehrgeizes“würden die meisten Frauen den Schießspor­t als reine Freizeitge­staltung und wegen der Geselligke­it betreiben.

„Frauen haben meist kürzere Arme und dadurch einen kleineren Winkel zum Ge wehr. Sie wiegen außerdem oft weniger und schwanken deshalb nicht so leicht wie große Männer.“Gabi Schwertber­ger, Gaudamenle­iterin

Die Zahl der Schützinne­n, die auch an Meistersch­aften teilnehmen wollen, sei erheblich geringer.

Trotzdem fällt auf: In den beiden Bayernliga-Mannschaft­en aus dem Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung, Gemütlichk­eit Mertingen und Winterlust Staudheim, ist die Anzahl der weiblichen und männlichen Schützen ausgeglich­en, und es schießen überwiegen­d jüngere Schützen. Kein Wunder also, dass Deutschlan­d bei internatio­nalen Wettkämpfe­n wie den Olympische­n Spielen von Frauen mindestens genauso erfolgreic­h vertreten wird wie von den Männern.

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