„Das wird der reine Horror für uns alle“
Star-Autor T.C. Boyle sieht die Zukunft düster. Deshalb wünscht er seinen Kindern vor allem eines
Mr. Boyle, Ihr jüngster auf Deutsch erschienener Roman, „Die Terranauten“, spielt auf ein Experiment an, das Anfang der 90er Jahre in den USA stattgefunden hat. Damals lebten acht Menschen unter einer Glaskuppel in einer künstlichen Biosphäre. Angeblich diente das dem wissenschaftlichen Fortschritt.
T.C.Boyle: Nicht nur angeblich: Die Bewohner der „Biosphäre 2“haben damals durchaus versucht, Wissenschaft zu betreiben. Allerdings war es keine aufrichtige Wissenschaft. Denn aufrichtige Wissenschaft würde bedeuten: Wir haben eine Theorie, also lasst sie uns überprüfen! Doch sie hatten keine Theorie. Sie wollten einfach nur ausprobieren, ob sie eine zweite Biosphäre erschaffen können, die unabhängig von unserer ersten funktioniert.
Sie konnten es nicht.
Boyle: Nein. Eine Teilnehmerin musste wegen eines Unfalls schon nach zwölf Tagen die Glaskuppel verlassen. Wie sollte also so eine künstliche Welt etwa auf dem Mars funktionieren? Da gibt es keine Krankenhäuser! „Wenn das Schlachten vorbei ist“gearbeitet habe, traf ich mich mehrfach mit Biologen. Sie sagten mir: „Wir Biologen können nur deprimierende Vorträge halten und Aufsätze schreiben. Du aber gibst diesen Vorträgen eine Geschichte. Damit kannst du eine viel stärkere Botschaft aussenden als wir!“Ich musste ihnen dann immer erklären, dass ich es gar nicht als meine Aufgabe verstehe, Botschaften auszusenden.
Boyle: Meine Aufgabe ist es, künstlerisch zu ergründen, wie unsere Spezies hier und heute lebt und was ich dabei empfinde. Warum sind wir hier? Gibt es Gott? Warum müssen wir sterben? Warum sind Wissenschaft und Religion gleichermaßen Voodoo? Warum hat niemand die Antwort?
Ihr Präsident, Donald Trump, bezeichnet den Klimawandel als eine Erfindung der Chinesen. Ich möchte Sie jetzt nicht fragen, ob Sie ihm darin zustimmen …
Boyle: (lacht) … Wahrscheinlich haben Sie schon eine Idee, wie meine Antwort ausfallen könnte!