Vorsicht Giftköder
In Deiningen werden drei Hunde vergiftet. Suche nach dem Täter ist schwierig – auch in Bäumenheim, wo zwei Tiere verendeten
Deiningen/Bäumenheim Am Samstagnachmittag wollte der Deininger Sascha Glindemann nur eine entspannte Runde mit seinem Hund durch die Gemeinde drehen. Mit seinem Mischling Diego war er in der Nähe des Kindergartens unterwegs, als das Tier plötzlich stehen blieb, schnupperte – und etwas hinunter schlang. Bei Sascha Glindemann schrillten die Alarmglocken. „Ich habe ihn sofort weggezogen, aber es war schon zu spät“, schildert der Deininger. Als er den Boden überprüfte, wurde seine Vorahnung bestätigt. Ein präparierter Giftköder lag zwischen Blättern und Gras versteckt. Das Tier hatte schon Teile davon verschluckt. „Ich hatte schon davon gehört, dass es bereits zwei Hunde erwischt hat“, sagt Glindemann. Deshalb verständigte er sofort die Polizei. Seinen Hund packte der Deininger ins Auto und fuhr mit ihm in die Dinkelsbühler Tierklinik. „Man hat schon während der Fahrt gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt“, berichtet er. Sein Hund habe am ganzen Körper gezittert und sich ungewöhnlich verhalten. In Dinkelsbühl angekommen, hätten die Veterinäre das Tier dazu gebracht, sich zu übergeben und ihm eine Infusion verabreicht.
Noch immer hat sich Glindemanns Hund nicht richtig von dem Giftköder erholt. „Es geht ihm zwar schon besser, aber er schläft immer noch sehr viel. Man merkt, dass ihn das ganz schön mitgenommen hat.“Nach wie vor sei nicht klar, mit welchem Mittel der Giftköder präpariert gewesen ist.
Es sei weiterhin unklar, ob Diego endgültig alles überstanden hat. „Die Tierärzte haben gesagt, dass bestimmte Giftarten erst nach einigen Tagen richtig wirken“, berichtet Glindemann. Ein Blutgerinnungstest soll zeigen, ob es sich um Rattengift gehandelt hat. Bis auf Weiteres soll der Deininger seinem Hund Sauerkraut und Kohletabletten verabreichen. Das Gemüse helfe unter anderem, falls sich im Giftköder auch Glasscherben oder Splitter befunden haben.
Nach Ansicht des Tiermediziners Dr. Wulf-Dietrich Kavasch hat Sascha Glindemann genau richtig gehandelt. „Es ist wichtig, bei einer Vergiftung sofort zum Tierarzt zu gehen.“Solange das Mittel sich noch im Magen befinde, könne es durch ein Erbrechen des Tieres herausgeholt werden. Sei das Gift erst im Dünndarm, werde es problematisch. „Wir haben oft Verdachtsfälle von Vergiftungen, aber selten lässt sich herausfinden, ob ein Tier wirklich Gift gefressen hat – und wenn ja, welches es war“, sagt Kavasch. Wisse man aber, dass es sich beispielsweise um Rattengift gehandelt hat, könne man ein Antidot verabreichen. Es sei daher hilfreich, wenn Besitzer die Symptome ihres Tieres genau beobachten und dem Arzt beschreiben können. Um festzustellen, was tatsächlich im Magen gelandet ist, brauche man in der Regel eine Laboruntersuchung. „Aber da ist man schnell bei Kosten von mehr als 500 Euro, das leisten sich nicht viele Tierhalter.“
Wer indes verantwortlich für die drei Vergiftungen in Deiningen sein könnte, ist unklar. „Für mich ist es unbegreiflich, wie man so etwas tun kann“, sagt Sascha Glindemann. Die Polizei hat bisher noch keinen Tatverdächtigen im Auge, bestätigt Hauptkommissar Werner Kieweg: „Bisher konnten wir noch keinen Giftköder sicherstellen.“Denn obwohl die Stelle gründlich abgesucht worden sei, die Glindemann der Polizei genannt hatte, habe man nichts gefunden. „Wir sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Kieweg.
Die ebenfalls betroffene Hundehalterin Steffi Moll vermutet, dass der Giftköder, den ihr Labrador „Bobby“gefressen hat, sogar direkt in ihrem Garten platziert wurde. Es sei nicht auszuschließen, dass der Verantwortliche selbst aus Deiningen komme, meint Glindemann. Auffällig sei, dass sich vor Kurzem offenbar jemand über eine Vielzahl von Hundehaufen auf öffentlichem Grund bei der Gemeinde beschwert hätte, weshalb im Mitteilungsblatt darauf hingewiesen wurde, die Exkremente zu entfernen. „Kurz danach hat es mit den Giftködern angefangen“, sagt Glindemann.
Der Deininger Bürgermeister Wilhelm Rehklau glaubt nicht, dass es einen Zusammenhang gibt. „Es beschweren sich immer wieder Bürger deswegen bei mir, oft auch anonym.“Dann weise er eben darauf hin.
Zu den Fällen in Deiningen hat die Tierrechtsorganisation Peta hat 500 Euro Belohnung für Hinweise, die den Täter überführen, ausgesetzt. Das ist auch in Asbach-Bäumenheim so. Dort lockt sogar eine Summe von insgesamt fast 3000 Euro, bereitgestellt von Peta und einer privaten Initiative. Wie gemeldet, legte ein Tierhasser wohl im September in dem Ort Giftköder aus. Zwei Hunde fraßen solche und verendeten.
Die Polizeiinspektion Donauwörth, die hier zuständig ist, hat laut Pressesprecher Magnus Kastenhofer bisher ebenfalls keine heiße Spur.