Donauwoerther Zeitung

Bürgerspit­al in der Hand des Landkreise­s?

Das traditions­reiche Seniorenhe­im im Herzen Donauwörth­s soll umziehen. Jetzt gibt es den Vorschlag, das Haus in die Hände des gKU zu geben. Was dahinter steckt

- VON THOMAS HILGENDORF

Das Bürgerspit­al in Donauwörth soll umziehen. Jetzt gibt es den Vorschlag, das Haus in die Hände des gKU zu geben.

Donauwörth Das Bürgerspit­al gehört zum Tafelsilbe­r Donauwörth­s. Das sagen die einen. Es sei zwar eine wichtige Einrichtun­g für die Senioren in der Stadt, aber mithin ein finanziell­er Klotz am Bein, meinen dagegen die anderen. Stadtrat Gustav Dinger (ÖDP) mahnt jetzt an, darüber nachzudenk­en, das stiftungse­igene, stadtnahe Seniorenhe­im künftig lieber in die Hände des Landkreise­s als Teil des gemeinsame­n Kommunalun­ternehmens (gKU) zu geben – denn schließlic­h sei dieser Bereich ja nicht originäre Aufgabe einer Kommune. Und genau da mögen die ersten Einwände ansetzen: Denn lange bevor die öffentlich­en Aufgaben auf Kommunen, Kreise und Länder verteilt wurden, hatte Donauwörth schon sein Bürgerspit­al. Sage und schreibe am selben Standort seit Ende des 15. Jahrhunder­ts. Es ist ein Stück gelebter städtische­r Sozialgesc­hichte.

Dinger hat nun nichts gegen das Bürgerspit­al an sich, im Gegenteil. Aber der Ratsherr gibt zu bedenken, dass das traditions­reiche Haus vielleicht besser aufgehoben wäre, hätte der Landkreis seine Hand darauf – auch, weil in Donauwörth ak- wichtige Großprojek­te zu bewältigen seien. Zuletzt hatte es eine wahrlich revolution­äre Nachricht gegeben: Exakt vor einem Jahr, im Dezember 2016, gab die Stadt bekannt, dass das Seniorenhe­im an anderer Stelle neu gebaut werden soll.

Revolution­är ist das Ansinnen allein deshalb, weil das Haus an genau dieser Stelle eben seit 1491 besteht – immer als stiftungse­igene, stadtnahe Einrichtun­g, stets als Spital. Die christlich­e Armenfürso­rge über den Deutschen Orden ließe sich sogar noch früher datieren. Doch was soll jetzt anders werden? Dinger nennt Punkte, die zu bedenken seien: Die Stadt sei allein durch die Mammutaufg­abe der Umwandlung des 30 Hektar großen Kasernenar­eals in der Donauwörth­er Parkstadt in ein ziviles Wohngebiet mit personelle­n und finanziell­en Ressourcen für eine 20 000-Einwohner-Stadt außergewöh­nlich stark beanspruch­t. Der Neubau des Bürgerspit­als an einem Standort, der bislang noch gar nicht feststeht, erscheine da ziemlich unrealisti­sch, meint Dinger.

Eine Sanierung vor Ort würde gut 3,4 Millionen Euro kosten, berichtete bereits vor einem Jahr Heinrich Kopriwa (SPD/BfD) – und das wären nur die sogenannte­n „Basiskos- ten“. Unumstritt­en scheint allerdings, dass ein Neubau kaum günstiger sein würde – wegen aktuell horrender Baukosten, wie an den Schulproje­kten in Rain und Nördlingen zu beobachten ist. Doch das Haus müsse wirtschaft­licher werden, so die Argumentat­ion der Stadt – und da brauche man mindestens 80 statt der momentan 78 Plätze.

Muss Eigentum verkauft werden, um wirtschaft­lich zu sein?

Vor einigen Tagen hat Stadtrat Dinger deshalb eine Anfrage bei der Stadt eingegeben. Der Kernpunkt findet sich dabei erst unter Ziffer acht und lässt aufhorchen: „Welche Alternativ­en zum derzeitige­n Betreiberm­odell wurden angesichts der derzeitige­n Situation geprüft? Gibt es gegebenenf­alls eine Gegenübers­tellung von Für und Wider, zum Beispiel zu einem ’gKU-Bürgerspit­al Donauwörth’?“Das Bürgerspit­al also als Teil des gKU? Für Dinger zumindest ein Punkt, den es ernsthaft zu erörtern gelte, auch um den Träger, die stadtnahe Spitalstif­tung „nicht zu überforder­n“. Dinger befürchtet, dass nach und nach alte Besitzunge­n der Stiftung veräußert werden könnten, um mögliche Defizite auszugleic­hen. Unter andetuell rem besitzt die Spitalstif­tung recht beachtlich­e Wälder in Zirgesheim und Schäfstall. Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) indes äußert sich weder komplett ablehnend noch befürworte­nd zu den Argumenten Dingers: „Die derzeitige Beschlussl­age des Haupt- und Finanzauss­chusses, zugleich der Spitalauss­chuss, sieht vor, dass die Spitalstif­tung diese Aufgabe auch künftig weiterführ­en soll. Unabhängig davon werden sich Stadt und Spitalstif­tung dieser Aufgabe, insbesonde­re im Hinblick auf Neubau und Neuausrich­tung, nicht alleine stellen. Gespräche zur Abklärung, auch zu Finanzieru­ngsfragen, werden auf örtlicher und überörtlic­her Ebene geführt.“

Wo das Bürgerspit­al neu gebaut werden soll, steht derweil ebenfalls noch nicht fest. Neudert: „Die Standortfr­age ist in Abklärung. Es bleibt beim zugesagten Ziel: zentrumsna­h, mit Anbindung an das Leben in der Mitte der Stadt.“Doch allzu rasch wird so oder so kein Umzug stattfinde­n: Wie der OB weiter ausführt, sei eine Übergangsz­eit von fünf Jahren am jetzigen Standort zu beachten. Klar sei indessen, dass in der Sache Bürgerspit­al eine Neukonzept­ion angepackt werde.

 ?? Archivfoto: Wolfgang Widemann ?? Das Schild am Bürgerspit­al zeugt von der langen Tradition des Hauses. Im Jahr 1491 bereits hatte der Rat der Stadt den Standort als Spital für die Bürger ausgewählt. Seitdem kommen die Mitarbeite­r der Fürsorge für die Älteren an ebenjener Stelle nach.
Archivfoto: Wolfgang Widemann Das Schild am Bürgerspit­al zeugt von der langen Tradition des Hauses. Im Jahr 1491 bereits hatte der Rat der Stadt den Standort als Spital für die Bürger ausgewählt. Seitdem kommen die Mitarbeite­r der Fürsorge für die Älteren an ebenjener Stelle nach.

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