Bürgerspital in der Hand des Landkreises?
Das traditionsreiche Seniorenheim im Herzen Donauwörths soll umziehen. Jetzt gibt es den Vorschlag, das Haus in die Hände des gKU zu geben. Was dahinter steckt
Das Bürgerspital in Donauwörth soll umziehen. Jetzt gibt es den Vorschlag, das Haus in die Hände des gKU zu geben.
Donauwörth Das Bürgerspital gehört zum Tafelsilber Donauwörths. Das sagen die einen. Es sei zwar eine wichtige Einrichtung für die Senioren in der Stadt, aber mithin ein finanzieller Klotz am Bein, meinen dagegen die anderen. Stadtrat Gustav Dinger (ÖDP) mahnt jetzt an, darüber nachzudenken, das stiftungseigene, stadtnahe Seniorenheim künftig lieber in die Hände des Landkreises als Teil des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) zu geben – denn schließlich sei dieser Bereich ja nicht originäre Aufgabe einer Kommune. Und genau da mögen die ersten Einwände ansetzen: Denn lange bevor die öffentlichen Aufgaben auf Kommunen, Kreise und Länder verteilt wurden, hatte Donauwörth schon sein Bürgerspital. Sage und schreibe am selben Standort seit Ende des 15. Jahrhunderts. Es ist ein Stück gelebter städtischer Sozialgeschichte.
Dinger hat nun nichts gegen das Bürgerspital an sich, im Gegenteil. Aber der Ratsherr gibt zu bedenken, dass das traditionsreiche Haus vielleicht besser aufgehoben wäre, hätte der Landkreis seine Hand darauf – auch, weil in Donauwörth ak- wichtige Großprojekte zu bewältigen seien. Zuletzt hatte es eine wahrlich revolutionäre Nachricht gegeben: Exakt vor einem Jahr, im Dezember 2016, gab die Stadt bekannt, dass das Seniorenheim an anderer Stelle neu gebaut werden soll.
Revolutionär ist das Ansinnen allein deshalb, weil das Haus an genau dieser Stelle eben seit 1491 besteht – immer als stiftungseigene, stadtnahe Einrichtung, stets als Spital. Die christliche Armenfürsorge über den Deutschen Orden ließe sich sogar noch früher datieren. Doch was soll jetzt anders werden? Dinger nennt Punkte, die zu bedenken seien: Die Stadt sei allein durch die Mammutaufgabe der Umwandlung des 30 Hektar großen Kasernenareals in der Donauwörther Parkstadt in ein ziviles Wohngebiet mit personellen und finanziellen Ressourcen für eine 20 000-Einwohner-Stadt außergewöhnlich stark beansprucht. Der Neubau des Bürgerspitals an einem Standort, der bislang noch gar nicht feststeht, erscheine da ziemlich unrealistisch, meint Dinger.
Eine Sanierung vor Ort würde gut 3,4 Millionen Euro kosten, berichtete bereits vor einem Jahr Heinrich Kopriwa (SPD/BfD) – und das wären nur die sogenannten „Basiskos- ten“. Unumstritten scheint allerdings, dass ein Neubau kaum günstiger sein würde – wegen aktuell horrender Baukosten, wie an den Schulprojekten in Rain und Nördlingen zu beobachten ist. Doch das Haus müsse wirtschaftlicher werden, so die Argumentation der Stadt – und da brauche man mindestens 80 statt der momentan 78 Plätze.
Muss Eigentum verkauft werden, um wirtschaftlich zu sein?
Vor einigen Tagen hat Stadtrat Dinger deshalb eine Anfrage bei der Stadt eingegeben. Der Kernpunkt findet sich dabei erst unter Ziffer acht und lässt aufhorchen: „Welche Alternativen zum derzeitigen Betreibermodell wurden angesichts der derzeitigen Situation geprüft? Gibt es gegebenenfalls eine Gegenüberstellung von Für und Wider, zum Beispiel zu einem ’gKU-Bürgerspital Donauwörth’?“Das Bürgerspital also als Teil des gKU? Für Dinger zumindest ein Punkt, den es ernsthaft zu erörtern gelte, auch um den Träger, die stadtnahe Spitalstiftung „nicht zu überfordern“. Dinger befürchtet, dass nach und nach alte Besitzungen der Stiftung veräußert werden könnten, um mögliche Defizite auszugleichen. Unter andetuell rem besitzt die Spitalstiftung recht beachtliche Wälder in Zirgesheim und Schäfstall. Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU) indes äußert sich weder komplett ablehnend noch befürwortend zu den Argumenten Dingers: „Die derzeitige Beschlusslage des Haupt- und Finanzausschusses, zugleich der Spitalausschuss, sieht vor, dass die Spitalstiftung diese Aufgabe auch künftig weiterführen soll. Unabhängig davon werden sich Stadt und Spitalstiftung dieser Aufgabe, insbesondere im Hinblick auf Neubau und Neuausrichtung, nicht alleine stellen. Gespräche zur Abklärung, auch zu Finanzierungsfragen, werden auf örtlicher und überörtlicher Ebene geführt.“
Wo das Bürgerspital neu gebaut werden soll, steht derweil ebenfalls noch nicht fest. Neudert: „Die Standortfrage ist in Abklärung. Es bleibt beim zugesagten Ziel: zentrumsnah, mit Anbindung an das Leben in der Mitte der Stadt.“Doch allzu rasch wird so oder so kein Umzug stattfinden: Wie der OB weiter ausführt, sei eine Übergangszeit von fünf Jahren am jetzigen Standort zu beachten. Klar sei indessen, dass in der Sache Bürgerspital eine Neukonzeption angepackt werde.