Der Segen der Vorbereitung
Ein jeder von uns hat folgende Situation sicherlich schon einmal erlebt: Man sitzt gemütlich am Sonntagnachmittag auf der Couch, liest ein Buch, trinkt eine Tasse Tee und plötzlich läutet es an der Tür. Ein Besuch? Heute? Ich erwarte niemand.
Unsicher, vielleicht aber auch gespannt und neugierig laufen Sie zur Tür. Soll ich überhaupt aufmachen? Sie öffnen – es ist ein guter alter Freund, eine Arbeitskollegin von früher, ein lieber Mensch, den sie schon lange nicht mehr gesehen haben, der zufällig in der Nähe war und Sie besuchen möchte. Die Freude ist riesengroß, doch Sie denken auch: Hättest du vorher nicht anrufen können? Ich hätte planen können, die Wohnung aufgeräumt, Kuchen gebacken und ich wäre zum Friseur gegangen. Ich hätte … vieles würde mir noch einfallen, was ich gemacht hätte, um den Gast ordentlich zu empfangen.
Auf wichtige Begegnungen bereiten wir uns gerne vor. Wir wollen nicht im falschen Augenblick überrascht werden. Jetzt in der Adventszeit geht es ja auch darum, sich vorzubereiten – nicht nur auf den Heiligen Abend in der Familie, auf das Fest mit Menschen, die mir wichtig sind, durch Plätzchenbacken und Geschenkekauf.
Der tiefere Sinn der Adventszeit liegt vor allem darin, uns auf das Kommen Gottes in unsere Welt vorzubereiten. An Weihnachten feiern wir, dass Jesus in einem Stall in Bethlehem geboren wurde. Gott ist als Mensch in unsere Welt gekommen. Doch damit hört die Geschichte Gottes mit unserer Welt nicht auf.
Als Christen glauben wir, dass Gott uns immer wieder entgegenkommt. Wir können ihm begegnen, ihn im Alltag finden. Er tritt in unser Leben. Er will bei uns sein. Er lässt uns nicht alleine. Er will uns helfen, unser Leben zu leben. Die Zusage Gottes an uns Menschen ist – Ich bin da. Sind Sie bereit für eine Begegnung mit Gott?
Wolfgang Gebert ist Stadtpfarrer von St. Emmeram in Wemding. In der Adventszeit sollen Geistliche aus unterschiedlichen christlichen Konfessionen in den Wochenendausgaben Gedanken zum Advent teilen.