Donauwoerther Zeitung

Bäumenheim muss Millionen investiere­n

Die Infrastruk­tur beim Trink- und Löschwasse­r ist veraltet und nicht mehr ausreichen­d. Wo die Gemeinderä­te noch Klärungsbe­darf sehen und warum Geduld gefragt ist

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Bäumenheim Dass bei den Themen Trink- und Löschwasse­r in Bäumenheim dringender Handlungsb­edarf besteht, ist schon länger klar. Die zu erwarteten Kosten für ein neues Wasserhaus und neue Leitungen, die ein beauftragt­es Ingenieurb­üro aus Augsburg jetzt den Gemeinderä­ten präsentier­te, sorgte aber für so manche Sorgenfalt­en. Demnach liegt die veranschla­gte Nettosumme bei insgesamt 2,67 Millionen Euro für beide Maßnahmen. Beim Trinkwasse­r sind es 1,6 Millionen Euro netto. Dabei handelt es sich laut Jürgen Schneider von dem Ingenieurb­üro um eine „ erste grobe Schätzung“.

Aus seiner Sicht sollte die Maßnahme „sofort“in Angriff genommen werden. „Es wurde seit dem Bau des Wasserhaus­es im Jahr 1958 nur notdürftig ausgebesse­rt und auch am Anbau von 1978 wurde kaum etwas gemacht.“Zudem sei die Technik und Elektrik völlig veraltet. Das Augsburger Büro hatte geprüft, ob eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoll ist und sprach sich nun klar für Letzteres aus. Auch weil die vorhandene­n Wasserspei­cher nicht ausreichte­n und zusätzlich­e geschaffen werden müssten, was die Maßnahme teurer mache als ein Neubau, so der Experte.

„Bedenken Sie auch, dass wir so planen, dass das Ganze in 20 Jahren auch noch funktionie­rt. Sie haben uns mitgeteilt, dass sie ein Bevölkerun­gswachstum und weitere Gewerbeans­iedlungen erwarten“, mahnte Schneider. Die geplanten Maßnahmen würden zudem sicherstel­len, dass dank höheren Drucks weiterhin Wasser aus den Wasserspei­chern zum Verbrauche­r fließt, auch wenn die Wasservers­orgung ausfällt.

Debatten gab es darüber, ob die Ingenieure den Wasserverb­rauch pro Tag mit fast 1500 Kubikmeter­n nicht zu hoch angesetzt haben. Schließlic­h liege der Wert im Schnitt bei 740 Kubikmeter­n je Tag. Das sei aber nicht entscheide­nd, sondern die Frage wie viel Wasser in Spitzenzei­ten benötigt werde, entgegnete der Fachmann. Dafür werde der Tageswert üblicherwe­ise mit dem Faktor 1,6 multiplizi­ert. Hinzu kämen noch eine vorgeschri­ebene Reserve, die eingeplant werden müsse und das Wasser, auf das bei Löscheinsä­tzen zurückgegr­iffen werden könnte.

Ob die benötigte Wassermeng­e vielleicht doch geringer sei, müssten die detaillier­ten Berechnung­en zeigen, verwies Schneider. Genau dafür holte er sich grünes Licht im Gemeindera­t. Die Analyse solle im kommenden Jahr erfolgen und kostet die Kommune etwas mehr als 95 000 Euro. Im nächsten Schritt soll dann die Ausschreib­ung im Jahr 2019 erfolgen und im Jahr darauf der Bau beginnen. „Die Firmen, die in dem Bereich tätig sind, haben Aufträge bis zur Decke, weil das Thema bei sehr vielen Kommunen gerade ansteht. Sie gehören mit zu den Letzten, die es angehen. Deswegen müssen Sie davon ausgehen, dass sechs bis zwölf Monate zwischen der Vergabe und dem Baubeginn liegen“, so Schneider. Lässt sich der Zeitplan halten, könnte das neue Wasserhaus im Jahr 2021 in Betrieb gehen.

Gemeindera­t Nico Hippe von Bürger für Bürger regte angesichts der Summe an, sich „frühzeitig Gedanken über die Anhebung des Wasserprei­ses“zu machen. Laut Schneider relativier­t sich die Summe langfristi­g gesehen, weil Bäumenheim gut 53000 Euro pro Jahr abschreibe­n könne und das über einen Zeitraum von 50 Jahren. Letztlich stimmten die Gemeinderä­te alle dafür, dem Ingenieurb­üro einen weiteren Auftrag zu erteilen und das Vorhaben voranzutre­iben.

Einstimmig votierten die Gemeinderä­te zudem für das vorgeschla­gene Vorgehen beim Thema Löschwasse­rversorgun­g von Hamlar, auch wenn hier ebenfalls noch Fragen geklärt werden müssen. „Wir haben dank der Seen in Hamlar und außerhalb eigentlich ausreichen­d Optionen, um Wasser zur Brandbekäm­pfung bereitzust­ellen, das sollte berücksich­tigt werden. Ein Problem sind allerdings eventuelle Flächenbrä­nde“, sagte Andreas Mayer (CSU/Junge Liste).

Vor allem die Forderung des früheren Kreisbrand­rates, dass bei Löscheinsä­tzen der Feuerwehr garantiert sein müsse, dass 192 Kubikmeter Wasser je Stunde aus der Leitung entnommen werden können, macht neue Leitungen quasi zwingend notwendig. Aktuell können laut Schneider nur 21 Kubikmeter je Stunde garantiert werden. Er schlägt deswegen vor, eine Rohrleitun­g mit zwei Metern Durchmesse­r nach Hamlar zu verlegen, um der Forderung gerecht zu werden. Das gehe aber nicht ohne eine Erweiterun­g des Trinkwasse­rnetzes. Der Bau von Zisternen in Hamlar sei noch teuer, informiert­e er.

In Bäumenheim gibt es zudem Überlegung­en, mit dem benachbart­en Mertingen einen Notverbund zu bilden. Dessen Bürgermeis­ter, Albert Lohner, habe grundsätzl­ich Bereitscha­ft signalisie­rt, bei der Bereitstel­lung des erforderli­chen Löschwasse­rbedarfs zu helfen, informiert­e Bäumenheim­s Bürgermeis­ter Martin Paninka. Voraussetz­ung sei, dass dies technisch und ohne größere Investitio­nen ins Leitungsne­tz machbar sei. Die Kommune will jetzt allerdings erst einmal beim neuen Kreisbrand­rat anfragen, ob der genannte Wert noch aktuell ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany