„Jauchzet Gott in allen Landen“
Die Sängerin Michaela Zeitz und die Musiker Rainer Hauf und Frank Zimpel eröffneten dem Publikum einen vorweihnachtlichen Klassikhimmel
Donauwörth Winter war es zwar kalendermäßig, aber dann wieder halt doch ganz überraschend geworden – jedenfalls, was der Himmel da meinte, der Erde Gutes antun zu wollen. Und der überreichliche Schneefall hielt dann doch viele Menschen hinterm trockenen und warmen Ofen.
Aber diejenigen, die kamen, durften sich über ein großartiges Programm mit bestens aufgelegten Künstlern, die in der barocken Heilig-Kreuz-Kirche regelmäßig konzertieren, freuen. Pater Meyer lud, in seiner warm-zutreffenden Art, einleitend zum Kunstgenuss ein, bevor Henry Purcells „Sound the Trumpet“erklang – festlich hochgestimmt erfüllten Orgelklang, Trompetenschall und Michaela Zeitz mit ihrem warm-reichen Sopran den zurückhaltend beleuchteten, schönen Kirchenraum. Nicht umsonst gilt Purcell, der „Orpheus brittanicus“, als der bedeutendste englische Komponist des Barock beziehungsweise der Ära vor Georg Friedrich Händel.
Mit einer Reverenz an adventliche deutsche Barockmusik – Johann Sebastian Bachs „Wachet auf“ebenso wie sein „Jauchzet Gott in allen Landen“gehörte dazu – wusste Michaela Zeitz ganz wunderbar zu gefallen, in zurückhaltend vornehmer Weise gelang es ihr, hierdurch adventliche Stimmung zu zaubern. Wie auch vorgehend durch Cleopatras Arie aus der Oper Giulio Cesare „V’adoro pupille“von Georg Friedrich Händel: Orgel und Trompete untermalten, umspielten und akzentuierten prächtig die hochartifizielle Koloraturarie.
Mit der Toccato und Fuge in d-Moll, BWV 565, einem sehr ausdrucksstarken und wirkungsmächtigen Jugendwerk Johann Sebastian Bachs, hatte Organist Frank Zimpel Gläubigkeit, Gottesfurcht und adventliche Sehnsucht nach dem Erlöser dem ob der Kraft dieser Musik, gerade in den schnellen Rufen beider Hände in Oktaven in der Toccata, ganz kleinen Menschen geschenkt. „Tochter Zion“von Händel und die schwungvolle „Suite in C“von Purcell, mit faszinierendem Trompenton, leiteten über zu einem der bekanntesten Kirchenlieder Wolfgang Amadeus Mozarts, dem „Laudate dominum“– berührend und klar bezauberte dieses innigschöne Werk.
„Cantabile for You“von Enrico Pasini gab Rainer Hauf nochmals Gelegenheit zu instrumentaler Eleganz, bevor das weihnachtliche Wiegenlied „Gesu bambino“von Pietro A. Yon, hinreißend schön von Michaela Zeitz gesungen, seinen Zauber entfaltete, und Frank Zimpel der Orgel mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate Nr. 6 sphärische Klänge entlockte. Georg Friedrich Händels „Let the Bright Serafim“gab mit seinem lautmalerischen, an Martin Luthers „Toben der Heiden“erinnernde Stimmung einen fulminanten Schlussakkord, dem nur begeistert, lang und stehend Beifall gezollt werden konnte. Den Musikern sei noch für die Zugabe gedankt – so begleitete dann adventliche Einkehr und Ruhe die Besucher hinaus in die abendlich stille, schneebedeckte Stadt.