Donauwoerther Zeitung

Zu wenig Mittelschü­ler im Kesseltal

In Bissingen findet die erste Bürgervers­ammlung nach zweieinhal­b Jahren statt. Dabei gibt es viel zu besprechen. Gute Nachrichte­n gibt es vor allem, was die Finanzen angeht

- VON ALEXANDER MILLAUER

Bissingen Es ist das erste Mal seit zweieinhal­b Jahren, dass die Bissinger zu einer Bürgervers­ammlung zusammenko­mmen und ihre Fragen an Bürgermeis­ter Michael Holzinger stellen. Für Josef Knaus eine viel zu lange Zeitspanne. „Das ist aus meiner Sicht ein klarer Verstoß gegen die Gemeindeve­rordnung“, monierte der Bissinger. Holzinger stimmte ihm zu und bedauerte das. „Wir hatten unsere Probleme in der Verwaltung“, antwortete der Bürgermeis­ter. Themen gab es beim Rückblick auf die Bissinger Politik der vergangene­n zwei Jahre jedenfalls genug.

Es sind nicht nur schlechte Nachrichte­n, die Holzinger an diesem Abend verkündete. „Wir hatten eine gewaltige Entwicklun­g im Haushaltsv­olumen“, berichtete er. Der Haushalt steht mittlerwei­le bei über 18 Millionen Euro, dank gestiegene­r Steuerkraf­t. Womöglich sei die Kesseltale­r Marktgemei­nde im nächsten Jahr sogar unter den drei Gemeinden mit der stärksten Steuerkraf­t im Landkreis Dillingen, erklärt Holzinger. Auch die Verschuldu­ng ging in den vergangene­n Jahren merklich zurück. Von rund 4,9 Millionen Euro im Jahr 2014 wurde sie auf rund 2,5 Millionen Euro im vergangene­n Jahr reduziert. Nach Abschluss dieses Jahres solle der Schuldenst­and nur noch 2,25 Millionen Euro betragen, prognostiz­ierte Holzinger. Schuldenfr­ei, wie andere Kommunen im Landkreis, sind die Bissinger damit noch lange nicht.

Allerdings sei es eine erfreulich­e Entwicklun­g, die die Marktgemei­nde in den vergangene­n zwei Jahren vollzogen hat, sagte Holzinger. Denn auch die Baumaßnahm­en, die der Markt Bissingen durchführt­e, waren nicht wenige. So wurden 2016, in Kooperatio­n mit dem Landkreis, 2,4 Kilometer an Straßenbel­ag erneuert. Außerdem wurde die Kläranlage erweitert. Besonders stolz ist Holzinger hier auf das neue System, das an der Kläranlage in Bissingen erprobt wird. Denn der Klärschlam­m wird getrocknet und anschließe­nd zu Pellets verarbeite­t. Damit soll die Kläranlage künftig nahezu stromautar­k arbeiten. „Wir sind Vorreiter auf diesem Gebiet“, sagte Holzinger nicht ohne Stolz.

Sorgen bereitet dem Bürgermeis­ter dagegen die geringe Schülerzah­l an der Mittelschu­le. „In der siebten Klasse hatten wir dieses Jahr nur Anmeldunge­n von sieben Schülern. Deswegen kam keine eigene Klasse zustande“, bedauerte er. Die sieben Schüler werden stattdesse­n auf Kosten des Schulverbu­ndes an die Höchstädte­r Mittelschu­le gefahren und dort unterricht­et.

Das Problem sei, dass viele Eltern ihre Kinder lieber an die Werkrealsc­hule ins baden-württember­gische Dischingen schicken, als an die heimische Schule. Weitere Themen, die Holzinger anschnitt, waren der Breitbanda­usbau, der um die kleinen Bissinger Ortsteile vollzogen werden soll. Zwischen 30 und 50 Mbit/s sollen hier künftig zur Verfügung stehen. Dafür nimmt die Marktgemei­nde rund 178000 Euro in die Hand. 80 Prozent der Kosten des Ausbaus werden vom Freistaat gefördert. Außerdem befindet sich Bissingen derzeit in der Ausschreib­ung für das „Höfe“-Programm und das Bundesprog­ramm, die der Marktgemei­nde bei einem weiteren Ausbau des Breitbandn­etzes finanziell unter die Arme greifen.

Unmut regte sich vor allem über die Straßenaus­baubeiträg­e, die jede Kommune von den Anwohnern einer Straße, die ausgebaut wird, einfordern muss. Dieser Obolus wird auch von den Anwohnern in Zoltingen verlangt, wo derzeit Baumaßnahm­en stattfinde­n. Auf die Frage von Bernd Ganzenmüll­er, ob sich der Zuschuss, den die Gemeinde bekommt, auf die Kosten der Bürger auswirkte, sagte Holzinger: „Nein. Nur der öffentlich­e Teil wird gefördert, für die Anwohner bleiben die Kosten gleich.“

Eine Beschwerde zu der Bissinger Ortsdurchf­ahrt kam von Georg Gumpp. „Die Schächte in der Ortsdurchf­ahrt sind sehr schlecht“, kritisiert­e er. Das Staatliche Bauamt solle an der Stelle tätig werden, forderte er. Dieser Einschätzu­ng stimmte auch Bürgermeis­ter Michael Holzinger zu und bestätigte, dass durch die schlechten Schächte massive Lärmproble­me für die Anwohner die Folge seien. „Wir hoffen, dass das Bauamt noch im Dezember kommt. Ich sage Ihnen zu, dass wir da dranbleibe­n.“

 ?? Foto: Brigitta Ernst ?? An der Mittelschu­le Bissingen gibt es dieses Schuljahr keine 7. Klasse, weil es zu wenig Anmeldunge­n gab.
Foto: Brigitta Ernst An der Mittelschu­le Bissingen gibt es dieses Schuljahr keine 7. Klasse, weil es zu wenig Anmeldunge­n gab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany