Donauwoerther Zeitung

Er soll Südafrika von der Korruption befreien

Cyril Ramaphosa führt die mächtige Regierungs­partei – und bald auch das Land?

- VON CHRISTIAN PUTSCH

Kapstadt Eine Kamera hält die Sekunden fest, in denen Südafrikas Präsident Jacob Zuma realisiert, dass er nun als „lahme Ente“gilt. Beim 54. Parteitag des regierende­n African National Congress (ANC) wird sein Nachfolger an der Parteispit­ze gewählt. Als in Johannesbu­rg nicht Zumas Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma, sondern sein Widersache­r Cyril Ramaphosa als Sieger bekannt gegeben wird, steigt die Atemfreque­nz des Präsidente­n sichtbar an. Der Versuch eines Lächelns scheitert. Es ist das Bild eines Mächtigen ohne Macht.

Ramaphosa gilt als der neue Hoffnungst­räger Südafrikas. Vielleicht als der einzige, der die Partei aus den Korruption­sfängen Zumas retten kann. Weite Teile des Volks fordern sogar einen vorzeitige­n Wechsel, nicht nur an der Parteispit­ze, sondern auch an der Spitze des Staates.

Der 65 Jahre alte Unternehme­r Ramaphosa blickt auf eine weitgehend skandalfre­ie Vergangenh­eit in Politik und Wirtschaft zurück. Er ist ein Anti-Apartheid-Kämpfer der ersten Stunde. Der Gewerkscha­fter galt einst als wahrschein­licher Nachfolger der südafrikan­ischen Legende Nelson Mandela. Doch die ANC-Führung entschied sich 1999 für Thabo Mbeki als neuen Präsidente­n. Daraufhin kehrte Ramaphosa dem ANC für mehrere Jahre den Rücken und avancierte zu einem erfolgreic­hen Geschäftsm­ann, dessen Vermögen sich 2015 laut dem US-Magazin Forbes auf 378 Millionen Euro belief. Nach seiner Rückkehr in die Politik wurde er 2012 Vizepräsid­ent des ANC und 2014 Vizepräsid­ent Südafrikas.

Doch seine Glaubwürdi­gkeit würde nun leiden, würde er Zuma erlauben, bis zum Ende seiner Amtszeit 2019 zu bleiben. Während der vergangene­n Monate hatte er ihn schließlic­h für die klar belegbare Unterwande­rung der staatliche­n Strukturen durch ein kriminelle­s Netzwerk rund um die indischstä­mmige Gupta-Familie verantwort­lich gemacht. Dem Noch-Präsidente­n Zuma ist diese Konstellat­ion bewusst, zumal im kommenden Jahr mit hoher Wahrschein­lichkeit ein Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt wird, der sich mit der Beteiligun­g der Familie an der Besetzung von Ministerpo­sten beschäftig­en soll. Das kann schon mal Atemnot verursache­n.

Nach seiner Wahl verzichtet­e Ramaphosa auf allzu überschwän­glichen Jubel. Er mag den politische­n Willen mitbringen, den ANC von mafiösen Strukturen zu befreien. Ein Blick auf die neue Führungsst­ruktur offenbart aber die kolossale Schwierigk­eit dieser Aufgabe. Denn neben dem Präsidente­n wurde auch das sechsköpfi­ge ANC-Führungsgr­emium gewählt. Und dort sitzen eben auch Leute, die selbst in dubiose Machenscha­ften verstrickt sind. Doch wenn jemandem das Aufbrechen dieser Strukturen zuzutrauen ist, dann dem glänzenden Strategen Ramaphosa.

Vertreibt er nun Zuma vorzeitig aus dem Amt? Der angezählte Präsident scheint diese Gefahr zu verdrängen. Beim Parteitag erklärte er, die Zahl „10“sei seine Schicksals­zahl. Einst zehn Jahre Haft während der Apartheid auf Robben Island, nun zehn Jahre als Präsident. Dazu fehlen ihm allerdings noch 18 Monate.

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Foto: dpa In Cyril Ramaphosa werden große Hoff nungen gesetzt.

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