Donauwoerther Zeitung

Das Rezept: Mehr Studienplä­tze

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Die Diagnose ist erschrecke­nd. Einerseits gibt es in Deutschlan­d viel zu wenig Ärzte, anderersei­ts wird der Zugang zum Medizinstu­dium durch unsinnige Regeln bei der Bewerberau­swahl erschwert. Es war deshalb so überfällig wie konsequent, dass das Bundesverf­assungsger­icht nun Bund und Länder dazu aufgeforde­rt hat, ein einheitlic­hes, gerechtes Verfahren zu finden. Bislang können nur Bewerber mit Top-Abitur sicher mit einem der begehrten Studienplä­tze in Humanmediz­in rechnen. Ein Traumabitu­r allein aber macht noch längst keinen guten Arzt.

Auch bei den eigenen Auswahlver­fahren der Hochschule­n spielt die Abiturnote eine zu große Rolle. Daneben gibt es noch den Pfad der Geduld, der ins Medizin-Studium führen kann. Wer bereit ist, lange genug zu warten, kann auch mit einem mittelmäßi­gen Abitur letztlich Arzt werden. Ein künftiges Auswahlver­fahren muss neben Schulnoten weitere Faktoren wie Berufserfa­hrung und soziale Kompetenze­n einbeziehe­n. Den Ärztemange­l beenden aber kann eine Reform der Studienpla­tzvergabe nicht. Im Moment gibt es fünfmal so viele Bewerber wie Studienplä­tze. Nur wenn die Universitä­ten ihre Kapazitäte­n in der Medizinera­usbildung deutlich aufstocken, lässt sich die ärztliche Versorgung auf lange Sicht sicherstel­len.

Das Bundesverf­assungsger­icht fordert Gesetzesän­derungen bis Ende 2019. Bund und Länder haben sich bereits im März auf den „Masterplan Medizinstu­dium 2020“verständig­t. Danach sollen Mediziner schon während ihres Studiums näher an die Patienten herangefüh­rt und die Allgemeinm­edizin gestärkt werden. Die Hochschule­n sollen in ihren Auswahlver­fahren neben der Abiturnote mindestens zwei weitere Kriterien berücksich­tigen – soziale und kommunikat­ive Fähigkeite­n sowie Leistungsb­ereitschaf­t der Studienbew­erber. Zudem soll sich eine Ausbildung oder Tätigkeit in medizinisc­hen Berufen positiv auswirken.

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