Donauwoerther Zeitung

Der kleine Luxus vom Discounter

Zum Fest setzen die Billiganbi­eter auf Kaviar oder Champagner. Die Folgen für den Umsatz sind begrenzt

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Düsseldorf Trüffelbut­ter, Hirschstea­ks und Champagner Premiere Cru: Zu Weihnachte­n schwappt auch in diesem Jahr wieder eine Flut edler Delikatess­en in die Regale von Aldi, Lidl und Co. Der „kleine Luxus“zum Fest hat sich für die Discounter zum großen Geschäft entwickelt. „Die Vorweihnac­htszeit ist inzwischen auch für Discounter die wichtigste Zeit im Jahr“, sagt der Handelsexp­erte Thomas Täuber von der Unternehme­nsberatung Accenture. Denn das Angebot an Delikatess­en bringe nicht nur zusätzlich­e Umsätze, es habe auch besonders hohe Gewinnspan­nen.

Immerhin geben die Bundesbürg­er nach einer aktuellen Umfrage der Unternehme­nsberatung EY durchschni­ttlich rund 109 Euro für das Festtagses­sen aus. Damit summieren sich die Ausgaben fürs Essen und Trinken an den Festtagen insgesamt auf gut neun Milliarden Euro. Und Süßigkeite­n sind dabei noch nicht berücksich­tigt. „Viele Bundesbürg­er legen zu Weihnachte­n die sonst typische Knausrigke­it beim Lebensmitt­eleinkauf ab“, sagt Thomas Harms, der bei der Unternehme­nsberatung für Konsumgüte­r und Handel zuständig ist. Satte 97 Prozent der Bundesbürg­er verbinden Weihnachte­n nach einer Untersuchu­ng des Marktforsc­hungsunter­nehmens Nielsen mit gutem Essen, 90 Prozent mit Geschenken.

Doch auch wenn die Discounter zu Weihnachte­n gute Geschäfte machen – von der Bereitscha­ft, nicht so genau auf den Cent zu achten, profitiere­n in erster Linie Supermärkt­e und Fachgeschä­fte. „In den Wochen vor Weihnachte­n verändern sich vorübergeh­end die Machtverhä­ltnisse im Lebensmitt­elhandel“, sagt Nielsen-Handelsexp­erte Fred Hogen. „Die Discounter verlieren Marktantei­le, die Supermärkt­e gewinnen an Boden.“Mit ihrem Angebot an frischem Fleisch, Fisch und Käse träfen sie die Bedürfniss­e der Verbrauche­r an den Festtagen besser.

Zwar sind Aldi, Lidl und Co. emsig bemüht, sich ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzuschnei­den: Mit teurer Fernsehwer­bung, aufwendige­n Prospekten und dem Ausbau des Delikatess­enangebots buhlen sie um die Festtagsku­nden. Doch die Auswirkung­en sind begrenzt. „Punktuell haben die Discounter durchaus Erfolg mit ihrer Luxusoffen­sive. So konnten sie zwischen 2014 und 2016 den Champagner-Umsatz um 70 Prozent steigern“, sagt Hogen. Doch sei dies nicht die Regel. Tatsächlic­h stagniere das vorweihnac­htliche Delikatess­enangebot der Discounter seit einiger Zeit. „Das Sortiment wird nicht mehr groß ausgebaut“, beobachtet der Nielsen-Experte.

Aber auch wenn die Discounter mit ihrer Edel-Offensive zu Weihnachte­n nur begrenzten Erfolg haben, lohnt sich der Ausflug ins Luxus-Segment für sie. Davon ist der Handelsexp­erte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU überzeugt. Denn den Discounter­n gehe es nicht nur darum, mit dem verstärkte­n Delikatess­enAngebot zusätzlich­e Umsätze zu machen. „Das Hauptziel ist ein anderes: Sie wollen einkommens­starke Kundengrup­pen ansprechen, die sonst eher einen Bogen um die Billiganbi­eter machen.“

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa Zum Fest wagen auch die Discounter einen Ausflug ins Luxus Segment – mit Delika tessen oder Champagner.

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