Als die Welt an Frieden glaubte
1938: Robert Harris’ Thriller „München“
Der Mittag des 27. September 1938: Hugh Legat, Mitarbeiter im Außenministerium, und seine Frau Pamela wollen eigentlich Hochzeitstag feiern. Der Zweite Weltkrieg wirft bereits seine Schatten voraus. Hitler droht mit dem Einmarsch in die Tschechoslowakei, sollte das Sudetenland mit mehrheitlich deutschsprachiger Bevölkerung nicht ans Reich abgetreten werden. Pamela Legat hat vorsorglich Gasmasken für die Kinder gekauft, die sie ihrem Mann beim Mittagessen stolz präsentiert. Unerwartet wird Hugh ans Telefon gebeten und zum Premierminister bestellt – und steckt plötzlich mitten in der Weltgeschichte.
Im Thriller „München“blickt Bestseller-Autor Robert Harris durch die Augen fiktionaler Nebencharaktere erst in London und Berlin, später in München auf reale Geschichte: Als der Weltfrieden bedrohlich ins Wanken gerät, treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier in einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Im Gefolge des britischen Premierministers befindet sich Hugh Legat – und auf deutscher Seite sein Studienfreund Paul von Hartmann aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Der aber hat sich den Zugang zur Delegation erschlichen, insgeheim gehört er zu einer Widerstandszelle gegen Hitler.
In packendem Stil beschreibt Harris auf 426 Seiten die dramatischen vier Tage im September 1938, in denen der Zweite Weltkrieg gerade noch einmal abgewendet werden kann – und die Welt an Frieden glaubt. Vorerst.
Übs. Wolfgang Müller, Heyne, 432 S., 22 ¤