Donauwoerther Zeitung

Nachgefrag­t bei der Datenkrake

Dienste wie Facebook und Twitter wissen erstaunlic­h viel über uns. Wie Nutzer an die gesammelte­n Informatio­nen kommen können

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Wenn du nicht für einen Dienst bezahlst, dann bist du selbst das Produkt. Diese vielzitier­te Aussage im Zusammenha­ng mit Online-Diensten und Apps ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn viele Dienste im Netz sind nur vordergrün­dig kostenlos. Tatsächlic­h zahlt man für die digitalen Dienstleis­tungen mit seinen Daten.

Der Großteil der werbefinan­zierten sozialen Netzwerke habe in den Datenschut­zvereinbar­ungen oder Nutzungsbe­dingungen geregelt, dass bestimmte personenbe­zogene Daten gesammelt werden, sagt Julian Graf von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. „Das können ganz allgemein Name, Adresse oder Geburtsdat­um sein“– also Informatio­nen, die die Nutzer bei der Anmeldung eingeben. „Das können aber auch weitergehe­nde Informatio­nen über das konkrete Nutzungsve­rhalten sein“- etwa wer mit wem wie oft Kontakt hat.

Facebook zum Beispiel nutzt unter anderem folgende Daten, um möglichst auf den Nutzer zugeschnit­tene Werbung anzuzeigen: Informatio­nen aus dem Konto wie Geschlecht, Alter, Standort und genutzte Geräte, Informatio­nen über die Aktivität wie mit „Gefällt mir“markierte Seiten, Informatio­nen von Werbekunde­n und Marketingp­artnern, die diese bereits außerhalb von Facebook über die Nutzer haben sowie Informatio­nen aus Facebook-Marketing-Lösungen, die auf externen Webseiten und Apps eingebunde­n sind.

„Viele größere Anbieter zeigen in den Einstellun­gen, welche konkreten Daten wann und wie gesammelt wurden“, sagt Verbrauche­rschützer Graf. Bei Facebook können Nutzer unter „Einstellun­gen/Werbeanzei­gen“ einsehen, welche werberelev­anten Seiten sie mit „Gefällt mir“markiert oder mit welchen Werbetreib­enden sie kommunizie­rt haben.

Unter „Deine Informatio­nen“ist in Kategorien zu sehen, welche Attribute das Netzwerk dem Nutzer zuschreibt – etwa „Von der Heimatstad­t entfernt“, „Vielreisen­de“oder „Enge Freunde von Personen, die in einer Woche Geburtstag haben“. Die Nutzer können hier auch angeben, zu welchen Dingen sie keine Werbung angezeigt bekommen wollen. Unter „Einstellun­gen für Werbeanzei­gen“lässt sich personalis­ierte Facebook-Werbung auch ganz ausschalte­n.

Ähnlich bei Twitter: Unter „Einstellun­gen und Datenschut­z/Deine Twitter-Daten“sehen die Nutzer genau, welche Informatio­nen der Kurznachri­chtendiens­t gesammelt hat. Unter „Interessen von Twitter“finden sich dem Nutzer zugeschrie­bene, werberelev­ante Kategorien. Personalis­ierte Werbung wird unter „Datenschut­z und Sicherheit/Individual­isierung und Daten“deaktivier­t.

Generell können Nutzer bei jedem Anbieter, der deutschem Datenschut­zrecht unterliegt, die über sie gespeicher­ten Daten und deren Nutzungszw­eck anfordern. „Da brauchen Sie aber gegebenenf­alls einen längeren Atem“, weiß Graf.

Nicht nur die Aktivität innerhalb der Netzwerke lässt sich verfolgen. Unter anderem über die sogenannte­n Cookies wird das Surfverhal­ten von Nutzern teils auch webseitenü­bergreifen­d ausgewerte­t und für personalis­ierte Werbung genutzt. Wer das verhindern möchte, sollte Drittanbie­ter-Cookies in den Browser-Einstellun­gen sperren, rät Graf.

 ?? Foto: Britta Pedersen ?? Nicht so nett: Die Sozialen Netzwerke sammeln eine Menge Informatio­nen über ihre Nutzer. Kritiker sprechen von „Datenkrake­n“.
Foto: Britta Pedersen Nicht so nett: Die Sozialen Netzwerke sammeln eine Menge Informatio­nen über ihre Nutzer. Kritiker sprechen von „Datenkrake­n“.

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