Donauwoerther Zeitung

Ein Traum von Raum

An das Christkind: Ein schönes, großes Familienau­to steht auf dem Wunschzett­el nicht nur vieler Väter ganz oben. Die meisten sehen sich zwangsläuf­ig nach einem Kombi oder einem SUV um. Die Mercedes-Benz V-Klasse zeigt, warum ein Van die bessere Wahl sein

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Wünschen kann man sich bekanntlic­h alles, gerade jetzt, so kurz vor Weihnachte­n. Und was wünschen sich brave Väter? Einen Porsche 911 Turbo, den auch, aber zuallerers­t ein perfektes Familienau­to. Doch wo suchen? Kombi war gestern. SUV fährt die halbe Nachbarsch­aft.

Wie wäre es alternativ mit einem Familienva­n? Das klingt nicht besonders sexy, aber diese Kategorie hält zumindest, was andere nur verspreche­n: Platz im Überfluss. Fällt die Wahl zudem auf ein Premiummod­ell wie die von uns getestete Mercedes V-Klasse, muss Papa selbst in den Diszipline­n „Luxus“und „Prestige“keine Abstriche machen. Wünschen kann man sich, wie gesagt, alles.

Hinein also in die V-Klasse, oder besser gesagt: hinauf. Der Einstieg in den Mercedes-Van ist eigentlich ein Aufstieg (auch ein sozialer, jawoll). Anders als im SUV sitzen die Passagiere hier nicht nur ein paar Zentimeter höher, sondern sie thronen förmlich über dem ordinären Verkehrsge­schehen da draußen und genießen eine formidable Aussicht durch die großen Fenster, die viel Licht ins Interieur lassen.

Von wegen miefige KleinbusAt­mosphäre! Der einst noch als Nutzfahrze­ug ausgewiese­ne Benz schafft es heute auf Anhieb, seine Passagiere in Wohlfühlwa­tte zu packen. Die verwendete­n Materialie­n – weiches Leder, Ebenholz-Dekor, Metall-Applikatio­nen an den richti- Stellen – erinnern an eine Eoder gar S-Klasse. Voraussetz­ung ist natürlich, dass man die entspreche­nden (teuren) Optionen gebucht hat.

Eine Burmester-Anlage verwandelt den Van in einen kleinen Konzertsaa­l. Das Ambiente-Licht vermittelt ein Gefühl von Geborgenhe­it und Wärme, obwohl die Heizung im Winter schon gut und gerne zehn Kilometer brauchen kann, bis sie die Kälte besiegt hat.

Zwei elektrisch betriebene Schiebetür­en rechts und links, die auch vom Fahrersitz aus betätigt werden können, eröffnen den Weg in den hinteren Salon. Der kann mit bis zu sechs Sitzplätze­n bestückt werden, wobei die Konfigurat­ion aus vier gegenüber positionie­rten Einzelsess­eln sicher die komfortabe­lste darstellt. nur noch ein kleiner Tisch in der Mitte, und die rollende Schafkopf-Runde wäre perfekt.

Da man(n) nicht immer nur zum Vergnügen unterwegs ist, bietet die V-Klasse ein Höchstmaß an Variabilit­ät. Sitze können praktisch nach Belieben gedreht, ein- oder ausgegen

Datenblatt

Mercedes Benz V 250 d 4MATIC Avantgarde Edition Lang

● Hubraum 2143 ccm

● Leistung 190 PS bei 3800/min

● Drehm. 440 Nm bei 1400/min

● Länge/B./H. 5,14 /1,93/1,88 m

● Radstand 3,20 m

● Leergewich­t/Zul. 2180/920 kg baut oder umgeklappt werden. Zwei Handgriffe genügen, und die Ladehalle hinten nimmt beispielsw­eise einen 2,50 Meter langen Christbaum, einen Schlitten, diverse Geschenkpa­kete, einen Kindersitz und zwei weitere Insassen mit auf, ohne dass das Auto an seine Grenzen stoFehlt

● Anhängelas­t gebr.

● Kofferraum

● 0 – 100 km/h

● Top Tempo

● Normverbra­uch

● CO2 Ausstoß

● Energieeff­izienzklas­se

● Testwagenp­reis 2500 kg 1030 l 10,6 s 199 km/h 6,7 l Diesel 177 g/km B 74 700 Euro ßen würde. Oder: Mama, Papa, Oma, Opa, Kleinkind plus Gepäck plus Shopping für einen WinterKurz­trip – da bleibt sogar in der kleinsten Bestuhlung noch ein Fauteuil frei und Ballast verschwind­et samt und sonders im Heck. Clever: Die Heckklappe kann zweiteilig geöffnet werden (nur die Scheibe oder ganz) und selbst der Kofferraum lässt sich auf zwei Ebenen beladen.

Zur Wahrheit gehört, dass die schiere Größe auch Nachteile mit sich bringt. Davon ist der offensicht­lichste in der Praxis der kleinste: das Manövriere­n. Trotz ihrer bis zu 5,37 Metern Länge lässt sich die V-Klasse nahezu auf den Zentimeter genau und sicher dirigieren. Vom Piepser bis zur 360-Grad-Kamera – die Assistente­n tun alles, um dem Koloss im Stadtverke­hr seinen Schrecken zu nehmen. Auf Wunsch stellt der Parkpilot den Bus sogar fast alleine in die Parkbucht.

Ein zweites durch die Dimensione­n begründete­s Problem lässt sich nicht leugnen: Ein Van steht noch schlechter im (Seiten-)Wind als der dickste SUV. Obwohl die V-Klasse für Geschwindi­gkeiten jenseits der 180 km/h ausgelegt ist und sie nach Mercedes-Angaben das windschnit­tigste Fahrzeug im Segment verkörpert, scheut Papa hier ausnahmswe­ise die ganz flotte Gangart.

In diesem Fall reicht ihm das Gefühl, dass er könnte, wenn er wollte. Der 2,2-Liter-Diesel bewegt den 2,2-Tonner schließlic­h mühelos und begnügt sich mit achteinhal­b Litern. Allradantr­ieb und Siebengang­Automatik sorgen dafür, dass keines der 190 PS verloren geht. Drückt man richtig drauf, mobilisier­t der größte Motor kurzzeitig zusätzlich­e 14 PS, etwa zum Überholen.

Schwierigk­eiten mit der Traktion kennt die V-Klasse nicht. Ebenso wenig schaukelt sie sich auf oder lässt sich durch Querfugen aus der Ruhe bringen. Ob voll beladen oder leer, ob auf trockenen Straßen oder auf Schnee – das juckt dieses Gesamtpake­t wenig. Der FamilienBe­nz bleibt souverän, vibrations­arm und leise, wie man es von der Marke mit dem Stern erwartet.

Auch hinsichtli­ch des Preises gibt es keine Überraschu­ngen. Leider. Zwar liegt der Einstieg bei sozialvert­räglichen 35 000 Euro. Wer aber das echte Mercedes-Feeling selbst in einem Van auskosten möchte, muss das Familienbu­dget erheblich stärker schröpfen. Unser Testwagen, das ultimative Wünsch-dir-wasModell, hätte exakt 74710,58 Euro gekostet. Oje, Papa. So viel dürfte heuer vermutlich wieder nicht unterm Baum liegen.

 ?? Fotos: Daimler AG ?? VIP Shuttle mit Stern: die V Klasse von Mercedes Benz.
Fotos: Daimler AG VIP Shuttle mit Stern: die V Klasse von Mercedes Benz.
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Wellness im Van: Leder Sitzgruppe mit Ambiente Beleuchtun­g.

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