Bethlehem ist überall, auch in Donauwörth
Nach zehn Jahren kehren die Werke Michael Vehs an ihren angestammten Platz zurück
Donauwörth Das Wunder der Heiligen Nacht in Miniaturform – und das im heimatlichen Gewand. Zehn Jahre waren die Krippen, die Michael Veh geschaffen hat, nicht mehr zu sehen. Jetzt sind sie auf Wunsch von Dekan Robert Neuner wieder ans Licht gekommen. Der Donauwörther Krippenverein hat sich dafür engagiert. Im Liebfrauenmünster wurden sie mit viel Liebe zum Detail zum Weihnachtsfest aufgebaut.
Michael Veh, der ehemalige Schulleiter der Mangold-Grundschule in Donauwörth und Dritte Bürgermeister der Stadt, war ein engagierter Krippenbastler. Er führte den 1984 neu gegründeten Krippenverein bis 1990. Noch einiges an Überraschungen versprechen die Mitglieder des Vereins nun im Hinblick auf das kommende Jahr, das zum „Michael-Veh-Jahr“werden soll.
Liebevoll neu aufgebaut wurden die Krippen, die 1984 von Krippenfreunden unter Anleitung von Veh geschaffen worden waren. Eine Krippe zeigt eine Donaulandschaft, die andere bildet die „Herbergsuche vor dem Färbertörl“ab. Die Figuren hat Veh selbst kreiert.
Die vereinseigenen Krippen wurden, nachdem sie bei Krippenausstellungen in Nördlingen und Donauwörth unter großem Beifall der Bevölkerung vorgestellt worden waren, in Jahren 1987 bis 2007 kontinuierlich in der Advents- und Weihnachtszeit zur großen Freude vieler Donauwörther in der damaligen Stadtpfarrkirche und jetzigem Münster in Donauwörth aufgestellt. Doch dann verschwanden sie in der Verbannung.
Nach zehn Jahren in der Verbannung kehren sie nun an ihren ehemaligen Platz in die nördliche Vierungskapelle des Münsters zurück. Zum Leidwesen des Krippenvereins waren die Vitrinen von damals entsorgt worden. Unter der fachkundigen Projektleitung von Franz Leitmeir schufen Max Strobel, Sebastian Graf und Josef Strobel neue, ansprechende Vitrinen.
Die größere der beiden Krippendarstellungen schildert die Geburt Christi. Alles ganz normal, möchte man meinen, doch die Stadt im Hintergrund ist nicht Bethlehem, sondern Donauwörth. Rudolf Höchsmann aus Oberndorf hat eine Lithografie von Gustav Kraus aus dem Jahr 1830 nachgemalt: 80 Figuren, friedlich grasende Schafen, sich aufbäumenden Pferden, dem heiligen Paar und Hirten, in Handarbeit aus Papiermaschee hergestellt. „Christi Geburt“wird in der ehemaligen „Matzenau“Donauwörths zwischen den Flüssen Donau und Zusam lebendig.
Dicht daneben ist die Krippe mit der „Herbergssuche vor dem Färbertörle“aufgestellt. Auch nach mehr als 30 Jahren ist diese Szene immer noch berührend. Eine müde Maria sitzt verzweifelt auf der kleinen Mauer, Josef bittet den Wirt um eine Unterkunft und es fehlt auch nicht an neugierigen „Gaffern“. Eine Frau lehnt sich aus dem Fenster und beobachtet die anrührende Szene.
„Wir freuen uns, dass wir das Wirken von Michael Veh wieder einer breiten Öffentlichkeit zeigen können“, freut sich Friederike Rieger, die Zweite Vorsitzende des Krippenvereins. „Die beiden Krippen spiegeln die Heimatverbundenheit und die religiöse Verankerung von Veh wider“, sagt Rieger. Gerade in dem Bewusstsein, dass Bethlehem überall sei, also auch in Donauwörth, habe Veh seine Krippen geschaffen.
Die beiden Krippen von Michael Veh bleiben über die Weihnachtszeit und im Januar bis zum Lichtmesstag am 2. Februar im Donauwörther Liebfrauenmünster aufgebaut.