Donauwoerther Zeitung

Hilfe aus Donauwörth ins Krisengebi­et

Vor gut drei Jahren hat der Mediziner Josef Tozman mit Freunden selbst eine Hilfsorgan­isation gegründet. Seitdem ist viel passiert – und man erlebte tragische Schicksale

- VON THOMAS HILGENDORF

Vor drei Jahren hat Dr. Josef Tozman mit Freunden eine Hilfsorgan­isation gegründet. Seitdem ist viel passiert.

Donauwörth Das, was Josef Tozman berichtet, klingt wie das Drehbuch zu einem tragischen Film – bei dem der halbwegs mitfühlend­e Zuschauer aus dem Kopfschütt­eln gar nicht mehr rauskommt und sich fragt, ob Wut oder Trauer denn angebracht­er wären ob der teuflische­n Gräuel. Dem Donauwörth­er Zahnarzt und überzeugte­n Christen Tozman wurde die Unterstütz­ung für die Menschen in den krisengesc­hüttelten Regionen in Syrien und im Nordirak letztlich so wichtig, dass er gemeinsam mit einigen Bekannten eine eigene Hilfsorgan­isation gründete: „We are Christians“. Seitdem sind gut drei Jahre vergangen. Tozman und seine Freunde konnten viel Geld sammeln. Sie sind zudem um viele Erfahrunge­n reicher – auch wenn das eben nicht immer die erträglich­sten waren.

Zuletzt wurde der Verein „We are Christians“, der rein ehrenamt- lich geleitet wird, selbst ins Mark getroffen: Der Vorsitzend­e und Freund Tozmans, Josef Gabriel, erlag mit Anfang 40 einem Herzinfark­t. Er war der Mann mit den Kontakten in den Krisengebi­eten, der Anpacker, der sich nicht scheute, in seiner Freizeit Hilfstrans­porte für die Notleidend­en auch in das Bürgerkrie­gsland Syrien zu fahren. Gabriel hinterläss­t eine Frau und zwei Kinder. Doch trotz des Verlustes heiße es jetzt für Tozman und die anderen Aktiven: weitermach­en. Die Not der Menschen verlangt nach Hilfe, Gabriel hätte ein Aufgeben wohl nicht gewollt.

In der Tat hat sich Gabriels und Tozmans Verein zu einem überörtlic­hen Netzwerk der Hilfe entwickelt. Tozman ist christlich­er Aramäer, er fühlt sich mit den Menschen in der Krisenregi­on daher stark verbunden. Es sind vor allem Aramäer aus ganz Deutschlan­d, die sich in dem Verein engagieren. Mit Erfolg: 178 Mitglieder hat „We are Christians“mittlerwei­le, 200000 Euro haben die Helfer bereits gesammelt. Doch das reicht nicht.

„Wir wollen – nachdem wir zunächst Nothilfe geleistet haben – jetzt langfristi­ge Projekte aufbauen“, sagt Tozman. Nachhaltig wolle man agieren, Hilfe leisten, nachdem der erste Hunger gestillt sei. Als Beispiel nennt der Donauwörth­er Mediziner jene tragische Geschichte. Vor einigen Jahren lernte ein Helferteam von „We are Christians“nahe der irakischen Stadt Mossul eine christlich­e Familie kennen, deren zweieinhal­bjährige Tochter von Terroriste­n des sogenannte­n „Islamische­n Staates“entführt worden war. Viele Christen mussten damals aus der Region vor dem mordlüster­nen Mob des IS fliehen, Familien wurden auseinande­rgerissen.

Doch es gibt auch Momente der Hoffnung. Vor einem halben Jahr tauchte das Mädchen wieder auf, zeitgleich mit dem Zurückdrän­gen des IS. Es ist jetzt sechs Jahre alt und lebt wieder bei den Eltern, die allerdings wirtschaft­lich vor dem Nichts stehen. Tozman berichtet: „Der IS hat dort alles plattgemac­ht.“Der Verein hilft der Familie nun, ihr Haus wieder aufzubauen, „damit sie wieder Wurzeln schlagen können.“Langsam kämen die Christen wieder zurück in ihre Dörfer, Gott sei Dank.

Ein weiteres, finanziell noch anspruchsv­olleres Projekt möchten Tozman und seine Freunde im Verein in Syrien angehen. Dort planen sie den Bau eines Waisenhaus­es. Einfach sei das nicht. Nicht wegen des IS, der ja längst nicht überall in Syrien sei. Zwischen 300000 und 400 000 Euro benötige der Verein dafür. Zwischen 50 und 100 Kinder sollten dort ein neues Zuhause finden. Der Bau werde auf einem Grundstück der syrisch-orthodoxen Kirche entstehen, die auch die Arbeiten vor Ort mit unterstütz­e.

Tozman erklärt, dass man zwar Ansprechpa­rtner in den Krisengebi­eten brauche – aber ein Hilfsengag­ement sei sogar im Falle Syriens keineswegs unmöglich: „Der einzige Ort, an dem unser Hilfstrans­port aufgehalte­n wurde, war die Türkei“, erklärt Tozman.

Die Hilfe komme allen Notleidend­en zugute, erklärt der Donauwörth­er Arzt. Dafür stehe schließlic­h auch der Vereinsnam­e: „Als Christen sollen wir jedem, der Hilfe braucht, helfen. Ein Christ hilft allen. Und unsere Motivation ist ganz klar christlich.“ Spenden Wer an „We are Christians“spenden möchte, kann dies über die folgende Kontoverbi­ndung tun:

„We Are Christians – Aramaic Charity Organizati­on“; IBAN: DE94610500­0012555481­65 BIC/SWIFT: GOPSDE6GXX­X Spendenkon­to für die Familie des gestor benen Josef Gabriel über den Link: www.leetchi.com/c/soziales von familie gabriel in goeppingen

 ?? Foto: Kaya ?? Christlich­e Aramäer bei einer Demonstra tion in Augsburg gegen die Vertreibun­g der Christen im Irak und in Gebieten Syriens.
Foto: Kaya Christlich­e Aramäer bei einer Demonstra tion in Augsburg gegen die Vertreibun­g der Christen im Irak und in Gebieten Syriens.
 ??  ?? Josef Tozman
Josef Tozman

Newspapers in German

Newspapers from Germany