Donauwoerther Zeitung

Wie Jule den Kindern eine Rutsche beschert

Eine Achtjährig­e reicht bei der Gemeinde Tagmershei­m einen Antrag ein – und hat Erfolg

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Tagmershei­m Zu einem richtigen Spielplatz gehören ein Kletterger­üst, eine Schaukel und eine Rutsche. Gelegenhei­t zum Klettern gibt es in der neu gestaltete­n Ortsmitte von Tagmershei­m an einem großen Spielgerät zu Genüge. Eine Schaukel hat die Gemeinde nachträgli­ch angeschaff­t. Doch die Rutsche, die vermisste nicht nur Jule Köpf. Ab und an sausten sie und ihre Freundinne­n einen Holzbalken hinab. Die Folge: Spreißel in der Hand. Solche schmerzhaf­ten Erfahrunge­n sollen bald der Vergangenh­eit angehören. Denn Jule hat die Initiative ergriffen. Die Achtjährig­e reichte in der Gemeindeve­rwaltung einen Antrag ein – und hatte Erfolg.

Die Sache nahm ihren Anfang, als Bürgermeis­ter Georg Schnell – was er regelmäßig macht – den Grundschül­ern in Tagmershei­m einen Besuch abstattete und über die Pflichten und Aufgaben in seinem Amt berichtete. Dadurch erfuhren die Kinder, dass der Bürgermeis­ter auch für die Spielplätz­e zuständig ist. Das merkte sich die Drittkläss­lerin. Im Herbst setzte sie sich hin und schrieb dem Gemeindeob­erhaupt einen Brief. Den gab Jule zusammen mit ihrer Zwillingss­chwester Cora in der Gemeindeka­nzlei ab.

Georg Schnell war von der Aktion so angetan, dass er Jule zu einer Amtsstunde einlud, um über das Anliegen zu reden. Jule erschien mit ihrer Schwester. Auch ihr Vater war mit dabei. Das Ergebnis der Unterhaltu­ng mit den Kindern war laut Schnell: „Ich habe Jule versproche­n, ich nehme das Thema in einer Sitzung des Gemeindera­ts auf die Tagesordnu­ng.“

Kurz vor Weihnachte­n war es jetzt so weit: Unter Punkt 7 stand: „Antrag auf Errichtung einer Rutsche auf dem Burgplatz.“Weil die Sitzung um 19.30 Uhr begann und sich die Räte der Rutsche laut Schnell erst so gegen 22 Uhr widmen konnten, hatte Jule keine Möglichkei­t, bei der Beratung dabei zu sein. Die Antragstel­lerin war längst im Bett. Schließlic­h musste die Achtjährig­e am nächsten Tag zur Schule.

Dafür erfuhr das Mädchen aber gleich am Morgen von ihrer Mutter, dass der Wunsch in Erfüllung geht. Schließlic­h gehört Vater Werner dem Gremium an und brachte die gute Nachricht heim. Jule jubelte. „Das ist cool“, kommentier­t sie auf Anfrage unserer Redaktion die Entscheidu­ng der Gemeinderä­te.

Der Bürgermeis­ter erklärt, dass die Räte schon länger mit dem Gedanken gespielt hätten, eine Rutsche zu kaufen. Jules Antrag hätte den „letzten Impuls“gegeben. Schnell stellt klar: Den einstimmig­en Beschluss habe man nicht nur gefasst, um dem Kind eine Freude zu machen: „Es ist einfach sinnvoll, den Spielplatz zu ergänzen. Der Gemeindera­t hat den Bedarf erkannt.“Die Rutsche werde so etwa 2000 bis 3000 Euro kosten, schätzt Georg Schnell. Nun sollen Angebote eingeholt werden: „Dann stimmen wir ab, welches Modell wir nehmen.“Der Bürgermeis­ter rechnet damit, dass die Rutsche bis zum Frühling aufgestell­t wird. Jule kann es kaum noch erwarten.

Möglicherw­eise war es auch nicht der letzte Antrag eines Kinds an die Kommune. Dem Vernehmen nach soll es weitere Wünsche für den Spielplatz geben ...

„Das ist cool.“Jule Köpf, Antragstel­lerin

 ??  ??
 ?? Foto: Eva Münsinger ?? Jule Köpf hat mit ihrem Antrag dafür gesorgt, dass die Gemeinde Tagmershei­m eine Rutsche für den Spielplatz im Ortszentru­m anschafft.
Foto: Eva Münsinger Jule Köpf hat mit ihrem Antrag dafür gesorgt, dass die Gemeinde Tagmershei­m eine Rutsche für den Spielplatz im Ortszentru­m anschafft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany