Wie Jule den Kindern eine Rutsche beschert
Eine Achtjährige reicht bei der Gemeinde Tagmersheim einen Antrag ein – und hat Erfolg
Tagmersheim Zu einem richtigen Spielplatz gehören ein Klettergerüst, eine Schaukel und eine Rutsche. Gelegenheit zum Klettern gibt es in der neu gestalteten Ortsmitte von Tagmersheim an einem großen Spielgerät zu Genüge. Eine Schaukel hat die Gemeinde nachträglich angeschafft. Doch die Rutsche, die vermisste nicht nur Jule Köpf. Ab und an sausten sie und ihre Freundinnen einen Holzbalken hinab. Die Folge: Spreißel in der Hand. Solche schmerzhaften Erfahrungen sollen bald der Vergangenheit angehören. Denn Jule hat die Initiative ergriffen. Die Achtjährige reichte in der Gemeindeverwaltung einen Antrag ein – und hatte Erfolg.
Die Sache nahm ihren Anfang, als Bürgermeister Georg Schnell – was er regelmäßig macht – den Grundschülern in Tagmersheim einen Besuch abstattete und über die Pflichten und Aufgaben in seinem Amt berichtete. Dadurch erfuhren die Kinder, dass der Bürgermeister auch für die Spielplätze zuständig ist. Das merkte sich die Drittklässlerin. Im Herbst setzte sie sich hin und schrieb dem Gemeindeoberhaupt einen Brief. Den gab Jule zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Cora in der Gemeindekanzlei ab.
Georg Schnell war von der Aktion so angetan, dass er Jule zu einer Amtsstunde einlud, um über das Anliegen zu reden. Jule erschien mit ihrer Schwester. Auch ihr Vater war mit dabei. Das Ergebnis der Unterhaltung mit den Kindern war laut Schnell: „Ich habe Jule versprochen, ich nehme das Thema in einer Sitzung des Gemeinderats auf die Tagesordnung.“
Kurz vor Weihnachten war es jetzt so weit: Unter Punkt 7 stand: „Antrag auf Errichtung einer Rutsche auf dem Burgplatz.“Weil die Sitzung um 19.30 Uhr begann und sich die Räte der Rutsche laut Schnell erst so gegen 22 Uhr widmen konnten, hatte Jule keine Möglichkeit, bei der Beratung dabei zu sein. Die Antragstellerin war längst im Bett. Schließlich musste die Achtjährige am nächsten Tag zur Schule.
Dafür erfuhr das Mädchen aber gleich am Morgen von ihrer Mutter, dass der Wunsch in Erfüllung geht. Schließlich gehört Vater Werner dem Gremium an und brachte die gute Nachricht heim. Jule jubelte. „Das ist cool“, kommentiert sie auf Anfrage unserer Redaktion die Entscheidung der Gemeinderäte.
Der Bürgermeister erklärt, dass die Räte schon länger mit dem Gedanken gespielt hätten, eine Rutsche zu kaufen. Jules Antrag hätte den „letzten Impuls“gegeben. Schnell stellt klar: Den einstimmigen Beschluss habe man nicht nur gefasst, um dem Kind eine Freude zu machen: „Es ist einfach sinnvoll, den Spielplatz zu ergänzen. Der Gemeinderat hat den Bedarf erkannt.“Die Rutsche werde so etwa 2000 bis 3000 Euro kosten, schätzt Georg Schnell. Nun sollen Angebote eingeholt werden: „Dann stimmen wir ab, welches Modell wir nehmen.“Der Bürgermeister rechnet damit, dass die Rutsche bis zum Frühling aufgestellt wird. Jule kann es kaum noch erwarten.
Möglicherweise war es auch nicht der letzte Antrag eines Kinds an die Kommune. Dem Vernehmen nach soll es weitere Wünsche für den Spielplatz geben ...
„Das ist cool.“Jule Köpf, Antragstellerin