Ich fange bei der Krippe an
Ich kann nur glauben, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe.“So sagen es viele Menschen. Sie schütteln nur den Kopf darüber, dass andere an einen Gott glauben können, den man nicht beweisen kann.
Zugegeben: Gott macht es uns da auch nicht gerade einfach. Auch ich kann mit keinem Gottesbeweis dienen. So manches Mal wünsche ich mir, dass Gott sich einmal so zeigt, dass endlich alle Menschen an ihn glauben können. Aber den Gefallen tut er mir nicht.
Advent, das heißt auch Aushalten, dass Gott sich nicht einfach so zeigt. Gott bleibt unverfügbar. Er zeigt sich, wo und wie er will. Ich kann mich da lediglich in Geduld üben und die Anfragen der Zweifler aushalten.
Anfragen gehören zum Glauben dazu. Das wusste schon Martin Luther. Sein ganzes Leben hat er der Suche nach Gott gewidmet. Immer wieder hatte aber auch der Reformator keine Antworten auf eigene oder fremde Anfragen.
Zum Glück hat Martin Luther einen Weg gefunden, mit all den Ungewissheiten umzugehen. Sein Rat an uns Suchende und Zweifelnde ist denkbar einfach: Wenn du Gott infrage stellst, dann suche nach ihm da, wo er sich selbst gezeigt hat. Oder in Martin Luthers eigenen Worten gesagt:
„Wir fassen keinen anderen Gott als den, der in jenem Menschen ist, der vom Himmel kam. Ich fange bei der Krippe an.“
In einem Moment der Geschichte hat Gott sich sichtbar gemacht. Einmal, für alle Mal – wohl weil er wusste, dass wir Menschen das brauchen.
Katharina Werner ist evangelischlutherische Pfarrerin in Donauwörth.