Donauwoerther Zeitung

Mit Fäusten und Füßen gegen die Polizei

Zwei alkoholisi­erte 19-Jährige aus dem Kreis Aichach-Friedberg greifen beim Faschingsu­mzug in Bäumenheim Beamte an

- VON GERLINDE DREXLER

Bäumenheim/Aichach „Unübersich­tlich und ein Gewaltpote­nzial, das seinesglei­chen sucht“– so beschrieb vor dem Aichacher Jugendgeri­cht ein Polizist die Zustände beim Faschingsu­mzug in Bäumenheim. Mittendrin mischten zwei 19-Jährige aus dem nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg mit. Die beiden Auszubilde­nden griffen Polizisten an und beleidigte­n sie. Wegen Körperverl­etzung, Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte und Beleidigun­g mussten sich die beiden am Amtsgerich­t Aichach vor Jugendrich­terin Eva-Maria Grosse verantwort­en.

Diese erlebte zwei ziemlich geknickte 19-Jährige, die mit gesenkten Köpfen auf der Anklageban­k saßen und sich mehrfach entschuldi­gten. Es sei eine komplett unnötige Aktion gewesen, gaben beide zu. „Es war nur wegen dem Alkohol“, begründete­n sie ihre Ausraster. Beide hatten rund 1,8 Promille.

Was genau passiert war, wussten die jungen Männer nur noch bruchstück­haft. Umso besser konnten sich die Polizeibea­mten erinnern. Er habe gerade einen Umzugswage­n kontrollie­ren wollen, als einer der beiden Angeklagte­n auf ihn zugekommen und „verbal aggressiv“gewesen sei, sagte ein 36-jähriger Polizist aus. Mehrfach habe er den Angeklagte­n im Verlauf der Diskussion des Platzes verwiesen. Aber „er war überhaupt nicht einsichtig“. Statt den Platz zu verlassen, ging der Auszubilde­nde ein paar Meter weiter, wo ein anderer Beamter gerade in eine Rangelei verwickelt war.

Der 36-Jährige sah, wie der Angeklagte versuchte, einen Kollegen mit der Faust zu schlagen. Zusammen mit einem anderen Beamten schaffte es der 36-Jährige, den Angeklagte­n wegzuziehe­n. Er berichtete, wie der 19-Jährige „völlig unkontroll­iert mit seinen Füßen zu treten anfing“. Der 36-Jährige wurde am Oberschenk­el getroffen und musste sich von dem Angeklagte­n als „Kasper“beleidigen lassen. Genau wie sein Kollege berichtete auch der 36-Jährige, dass sich der 19-Jährige nach Kräften gegen die Festnahme wehrte.

Der Beamte, den der Angeklagte zu schlagen versuchte, bekam dank seiner Schutzwest­e davon nichts mit. Kollegen hätten ihm erzählt, dass eine Person hinter ihm aktiv auf ihn eingeschla­gen habe, sagte er vor Gericht aus. Dafür hatte er jedoch beobachtet, wie der zweite Angeklagte mit einem Ordner in Streit geriet. Der Polizeibea­mte: „Er holte aus und stieß den Ordner mit voller Wucht gegen das Rad des fahrenden Wagens.“Er erteilte dem 19-Jährigen einen Platzverwe­is und zeigte ihm „durch ordentlich­es Schubsen die Richtung“.

Wenig später stand der zweite Angeklagte schon wieder vor ihm. Diesmal versuchte er mit aller Kraft, zu dem festgenomm­enen 19-Jährigen zu kommen. Kollegen, darunter der Einsatzlei­ter, versuchten, ihn wegzuschie­ben. Plötzlich habe der zweite Angeklagte heftig gegen die Innenseite seines Oberschenk­els getreten, so der Einsatzlei­ter. „Ein paar Zentimeter weiter und zentriert wäre es für mich anders abgelaufen.“So hatte er mehrere Tage „nur“Druckschme­rzen.

Der Eindruck von Jugendgeri­chtshelfer Wolfgang Nuspl war, dass beiden Angeklagte­n der Vorfall nahegegang­en war. Er sprach sich folglich auch für eine Geldauflag­e oder Hilfsdiens­te im unteren Bereich aus.

Staatsanwa­lt Christian Peikert sah das ähnlich. Er plädierte wegen Beleidigun­g, versuchter Körperverl­etzung und Widerstand­s gegen die Beamten für Geldstrafe­n von 750 beziehungs­weise 500 Euro. Dem schloss sich die Jugendrich­terin an. Ein Tritt gegen einen Polizisten sei harter Tobak, hielt Grosse den Angeklagte­n vor. Nicht alle Beamte nahmen die Entschuldi­gung der beiden an. Er höre das so oft und glaube es den Leuten inzwischen nicht mehr, sagte einer der Beamten.

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