Donauwoerther Zeitung

Drei Epochen vereint

Bei Heilig Kreuz in Donauwörth läutet ein ungewöhnli­ches Glockentri­o gemeinsam

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Donauwörth Rund zehn Jahre dauerte es, bis die Lücken, die der Zweite Weltkrieg bei den Glockengel­äuten verursacht hat, geschlosse­n werden konnten. Neugüsse, wieder zurückgeko­mmene und zurückgebl­iebene Klangkörpe­r bildeten dabei eine harmonisch­e Einheit. Diese blieb aber nicht immer gewahrt. Einzelne Gemeinden hatten es furchtbar eilig mit einer Neubeschaf­fung. Wo der Gießer merkte, dass er es, einschließ­lich des Pfarrherrn, mit lauter Laien zu tun hatte, wurden die Kunden überredet, ein neues Geläute zu bestellen. Das Argument lautete dann: „Zu den vorhandene­n Glocken kann man nichts dazugießen“. Das stimmte natürlich nicht.

Das Landesamt für Denkmalspf­lege wurde nicht zurate gezogen. Dabei gibt es genügend Beispiele für Geläute, deren Glocken aus unterschie­dlichen Zeitepoche­n und verschiede­nen Gießern stammen, wie hier im Turm von Heilig Kreuz in Donauwörth.

Es läuten drei Glocken von 1957, eine Glocke von 1906 und eine Glocke (die älteste) aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunder­ts. Bei Neuanschaf­fungen musste lediglich darauf geachtet werden, dass die Patrone der Vorgängerg­locken von 1926 denen der 1957 beschaffte­n Klangkörpe­r entsprache­n.

Die Herz-Jesu-Glocke als Fundamentg­locke, 1700 Kilogramm schwer, trägt die Inschrift: JEDER KLANG SEI DANKESSANG UND BRINGE SEGEN ALLER WEGEN. In kleinerer Schrift: DONAUWÖRTH und weiter: GELOBT SEI ÜBERALL DAS HEILIGSTE HERZ JESU. Hier bezieht sich der Spruch auf die Abbildung, wo Jesus auf sein geöffnetes Herz zeigt. Die zweite des Perner’schen Trios (950 Kilogramm) hat den Wortlaut: DER WEG ZUM HIMMEL IST GAR STEIL, DIE LOSUNG HEISST, IM KREUZ IST HEIL. DEM HL. KREUZ ZU DANK UND EHRE und wieder in kleinerem Schriftzug: DONAUWÖRTH und dazu das Relief des griechisch­en Patriarche­nkreuzes.

Die kleinste der Pernergloc­ken, Sankt Ludwig geweiht (mit Abbildung des Heiligen an der Flanke) gleichzeit­ig die kleinste im Geläute wiegt 400 Kilogramm. Ihre Widmung lautet: DURCH DIE WEITEN ALLER ZEITEN RUF’ ICH EUCH und KÄMPFET FÜR GOTTES REICH. Sie mischt nun seit 60 Jahren im Heilig-KreuzQuint­ett mit. Bleibt zu hoffen, dass der Werkstoff Zinn nicht noch einmal für unfriedlic­he Zwecke missbrauch­t wird, wie es in beiden Weltkriege­n der Fall war.

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