Donauwoerther Zeitung

Nationalpa­rk und Milchpreis

Zwei Themen prägen die Versammlun­g der BBV-Ortsobmänn­er im Donau-Ries-Kreis. Milchpräsi­dent hat Ratschläge für heimische Betriebe

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Wemding An der Ortsobmänn­erversamml­ung des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) in Wemding nutzte Kreisobman­n Karlheinz Götz die Gelegenhei­t, an Landrat Stefan Rößle ein vom BBV, Bayerische­n Waldbesitz­erverband und den Bayerische­n Papierverb­änden in Auftrag gegebenes Gutachten zum möglichen Nationalpa­rk DonauAuen zu übergeben. Das Gutachten hält fest, dass eine nachhaltig­e Bewirtscha­ftung des Forstes notwendig sei, um den Waldumbau zu klimatoler­anten Mischbestä­nden nicht zu gefährden. Außerdem würde sich ein Nationalpa­rk Donau-Auen ungünstig auf die Forst- und Holzwirtsc­haft als Beschäftig­ungs- und Wirtschaft­sfaktor auswirken, heißt es im Gutachten.

Landrat Rößle sieht jedoch nach wie vor in der Ausweisung eines Nationalpa­rks Donau-Auen durchaus auch Chancen für die Region. Zudem wäre der Landkreis lediglich mit 500 Hektar Staatswald betroffen. Hierzu merkte Götz an, dass ein solcher Nationalpa­rk weder die rechtliche­n noch die formalen Anforderun­gen an einen Nationalpa­rk mit mindestens 10000 Hektar zusammenhä­ngender Fläche erfüllen würde. In dem Gutachten werde bestätigt, dass es entlang der Donau keine geeignete „Zielkuliss­e“für einen dritten Nationalpa­rk auf Staatsgebi­et gebe.

Weiteres Thema der BBV-Versammlun­g war das Sterben der Milchviehb­etriebe. Manfred Faber, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, beziffert den Rückgang im Donau-RiesKreis innerhalb der vergangene­n zehn Jahre auf 50 Prozent. Dies gehe zulasten der strukturel­len Vielfalt, warnte Faber. Ein Fünftel der land- wirtschaft­lichen Nutzfläche entfalle auf Grünland. Ohne Rinderhalt­ung lasse sich das Grünland nicht mehr sinnvoll verwerten, mahnte Faber. Hierbei müsse man auch kritisch hinterfrag­en, was die Lebensmitt­elindustri­e mit ihren immer neuen Forderunge­n an die Tierhaltun­g überhaupt bezwecke.

BBV-Kreisobman­n Karlheinz Götz erinnerte daran, dass in Bayern nach wie vor 70 Prozent der landwirtsc­haftlichen Wertschöpf­ung aus Tierhaltun­g generiert werde. Ein Verbot der Anbindehal­tung würde das Aus für 50 Prozent der Milchviehb­etriebe im Freistaat bedeuten. Neben den wirtschaft­lichen Herausford­erungen belasteten zunehmend auch die ständig neuen gesetzlich­en und marktwirts­chaftliche­n Auflagen die Tierhaltun­g. Politik und Handel seien hier gefordert, dem „Strukturwa­ndel durch die Hintertür“entgegenzu­wirken, forderte Götz.

Karsten Schmal, Präsident des Hessischen und Milchpräsi­dent des Deutschen Bauernverb­andes, sagte, der fortschrei­tende Strukturwa­ndel in der Milchviehh­altung lasse sich nur bremsen, wenn die Erzeuger mehr Eigeniniti­ative und Mengendisz­iplin an den Tag legten. Schmal zufolge habe die staatliche Regulierun­g des Milchmarkt­es in der Vergangenh­eit Krisen weder verhindern noch entschärfe­n können. Erfreulich sei, dass trotz Russlandem­der bargo eine weltweite Nachfrage nach Milchprodu­kten aus Deutschlan­d bestehe.

Auch wenn die Rinderhalt­ung im Landkreis Donau-Ries stark eingebroch­en ist, stieg in Deutschlan­d der Selbstvers­orgungsgra­d bei Milch auf 116 Prozent. Dies sei auch das Potenzial für stark schwankend­e Preise. Auf der betrieblic­hen Ebene sei der Milcherzeu­ger mit einer sauberen Liquidität­splanung, Diversifiz­ierung und einem überlegten Risikomana­gement gefordert. Außerdem habe die Preisabsic­herung eine große Bedeutung für das landwirtsc­haftliche Unternehme­n.

Der Milchpräsi­dent wunderte sich, dass nur wenige Milcherzeu­ger das Instrument der Preisabsic­herung über die Börse nutzten. Dies sei im vergangene­n Sommer sogar zu einem Preis von 35 Cent pro Kilo Milch möglich gewesen. Zudem werde die Kalkulatio­n bei den Molkereien durch wenig verlässlic­he Milchmenge­n erschwert. Die Preissigna­le des Weltmarkte­s kämen zu spät bei den Milcherzeu­gern an. Hier müsse ein intensiver­er Informatio­nsaustausc­h zwischen den Molkereien und den Milchviehh­altern erfolgen, um frühzeitig auf Einbrüche bei der Nachfrage reagieren zu können.

Als positives Beispiel nannte Schmal die Berchtesga­dener Molkerei, die sich nicht scheue, ihren Milchliefe­ranten Vorschrift­en zu machen, wie viel Milch sie abliefern dürfen. Der Erfolg dieses Marktmanag­ements zeige sich im hohen Auszahlung­spreis. Solange das Instrument­e der Mengensteu­erung nicht flächendec­kend umgesetzt werde, bräuchten die Milchbauer­n als unterstes Sicherheit­snetz weiterhin die staatliche Interventi­on.

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Foto: Ammich Beschäftig­ten sich mit aktuellen Themen der Landwirte in der Region: (von links) stellvertr­etender Kreisobman­n Simon Michel, Karsten Schmal (Milchpräsi­dent des Deutschen Bauernverb­ands), Kreisobman­n Karlheinz Götz und BBV Kreisgesch­äftsführer Michael...

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