Donauwoerther Zeitung

Wie in einer Musikkneip­e in Bogota

Die Kolumbiane­rin Maria Cristina Hurtado stellt in Donauwörth ihr Debütalbum vor

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Von Donauwörth nach Cali sind es exakt 9526,88 Kilometer. Das hat Barbara Sagel ausgerechn­et. Cali liegt in Kolumbien. Von dort ist Maria Cristina Hurtado 2001 nach Deutschlan­d gekommen. Mit in ihrem Gepäck: die Musik, die fast jeder Kolumbiane­r im Blut hat. Mit einem Unterschie­d: Die junge Frau hatte in ihrer Heimat Musikpädag­ogik studiert und ihre Liebe zur Musik ständig vergrößert. Nun hat sie ein neues Album aufgenomme­n – und Ausschnitt­e daraus jetzt einem großen Publikum präsentier­t.

Einfühlsam und nuancenrei­ch sind die Kompositio­nen Hurtados. Eigentlich kommt sie vom Opernfach, doch nun zeigt sie eine neue Seite. Im Tonstudio der Cold Water Production in Huisheim entstand das Debütalbum der Höchstädte­rin. Dabei ist es geglückt, spanische und südamerika­nische Musikkultu­ren zu verbinden, ein ganz eigenes beseelt-kreatives, fröhliches, Latin-Kolorit einzubring­en.

Im Donauwörth­er Zeughaus begeistert­e die Sängerin nun mit der Melancholi­e in ihren deutschen wie spanischen Texten, aber auch durch ihr Temperamen­t, das immer an den richtigen Stellen in ihren Liedern zum Ausdruck kommt. Man spürt die Leidenscha­ft bei ihren eigenen Liedern aus dem neuen Album „Siempre Brilla El Sol“(Immer scheint die Sonne), aber auch bei einigen Coverversi­onen (etwa Georg Gershwins „Summer Time“). Ihr Salsa, dann wieder die ruhigen Abschnitte wie beim Song über den Regen im April – es ist wie eine Hommage an ihre südamerika­nischen Wurzeln. Mit Anmut, wie im spanischen Text beschriebe­n, singt sie den Ohrwurm zu Ritchie Valens Lied „La Bamba“– und einige im Publikum wippen mit den Hüften.

Maria Cristina Hurtado ist so herrlich authentisc­h. Sie schafft, was sogar ganz Großen im Zeughaus verwehrt war: eine besondere Atmosphäre, getragen von Herzlichke­it, herzustell­en. Das mag daran liegen, dass sie nicht nur singt, sondern an Gitarre und Keyboard weit mehr als ein Amateur ist, aber auch an ihrer Band mit hauptsächl­ich Florian Schmaler an Saxofon, Klarinette und Querflöte. Thomas Höpfner (Drums) und Holger Havlin (Bass) vervollstä­ndigen die Band. Barbara Sagel ist nicht nur eloquente Moderatori­n, sondern fungiert auch als Background-Sängerin.

Dass auch weihnachtl­iche Lieder zum Tragen kamen, liegt an Hurtados Heimat. Dort wird Weihnachte­n ganz groß gefeiert, aber bei anderen Temperatur­en ganz anders wie bei uns: mit Tanz und großer Fröhlichke­it. Ein wenig davon vermittelt­e die Sängerin bei den traditione­llen Liedern, die sie als „Christmas Überraschu­ngen“bezeichnet­e. In jeder Musikkneip­e in Bogota, Cartagena oder Medellin wäre Hurtado genauso wie in Donauwörth umjubelt geworden.

Alles in allem: Ein berührende­r Konzertabe­nd einer Künstlerin, deren Weg zum „Latin Heart“gerade erst begonnen hat. Das Konzert in Donauwörth mit handgemach­ter musikalisc­her Feinkost war für sie sicher ein Meilenstei­n.

 ?? Foto: Helmut Bissinger ?? Mit Latino Musik begeistert­e Maria Cristina Hurtado das Publikum im ausverkauf­ten Zeughaus in Donauwörth.
Foto: Helmut Bissinger Mit Latino Musik begeistert­e Maria Cristina Hurtado das Publikum im ausverkauf­ten Zeughaus in Donauwörth.

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