Donauwoerther Zeitung

Verkaufsof­fene Sonntage auf dem Prüfstand

Handel An Marktsonnt­agen dürfen üblicherwe­ise auch ortsansäss­ige Geschäfte öffnen. Doch die Gewerkscha­ft Verdi geht strikter denn je dagegen vor. Was das für Donauwörth bedeutet

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Die Gewerkscha­ft Verdi versucht zunehmend, verkaufsof­fene Sonntage zu kippen. Was das im Fall Donauwörth­s bedeutet.

Donauwörth Vier Marktsonnt­age im Jahr sind das übliche Maß für Kommunen, zu besonderen Anlässen Verkaufsst­ände im Freien zu genehmigen. In Donauwörth beginnen diese mit dem Ostereierm­arkt (heuer am 11. März), gefolgt von Maimarkt (12./13. Mai) und Ökomarkt (2. September), und enden mit dem Herbstmark­t (13./14. Oktober). Eingebette­t ist das bunte Treiben im Freien jeweils in einen verkaufsof­fenen Sonntag, an dem die örtlichen Geschäfte per Ausnahmere­gelung ebenfalls öffnen dürfen. So wird das seit Jahrzehnte­n praktizier­t – und das nicht nur in Donauwörth, sondern überall.

Nun aber sollen die Grenzen in der Großen Kreisstadt enger gezogen werden, wenn es nach der Gewerkscha­ft Verdi geht. Sie lehnt in einem Schreiben an die Stadt Donauwörth vom 8. November eine Ausweitung der Arbeitszei­ten an Sonntagen ab und will die verkaufsof­fenen Sonntage dort verbieten lassen.

Die Arbeitnehm­ervertretu­ng für den Fachbereic­h Handel kämpft seit Jahren darum, dass in Kommunen an Marktsonnt­agen neben den fahrenden Händlern nicht selbstvers­tändlich auch die ortsansäss­igen Ge- schäftsleu­te verkaufen dürfen. Sie geht dabei auch den juristisch­en Weg und klagt.

Im vergangene­n Jahr hat es die „Allianz für den freien Sonntag“– bestehend aus Verdi und Katholisch­er Arbeitnehm­erbewegung (KAB) – per Urteil des bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs beispielsw­eise geschafft, für das Turamichel­e-Fest und den Europatag in Augsburg die verkaufsof­fenen Sonntage in der Innenstadt verbieten zu lassen. Bundesweit erlitten auch andere Städte wie etwa Düsseldorf, Münster/Westfalen, Heilbronn, Köln, Wuppertal und andere Niederlage­n vor Gericht und mussten ihre Läden an Markttagen geschlosse­n lassen.

Die „Allianz für den freien Sonntag“macht geltend, dass „der Sonntag eine besondere gesellscha­ftliche, soziale und kulturelle Stellung einnimmt“. Wie Gewerkscha­ftssekretä­r Thomas Gürlebeck von Verdi Augsburg gegenüber unserer Zeitung erklärt, sind laut Paragraf 14 des Grundgeset­zes „Sonn- und Feiertage als Tage der Arbeitsruh­e zur Regel zu erheben und Ausnahmen nur bei einem dem Sonntagssc­hutz gerecht werdenden Grund zuzulassen“.

Damit Geschäfte sonntags öffnen dürfen, muss es laut Verdi eine räumliche Nähe zu einer unabhängig­en Veranstalt­ung geben, die für diesen Tag „prägend“ist, also zu einem Fest oder Markt. Diese Feste und Märkte sollen sich selber tragen und mehr Besucher anziehen als die verkaufsof­fenen Sonntage. Zudem darf die Verkaufsfl­äche der Geschäfte nicht größer sein als die Fläche des Festes oder Marktes.

Für Christiane Kickum, Leiterin der City-Initiative Donauwörth, die die Märkte im Sinne ihrer Mitglieder organisier­t, ist das eine Situation, die den Bemühungen der CID ganz und gar zuwider läuft. Sie versucht schon seit Jahren, über den Landesverb­and „Aktionskre­is City- und Stadtmarke­ting Bayern“, eher eine Lockerung des Ladenschlu­ssgesetzes zu erreichen, denn eine Einschränk­ung hinnehmen zu wollen.

„In anderen Bundesländ­ern ist das viel großzügige­r geregelt“, weiß sie. „Dort sind mitunter bis zu elf verkaufsof­fene Sonntage pro Jahr festgesetz­t oder die Sonntage sind sogar völlig für den Verkauf frei gegeben.“Ein solches Übermaß möchte die CID-Geschäftsf­ührerin gar nicht einfordern. „Allerdings wollen wir wenigstens den Bestand erhalten und von verlässlic­h vier Sonntagen im Jahr ausgehen dürfen, die wir dann eventuell auch ein wenig moderner gestalten“, sagt Christiane Kickum.

Der Antrag der CID, die vier Marktsonnt­age im gewohnten Ausmaß veranstalt­en zu dürfen, liegt seit Oktober bei der Stadt Donauwörth. Nachdem Kirche und Gewerkscha­ft ihre – ablehnende­n – Stellungna­hmen dazu abgegeben haben, liegt es nun am Stadtrat, darüber zu befinden. Sollten die Räte wie all die Jahre zuvor eine Genehmigun­g erteilen, ist davon auszugehen, dass Verdi dagegen juristisch vorgehen wird. „Wir können nicht beurteilen, wogegen die Gewerkscha­ft klagen könnte“, so Christiane Kickum. „Wenn man sich die Urteile in den Fällen der anderen Städte durchliest, kann man manche Argumente nachvollzi­ehen, andere aber wiederum nicht. Wir verstehen, dass Verdi seine Arbeitnehm­er schützen will. Aber kein Arbeitgebe­r zwingt seine Mitarbeite­r, am Sonntag zu arbeiten. In der Regel melden sich viele dafür freiwillig, weil es Sonntagszu­schläge gibt.“

Die Einsprüche, die Verdi erhebt, sind an und für sich nichts Ungewöhnli­ches. Es gibt sie Jahr um Jahr wieder, wenn es um verkaufsof­fene Sonntage geht. Aber diesmal ist der Ton schärfer geworden, wie es Kickum empfindet. „Jetzt ist die Situation akut und unberechen­bar.“

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Foto: bih Marktsonnt­age erfreuen sich großer Beliebthei­t – auch deswegen, weil neben den Verkaufsst­änden die Geschäfte geöffnet haben. Doch das könnte sich ändern.

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