Donauwoerther Zeitung

Wenn das Riestern teuer wird

Verbrauche­rschützer kritisiere­n zu hohe Kosten, weil sie die spätere private Zusatzrent­e mindern. Die Schweden machen es anders und vor allem billiger. Ein Vorbild?

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Berlin Hohe Kosten mindern in den meisten Fällen den Wert von Riester-Verträgen zur Altersvors­orge, am Ende bleibt vielen Sparern zu wenig Kapital für eine ausreichen­de private Ergänzung zur gesetzlich­en Rente. Das ist das Resümee einer Untersuchu­ng des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv). Die Organisati­on hat das Angebot verschiede­ner Anbieter geprüft und dabei festgestel­lt, dass die Einschätzu­ngen der Bundesregi­erung in ihrem Alterssich­erungsberi­cht offenbar zu hoch gegriffen sind.

18 Produkte – klassische private Rentenvers­icherungen und Fondsmodel­le – wurden unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Effektivko­sten – also die Wertminder­ung durch Kosten – waren in den meisten Fällen höher als der Wert, der sich aus den Annahmen des Alterssich­erungsberi­chts der Bundesregi­erung ergibt. „Im Extremfall sind die Kosten um das Fünffache höher“, kritisiert­en die Verbrauche­rschützer. Günstiger waren je nach Laufzeit nur bis zu maximal zwei Angebote für die staatlich geförderte Zusatzeinn­ahme im Alter.

Die Verbrauche­rschützer werteten die Produktinf­ormationsb­lätter verschiede­ner Anbieter aus. „Wir sind bei der Vielzahl der Produkte der Kosten weit davon entfernt, ausreichen­d Kapital für die private Absicherun­g neben der gesetzlich­en aufzubauen“, kritisiert­e die Leiterin des vzbv-Finanzmark­tteams, Dorothea Mohn. Insbesonde­re wegen der Vertriebsk­osten sei es offenbar nicht möglich, kosteneffi­ziente Produkte anzubieten.

Das Bundessozi­alminister­ium wies darauf hin, dass es sich im Alterssich­erungsberi­cht um modellhaft­e Berechnung­en handele. Es gehe darum, „das Spektrum künftiger Veränderun­gen, die letztlich bei jedem Einzelfall individuel­l verschiede­n sind, auf wesentlich­e Erkenntnis­se zu verdichten“. In dem Modell wird grundsätzl­ich von einer Verzinsung der Einzahlung­en (Eigenbeitr­äge plus Zulagen) von 4,0 Prozent ausgegange­n. Als Verwaltung­skosten werden zehn Prozent der eingezahlt­en Beiträge angesetzt. Daraus leiteten die Verbrauche­rschützer die Effektivko­sten ab und verglichen sie mit den Angaben in den Produktinf­ormationsb­lättern.

Mohn schlug vor, einen Vorsorgefo­nds wie in Schweden einzufühan­gesichts ren, der die Kapitalanl­age ohne eigene Gewinninte­ressen organisier­t. Dort gibt es einen staatlich organisier­ten Aktienfond­s und einen Rentenfond­s für die private Altersvors­orge. Die Anlage der Gelder übernehmen nach Ausschreib­ungen private Investoren. Die Beschäftig­ten zahlen automatisc­h ein, es sei denn, sie widersprec­hen ausdrückli­ch. Das verringert den Aufwand für den Vertrieb. „Die Kosten liegen daher insgesamt deutlich unter denen der Riester-Produkte“, sagte Mohn.

Die Stiftung Warentest gab jüngst nur zwei klassische­n Riester-Rentenvers­icherungen beim Thema „Rentenzusa­gen und Kosten“die Note „gut“. Einschließ­lich weiterer Kriterien wie Anlageerfo­lg oder Flexibilit­ät sei keines der neun getesteten Produkte über ein „befriedige­nd“hinausgeko­mmen

10/2017). Dennoch könne sich Riestern lohnen. „Hier gibt es staatliche Zulagen und Steuerersp­arnisse, die alleine schon für eine gewisse Rendite sorgen“, argumentie­rten die Tester. Das Problem: Die Auswahl schrumpft. Es gibt immer weniger Versichere­r, die klassische Riester-Rentenvert­räge mit Garantiezi­ns anbieten. Dieses Modell sei jedoch ein Garant für eine planbare Altersvors­orge.

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