Preise für Öl und Benzin ziehen an
Defekte Pipelines, die Krise im Iran: Energie wird in Deutschland noch teurer. Wie teuer, hängt auch vom Ausgang der Gespräche zwischen Union und SPD ab
Frankfurt Energie wird in Deutschland immer teurer. Mitten in der Heizperiode müssen sich die Verbraucher nicht nur auf weiter steigende Kosten für Heizöl einstellen. Auch Autofahrer und Haushalte werden nach Einschätzung von Experten mehr für Sprit und Strom bezahlen müssen.
In dieser Woche hat der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl der für den europäischen Markt wichtigen Sorte Brent mit 68,27 US-Dollar den höchsten Stand seit Mai 2015 erreicht und alleine in den vergangenen drei Wochen um etwa zehn Prozent zugelegt. Nach Angaben des Internetportals Clever-tanken.de wurde ein Liter Diesel im Dezember im Schnitt für 1,18 Euro verkauft, dies ist der höchste Durchschnittspreis für einen Monat, der im Jahr 2017 erfasst wurde. Der Liter Super E10 kostete durchschnittlich 1,33 Euro, das sind etwa sechs Cent mehr als im Jahr zuvor.
Die Ursachen für die Rallye am Ölmarkt sind vielfältig. Rohstoffanalysten zählen neben der unsicheren Lage im Iran noch eine ganze Reihe von Gründen auf: Danach hat anderem die Schließung einer wichtigen Pipeline in der Nordsee kurz vor dem Jahreswechsel die Ölpreise angetrieben: Wegen eines Lecks wurde ein großer Teil der britischen Ölförderung aus der Nordsee gestoppt. Einen ähnlichen Effekt hatte ein Bombenanschlag auf eine wichtige Ölpipeline in Libyen.
Den jüngsten Auftrieb erhielten die Notierungen am Ölmarkt durch die gewalttätigen Proteste im wichtigen Förderland Iran. Eine weitere Eskalation, befürchtet der Analyst Eugen Weinberg von der Commerz- bank, könnte auch die iranischen Öllieferungen beeinträchtigen. Das Land am Persischen Golf fördert im Moment etwa 3,8 Millionen Barrel Rohöl pro Tag und ist damit der drittgrößte Produzent der Organisation erdölexportierender Länder.
Steffen Bock, der Geschäftsführer von Clever-tanken.de, bezweifelt, dass die Kraftstoffpreise an den Tankstellen im neuen Jahr rasch wieder nachgeben. Auf längere Sicht allerdings rechnen Experten auch wieder mit entlastenden Effekten: Je stärker der Ölpreis auf dem Weltunter markt steigt, desto eher rentiert sich die vergleichsweise teure Förderung von Schieferöl durch die umstrittene Fracking-Technik in den USA. Damit fließt dann auch wieder mehr Öl auf den Markt.
Die Strompreise für private Haushalte dürften im laufenden Jahr nach einer Studie der Denkfabrik Agora Energiewende um etwa 1,4 Prozent steigen. Nach den Worten von Agora-Chef Patrick Graichen liegt das im Moment allerdings weniger an den hohen Kosten für erneuerbare Energien als an den Preisen im Stromgroßhandel, die ihrerseits durch teurere Rohstoffe wie Erdöl angetrieben werden.
Wie weit die Energiepreise noch steigen, hängt auch von den Gesprächen über eine Große Koalition ab. Die SPD diskutiert offenbar über höhere Abgaben auf Gas, Benzin oder Heizöl, um den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu finanzieren. Die Existenz eines entsprechenden Papiers, aus dem mehrere Zeitungen zitieren, wird von der SPD nicht bestritten. Allerdings sei es kein Papier für die Sondierung mit der Union.